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Wallentin, Jan

Wallentin, Jan

Titel: Wallentin, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strindbergs Stern
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die
blassgraue Oberfläche eines Computerbildschirms.
    »Die Küche
eignet sich wohl doch besser«, entschied die Fotografin.
    Sie spürte
erneut die Hand des Tauchers auf ihrem Rücken, als er sie hinausführte.
     
    In der
Küche erwiesen sich die Lichtverhältnisse als optimal. Das dünne Leinen der
Gardinen würde wie eine Art Filter fungieren, geradezu perfekt für die Art von
Fotos, die sie machen wollte. Erik Hall, der etwas verträumt am Küchentisch
sitzen und seinen überdimensionalen Kopf auf eine Hand stützen würde.
Persönlich, so hatte es der Praktikant doch gewollt.
    Die
Fotografin arbeitete schweigend, und eine ganze Weile waren das rhythmische
Klicken des Auslösers und ihre Atemzüge beim Wechseln der Position die einzigen
Geräusche, die zu hören waren.
    »Sie
scheinen jedenfalls zu wissen, was Sie tun«, meinte der Taucher.
    Sie
lächelte ihm flüchtig zu, nur noch ein paar Bilder ... Hall fuhr fort:
    »Übrigens
... da ist noch eine Sache, die die ganze Geschichte hier in ein anderes Licht
rückt, und die ich Ihnen gern erzählen würde.«
    »Mm«,
murmelte sie und knipste ein letztes Bild. »Sie scheinen ja ein weibliches
Wesen zu sein, das dichthalten kann. Ich meine, ein Geheimnis für sich behalten
kann.«

»Ja,
schon.«
    Sie zog
die Schutzkappe über das Objektiv und ließ die Kamera los, so dass sie vor
ihrem Bauch baumelte. »Und was ist das für ein Geheimnis?«
    »Na ja, in
gewisser Weise ist es vielleicht etwas dumm gelaufen, aber ... da unten im
Bergwerk habe ich ein paar Dinge gefunden, die ich nicht ...«
    Der
Taucher löste seinen Blick von ihr und schaute durchs Küchenfenster hinaus in
Richtung des Kieswegs und der Pfähle des Holzzauns.
    »Sie wissen
ja, ich stand ziemlich unter Schock, als ich wieder hochkam, so dass ich alles
einfach nur in meine Taschen geschmissen habe. Und die Polizei ... als ich
nach Hause zurückkam, standen die Taschen einfach vor meiner Haustür. Sie
hatten sie, glaube ich, noch nicht mal geöffnet, denn die Sachen waren alle
noch da. Sie haben auch keine Fragen gestellt, und ich ... Ich hab es irgendwie
auch nicht erzählt. Man kommt sich ja ziemlich blöd vor, wenn man so viele Tage
später noch damit rausrücken soll.«
    »Dinge wie
diese alten Zeitungen, die die Polizei unten im Bergwerk gefunden hat, oder
was?«
    Hall
grinste.
    »Ja, jetzt
wird das Ganze schon etwas spannender, oder?« Er betrachtete sie lange Zeit
schweigend, bis sie ihren Blick abwenden musste. »Warten Sie kurz.«
    Der
Taucher stand auf und verschwand in den Flur hinaus. Als er ein paar Minuten
später zurückkam, hatte er ein zusammengerolltes Handtuch aus weinrotem
Frottee in der Hand.
    Er legte
es auf den Küchentisch und rollte es langsam aus. Darin lag ein elfenbeinfarbenes
Kreuz mit einer Ose. Es hatte eine Form, die die Fotografin unmittelbar
zuordnen konnte.
    »Das ist
eine Art Anch-Kreuz, oder?«, fragte sie.
    Dann
runzelte sie die Stirn.
    »Aber es
ist doch aus Plastik.«
    »Aus
Plastik? Nein ...«, entgegnete Erik Hall.
    Er reichte
es ihr, damit sie es mit den Fingern berühren konnte. Ja, aber war es denn
nicht aus Plastik? Es war ganz leicht und aus einem Guss geformt wie ein
billiges Spielzeug.
    »Der
Schlüssel zur Unterwelt, hab ich gelesen«, erklärte er.
    »Wie bitte?«
    »Das
Anch-Kreuz wird in Ägypten auch der Schlüssel des Osiris beziehungsweise der
Schlüssel zur Unterwelt genannt. Das kann man überall im Internet nachlesen,
man muss nur danach suchen.«
    Die
Fotografin biss sich auf die Lippe.
    »Sie
meinen also, dass dieses Plastikkreuz hier unten im Bergwerk lag?«
    »Es ist
kein Plastikkreuz!«, fauchte der Taucher. »Ich hab es da unten gefunden«,
beteuerte er und hielt es fest umschlossen. Sie schaute vom Taucher zum Kreuz
und wieder zurück. »Und das ist also Ihr Geheimnis?«
    Sie sah,
dass der Taucher schluckte, und seine Augen irgendwie zu glänzen begannen.
    »Das ist
ja phantastisch«, rief die Fotografin aus.
    Doch sie
hörte selbst, dass sie nicht ganz überzeugend klang, was der Taucher ebenfalls
zu merken schien:
    »Ich hab keine
Ahnung, mit was ihr Journalisten euch beschäftigt. Aber das hier verleiht dem
Ganzen doch eine völlig neue Dimension. Die Frage ist ja, was hatte das Kreuz
dort zu suchen?«
    Dann legte
er seinen Fund zurück aufs Handtuch und begann es schnell wieder einzurollen.
    »Wenn Sie
irgendetwas darüber verraten, werde ich Sie, verdammt nochmal umbringen.«
    Zuerst war
sich die Fotografin nicht ganz sicher, ob

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