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Wallentin, Jan

Wallentin, Jan

Titel: Wallentin, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strindbergs Stern
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die
Treppe zur Glasveranda des Sommerhauses hinauf.
    Vor den
mit Sprossen versehenen Glastüren zog sie rasch ihre Turnschuhe aus. Es
erschien ihr hier wie eine Selbstverständlichkeit. Die grün gestrichenen
Holzdielen glänzten, und aus dem Inneren des Hauses drang ein scharfer Geruch
nach Reinigungsmitteln.
    Der
Taucher wies ihr den Weg durch den Flur in einen Wohnraum mit niedriger Decke,
einer rosafarbenen Sitzgruppe und Großmuttergardinen mit Spitze. Dann folgte
ein weiterer Flur mit Flickenteppichen und bestickten Wandbehängen, bis sie
schließlich in die Küche gelangten.
    Dort
blubberte die Kaffeemaschine auf einer Anrichte mit einem rotkarierten
Tischläufer, und aus dem gusseisernen Kaminofen in der Ecke konnte man das
Knacken und Knistern von Birkenholzscheiten hören. Erik Hall nahm die
Kaffeekanne, füllte zwei Becher und reichte einen der Fotografin. Dann schlug
er ihr vor, sich auf das ausziehbare Sofa zu setzen.
    Als die
Fotografin sich zwischen Tisch und Sofa gezwängt hatte, schob der Taucher den
Eichentisch so nahe an sie heran, dass er beinahe ihre Beine einklemmte. Er
selbst setzte sich breitbeinig in einen Lehnstuhl auf der anderen Seite des
Tisches.
    Es gab nur
fünf Fotografen beim >Dalakurir<, und eigentlich hatte sie es eilig. Aber
vielleicht, so dachte sie, lohnten sich ein paar zusätzliche Minuten Small
Talk, um die Stimmung etwas aufzulockern. Denn anfänglich wirkte der Taucher
eher angespannt.
    Offensichtlich
war so ziemlich alles schiefgelaufen: Die anderen Zeitungen hatten ihn falsch
zitiert, was technische Details im Hinblick auf Bergwerkswissen und Tauchen
betraf, was dazu führte, dass Erik Hall selbst als jemand dastand, der keine
Ahnung hatte. Und als er dann versuchte, die Fakten zu berichtigen, war er mehrfach
kurz abgefertigt worden.
    Außerdem
hatte er noch so viel mehr zu berichten - das hier war nämlich lediglich der
Anfang. Aber gab es überhaupt jemanden, für den es sich lohnte, es zu erzählen?
    Man nehme
zum Beispiel nur mal den Dalakurir. Die Zeitung hatte es ja nicht mal
geschafft, seinen Reporter herzuschicken, oder? Journalisten waren doch so
unglaublich schlappe Typen, die jegliche Form von Professionalität vermissen
ließen.
    Daraufhin
hatte Erik Hall einen langen Monolog über Professionalität gehalten, der mit
dem Bericht darüber endete, dass er selber in einer Elektrofirma in Falun
gearbeitet hatte, deren Mitarbeiter ebenfalls nicht die richtige Einstellung
besaßen. Die Fotografin hatte genickt und ihm beigepflichtet, bis Hall anfing,
ihr privatere Fragen zu stellen. Da hatte sie auf ihren leeren Becher gezeigt
und gesagt, dass sie sich gerne etwas umsehen würde, um einen geeigneten Ort
mit ausreichend Licht ausfindig zu machen.
    »Wenn Sie
möchten, können wir einen Blick auf meinen Taucheranzug werfen, von dem wollen
Sie doch bestimmt gerne ein Bild haben«, schlug Erik Hall vor.
    Er rückte
den Tisch ein wenig vom Sofa ab, so dass sich die Fotografin wieder
hinauszwängen konnte.
     
    Im Flur
vor der Küche schloss der Taucher eine blau gestrichene Bauerntür auf. Sie
führte in einen rechteckigen saalähnlichen Raum, in den die Nachmittagssonne
immer noch hineinschien.
    Durch die
Fensterreihen konnte man auf die Rasenfläche hinter dem Haus sehen, die
jenseits des Holzzauns in einen mit Kiefern bewachsenen Abhang überging. »Wie
schön«, sagte sie.
    »Meine
Mutter hat das ganze Haus auf Vordermann gebracht. Sie und ich waren jeden
Sommer hier. Und ich will, dass es so bleibt, wie es damals war.«
    Die
Fotografin nickte.
    »Es ist
phantastisch hier. Wenn man den Hügel runtergeht, kann man baden. Manchmal sind
überall Seerosen und Algen, aber in diesem Jahr ist das alles kein Problem.«
    Der
Taucheranzug hing auf einem Bügel an der Schmalseite des Saals an einer
angelehnten Tür, so dass er aussah wie ein Mensch ohne Kopf.
    »Sie
möchten bestimmt wie die anderen auch, dass ich ihn anziehe. Soll ich?«
    Er machte
einen Ansatz, seinen Pulli auszuziehen, doch die Fotografin wiegelte rasch ab:
    »Nee, nee,
hier soll es ja um Sie gehen und nicht ums Tauchen; wir hätten schon gerne
etwas persönlichere Bilder. Vielleicht gehen wir doch lieber in die Küche, oder
wenn Sie einen anderen Platz haben, an dem Sie ...«
    Sie griff
nach dem Stoff des Anzugs, und die Tür glitt auf. Dort drinnen roch es völlig
anders, muffig. Sie erblickte ein durchgelegenes Bett mit einigen
Hochglanzzeitschriften auf der schmuddeligen Bettwäsche ausgebreitet sowie

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