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Wallner beginnt zu fliegen (German Edition)

Wallner beginnt zu fliegen (German Edition)

Titel: Wallner beginnt zu fliegen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas von Steinaecker
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eine ganze Weile gewartet. Sie sagt auf rumänisch, das Ehepaar sei schon gegangen, es habe großes Interesse gezeigt, sie wolle Costin etwas zeigen, lieber gleich, ehe sie es dann vergesse und er weg sei. Im Hobbyraum hat sie die Sachen von Tata eingestellt, die aus seiner Hütte im Kinderdorf, typisches Afrika-Zeug, ein bunter Flickenteppich, ein Klappschreibtisch, ein paar so Statuetten, geschnitzte Negerköpfe, außerdem seien noch Bücher und Kleidungsstücke in den Umzugkartons, die da so rumstehen, ob Costin etwas brauche, die Bücher seien auf französisch übrigens, Ana kenne jetzt ihre, Costins und Jessicas Wohnung, nicht, aber für irgend etwas habe man ja immer Verwendung, sie, Ana, könne die Sachen jedenfalls nicht um sich haben, Costin wisse schon.
    Costin sagt auf deutsch, Jessica und er seien nicht mehr zusammen.
    Ana sagt auf deutsch, sie habe gedacht, Jessica und Costin seien noch zusammen.
    Costin sagt auf deutsch, Jessica und er seien nicht mehr zusammen.
    13
    Er sitzt auf der Bank im Pausenhof und ißt ein Knoppers. Knoppers – Die kleine Waffel mit dem großen Effekt . Seit er mit den PingPongs einen Werbespot für den Scheiß gedreht hat, hat er so Bons, 500 ungefähr, die er in jedem Supermarkt gegen Knoppers eintauschen kann. Einziger Nachteil: Jedesmal, wenn er ein Knoppers ißt, hört er diesen Satz, den er bis zum Erbrechen vor der Kamera wiederholt hat. Es ist große Pause. Noch zehn Minuten, dann beginnt die fünfte Stunde. Sein Deutschlehrer, Herr Heindl, hat vorhin herund dann gleich wieder weggeschaut.
    14
    Rechts im Hof sind die Unterstufler. Eine Gruppe Mädchen und Jungs spielen was— was, ist nicht so ganz zu erkennen. Sie laufen zu der Betonumrandung, in der die Pappel steht, rauscht, bleiben da stehen, laufen geschlossen wieder ein paar Meter zu einem scheinbar fest markierten Punkt und wieder zurück zur Betonumrandung und so weiter, lachend, total kirre. Ein Mädchen trägt das Outfit von Agata aus der ersten Popstar -Staffel, sieht eigentlich auch identisch aus wie Agata, nur halt in klein.
    15
    „Costin?“
    Costin schaut sich um und dann wieder auf Quirin in Nadelstreifenanzug und rosa Krawatte hinter dem Schalter. Kein Zweifel: Quirin hat Costin schon auf den ersten Blick erkannt, obwohl der doch seine Standardverkleidung trägt: Mega-Kim-Jong-Il-Sonnenbrille (gelbgetönt), hochgestellter Anorak-Kragen, in die Stirn gezogenes I love Austria -Cap (auf der PingPongs -Österreich-Tour in Linz gekauft).
    Eigentlich wollte Costin ja in die Chamer Filiale der Dresdner Bank gehen, nach Quirin Lothar fragen, der dort, wie er aus dessen letzter SMS von vor zwei Jahren weiß, arbeitet, sich, durch die Verkleidung anonym, bei ihm nach einer Lebensversicherung erkundigen und sich erst am Ende beim Abschluß des Vertrages und der damit verbundenen Nennung des Namens zu erkennen geben. Quirin hätte Augen gemacht.
    Während sie im Rigoletto , dem Italiener gegenüber der Filiale, auf das Mittagessen warten, sagt Quirin: „Und – was treibt dich . . .“
    OK. Jetzt kommt die Standpauke.
    Costin sagt: „Mein Vater ist gestorben.“
    Quirin ist platt. Costin muß irgendwas sagen, damit in dieser Mittagspause noch ein halbwegs normales Gespräch zustande kommt. Costin fragt: „Ist Marco auch irgendwo?“
    Quirin sagt: „Das habe ich ja gar nicht gewußt. Das tut mir sehr leid. Das tut mir leid. Kommst du klar?“
    Costin nickt, Quirin soll jetzt mal die Beileidstour beenden und weiterreden.
    „Ja, der Marco“, sagt Quirin, „der Marco ist in Hof, Gymnasium, Geschichte, Deutsch.“
    „Sara?“
    „Anwaltskanzlei, München.“
    „Verheiratet mit Bernd?“
    „Mit Christof.“
    „Ach ja, Christof. Bernd ist der andere. Sonst irgendwer von unserem Jahrgang hier?
    „Nein.“
    „Der Tobi? Der Vogt?“
    „Der Tobi. Ja.“
    „Spacko-Tobi? Echt? Spacko-Tobi?“
    Costin macht mit den Armen Verrenkungen und grunzt dazu.
    „Ja.“
    Quirin lacht kurz.
    „Seit dem Studium sind der Tobi und ich eigentlich ganz gut befreundet. In der Schule war der vielleicht bißchen seltsam, aber jetzt ist der voll OK, du weißt schon.“
    Pause.
    „Und bei deinen Eltern? Alles fit bei deinen Eltern?“
    „Ja. Doch.“
    „In der Bank?“
    „Ja.“
    Na super, das läuft ja.
    „Freundin?“
    „Ich bin verheiratet. Mit der Susi. Wir haben eine kleine Tochter. Die Veronika.“
    OK, Costin hat jetzt auch gerade das „R“ zum ersten Mal seit wie lange? Oberpfalzstyle vorne und nicht hinten im Mund

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