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Wallner beginnt zu fliegen (German Edition)

Wallner beginnt zu fliegen (German Edition)

Titel: Wallner beginnt zu fliegen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas von Steinaecker
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Schloßberg zu einem schwarzen Strich zusammengeschrumpft.
    Das Telefon klingelt.
    „Beck. Ich sollte Sie daran erinnern, daß der Herr Schmaderer um elf einen Termin hat“, sagt Frau Beck.
    „Danke Ihnen“, sagt Wallner.
    Mit einem Ruck ist er aufgestanden. Schmaderers Akte liegt aufgeschlagen vor ihm. Wallner geht ins Sekretariat, Frau Beck schaut überrascht vom Computer auf. Sie hat nicht mit Wallner gerechnet. Wenn sie sich, wie jetzt, sicher vor ihm glaubt, macht sie Internet-Shopping, Wallner weiß das, aber das spielt in diesem Augenblick keine Rolle. Er nimmt seinen Übergangsmantel von der Garderobe und sagt: „Ich habe noch etwas Wichtiges zu Hause vergessen, bin in einer Viertelstunde wieder zurück.“ Er eilt durch den Flur. Ana kommt ihm entgegen, er dachte, sie komme erst um elf in die Firma. Sie lächelt ihm zu.
    „Hast du wieder was liegengelassen zu Hause?“ fragt sie.
    Der Streit gestern abend wegen dem Sofa, das sie, ohne Wallner zu fragen, bestellt hat, scheint kein Thema mehr zu sein.
    „Ja“, sagt er kurz und weicht ihrem Blick aus. Wallner spürt förmlich, wie sich ihre Gesichtszüge verhärten, wie Ana das hier verletzt. „Entschuldigung“, sagt er schnell, geht zurück, umarmt sie, „Entschuldigung“, hält sie fest, möchte sie nicht loslassen, „ich muß weiter“, er schluckt, wendet sich ab, geht durch die Glastür.
    Im Treppenhaus hallen seine Schritte, als er hinunterläuft, viel zu laut, der Kieselstein in seinem Kopf drückt, es ist kaum auszuhalten. Auf dem Parkplatz atmet Wallner tief ein und aus, geht, als ihm schwindelt, in die Hocke, der teure Mantel schleift im Dreck, die Sonne scheint, keine Wolke ist am Himmel. Auf dem Weg nach Hause fällt Wallner ein, daß Costin ja heute freihat. Costin wird ihn sehen, fragen, was los sei. Wallner fährt direkt zum Bahnhof. Er kann sich ja später alles, was er braucht, kaufen. Er beschließt, die Fahrkarte erst im Zug zu lösen, und zwar sukzessive, eine nach Nürnberg, eine nach München, eine nach Paris, damit, falls Nachforschungen angestellt werden und die Frau am Schalter gefragt wird, seine Spuren verwischt sind.
    Wallner setzt sich auf die Bank am Bahnsteig. Der Regionalexpreß nach Nürnberg hat Verspätung. Wallner weiß plötzlich, daß er nicht in den Zug nach Nürnberg, nach München oder nach sonstwohin einsteigen wird, er hat es die ganzen letzten Minuten gewußt, seit er das Firmengelände verlassen hat, um elf ist der Termin mit Schmaderer. Wallner steht auf, aus dem Augenwinkel hat er bei dem Getränkeautomaten neben ihm, ein paar Meter entfernt, einen Mann warten sehen, ungefähr 1,85 groß, leicht untersetzt, schon etwas älter, brünettes Haar, spitze Nase, blauer Mantel, Wallner läuft es eiskalt über den Rücken. Was ist denn, wenn ihn jemand hier sieht, jemand, der ihn kennt, jemand, der Schmaderer kennt, der Wiget kennt und der ihm, vielleicht zufällig, erzählt, daß er Wallner werktags vormittags am Bahnsteig traf, übrigens, weißt du, wen ich neulich.
    Auf der Treppe der Unterführung hat Wallner sich noch einmal kurz umgedreht, ob ihm der Mann am Bahnsteig nachsieht. Der Mann hat ihm in die Augen geblickt, auch er hat sich auf der Treppe zur Unterführung gegenüber umgedreht. Der Mann ist Wallner. Ungläubig betrachtet er sich selber noch ein paar Sekunden im Spiegel auf der Rückseite des Getränkeautomaten.
    Auf dem Weg vom Parkplatz zur Firma drückt Wallner auf den Knopf am Schlüsselbund, um das Auto abzusperren. Summend klappen sich die Seitenspiegel ein. Wallner steigt die Treppe hoch, geht durch den Flur, im Sekretariat schüttelt er Schmaderer, der schon wartet, die Hand, hält ihm die Tür zum Büro auf. Schmaderer setzt sich, Wallner schaut auf die aufgeschlagene Akte vor sich und sagt: „Ja, Herr Schmaderer, also das mit dem Rabatt, das verhält sich wie folgt. Bei einer Abnahme von drei Traktoren gewähren wir einen Rabatt von sieben Prozent.“
    09
    Er schließt den Kühlschrank und belegt einen Toast mit Emmentalerscheiben. Jemand kommt die Treppe heruntergerannt.
    Costin steckt seinen Kopf durch die angelehnte Küchentür und sagt: „Ciao, Tata. Heute schon so früh zu Hause?“
    Wallner sagt: „Und du? Diese Tanzgeschichte?“, während er überlegt, wann die Angst, die er immer hatte, als er dieses winzige Baby in den Armen hielt, als Costin auf seinem Rolli in der Garageneinfahrt seine Kreise drehte, als Costin auf der gemeinsamen Radtour nach Tschechien außer

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