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Wallner beginnt zu fliegen (German Edition)

Wallner beginnt zu fliegen (German Edition)

Titel: Wallner beginnt zu fliegen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas von Steinaecker
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ausgelost worden, oder? Obwohl . . . wenn Costin jetzt für eine Sekunde zurückdenkt . . . Frieder (kreischend, mit beiden Beinen rumpelstilzchenmäßig auf den Boden stampfend): „ Ich will dieses Bett!“
    Plötzlich hat Aylin ihn auf das Bett gedrückt und die Decke über sie beide gezogen. Direkt in sein Ohr und damit auch für jedes noch so superempfindliche Mikro garantiert nicht zu hören sagt sie: „Weißt du, daß ich schon seit den letzten zwei Monaten wahnsinnig auf dich stehe, eigentlich schon seit deinem Auftritt bei Kika , du kleiner Archäopterix, ich habe mich nur nicht getraut, es dir zu sagen, weil ich, na ja, ich glaube, ich bin echt ein bißchen verliebt in dich, und da will ich das nicht, daß das die Leute mitbekommen, mit so was macht man keinen Spaß.“
    Costin ist platt. Und spontan etwas sauer, weil die Situation hier eh schon stressig genug ist, da soll die jetzt nicht so einen Zirkus machen, keine großen Gefühle, und wenn, dann bitte so, daß es auch die da draußen mitbekommen. Aber Aylin hat ihn schon zu sich gezogen, ihn zu küssen begonnen.
    Als dann wenig später die Decke zu Boden gerutscht ist, scheint es Aylin plötzlich nichts mehr ausgemacht zu haben, daß sie beide jetzt für die Kamera zu sehen gewesen sind – Aylin: Kittel, Schürze, Unterrock gelüpft, Träger von Kittel heruntergerutscht, Busen bloß; Costin: Lederhose bis zu den Knien heruntergelassen; Aylin: Beine um Costin geschlungen; Costin: Aylin penetrierend –, ja, Aylin scheint gar nichts davon mitbekommen zu haben, sie hat, soweit das Costin in der Dunkelheit sehen kann, den Kopf zurückgelegt, die Augen geschlossen, stöhnt sehr leise, unterdrückt, sie muß das hier wirklich genießen (Costin hat in seinem Leben schon relativ viel erlebt, inklusive fakes).
    Damit er nicht kommt – Costin darf auf keinen Fall kommen . . . das wäre ja noch schöner: Kind mit Ex- Kika -Moderatorin live bei Reality-Show namens Almtrieb gezeugt, zehn Jahre später: Kuck, mal, Kleiner! Da zeugen wir dich gerade! . . . Nein, danke! –, hat sich Costin vorgestellt, wie das hier jetzt in der Sendung aussehen wird, die grünstichigen Nachtaufnahmen aus der Vogelperspektive, möglicherweise Zoom auf Aylins Gesicht, dazu die Stimme des Moderators oder der Moderatorin: „Aylin und Costin kommen sich schließlich näher“ oder: „Aylin und Costin können ihre Gefühle füreinander nicht mehr zurückhalten“ oder: „Nur Sex auf der Hütte, oder doch der Anfang einer großen Liebe?“ (undeutliche Geräusche, Stöhnen, Rascheln, crescendo); oder aber die ganze Szene wird geschnitten – zu brisant! – und verschwindet im Archiv; nur manchmal von einem einsamen Redakteur der Spätschicht, wenn nichts los ist, heimlich im Regieraum angeschaut, der erste Live-Geschlechtsakt in einer deutschen Reality-Show, oder vielleicht sogar überhaupt, global sozusagen, wer weiß, TVhistory that never was.
    36
    Die Stimme (laut, monoton, verzerrt, as always): „Und wie rechnest du dir deine Chancen aus.“
    Costin: „Also, ich denke mal, ich glaube, es steht jetzt schon ziemlich fest, daß Frieder am Ende der Almkönig wird. Und ich kann nur sagen: Ich gönn es ihm – und daß ich saufroh bin, daß ich’s überhaupt soweit geschafft habe.“
    Die Stimme: „Wie kommst du denn zurecht mit Frieder.“
    Costin: „Ich helfe halt dem Frieder, so gut es geht, weil der ist halt nicht so flexibel. Also, klar ist das jetzt schwierig, nach drei Wochen hier so zu zweit, hey, könnt ihr mal das Ding, hallo?, könnt ihr das mal ausmachen, und kann ich euch mal was fragen, ohne daß das aufgezeichnet wird, bitte?“
    Die Stimme: „OK. Sag nur. Wir schneiden das. Das wird sowieso alles geschnitten.“
    Costin: „Also, wenn ich jetzt früher aussteige, ist dann der Vertrag ungültig, also, ich meine, gilt dann noch das vereinbarte Honorar, oder . . .“
    Die Stimme: „Willst du aussteigen.“
    Costin: „Na ja.“ (Pause) „Noch drei Wochen?“
    Die Stimme: „Tut mir sehr leid, Costin. Aber ich brauche dir wohl nicht zu sagen, daß . . .“
    Costin: „OK. Vergiß es. Machen wir weiter. Wo waren wir?“ Die Stimme: „Du hast gesagt, daß es hier natürlich schwierig sei, noch drei Wochen so zu zweit.“
    Costin: „Ja. Also natürlich ist das jetzt hier schwierig, so zu zweit, für drei Wochen. Mit wem wäre es das nicht, egal, ob das jetzt Frieder ist oder ob, mein Gott, meine Freundin oder meine Mutter.“
    Die Stimme: „Vermißt du

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