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Wallner beginnt zu fliegen (German Edition)

Wallner beginnt zu fliegen (German Edition)

Titel: Wallner beginnt zu fliegen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas von Steinaecker
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Haferlschuhen eine bessere Figur macht als Dieter. Spiegel in der Hütte ist ja nicht.
    Auch Aylin legt ihr Reisigbündel auf den Leiterwagen, stemmt die Hände in die Hüften, sagt „Puh“ und „Also das mit dem Schlachten, hey, also daß ich heute da mitmache und mit euch dieses Schwein schlachte, also, daß überhaupt der Rudi geschlachtet wird, das könnt ihr ja knicken.“
    Dieter widerspricht: „Vor 150 Jahren, Aylin, da haben sich die Leute auch nichts geschissen. Schlachten ist etwas ganz normales. Das gehört zum Leben auf der Alm und überhaupt so auch sonst dazu.“
    Costin hält sich da diesmal raus, denkt sich aber natürlich seinen Teil; daß zum Beispiel das ja so klar war, daß Aylin, Ex- Kika -Moderatorin und Oktober- Playboy -Bunny (siehe Ex - Kika -Moderatorin!), das Leben hier auf der Alm wesentlich schlechter wegsteckt als das Stehaufmännchen Dieter, der mal als Comedian lange vor Costins Zeit Erfolg hatte, Costin kennt ihn nur aus ein paar Schwarzweiß-TVSketchen, die manchmal zu Silvester laufen, daß Dieter überhaupt noch lebt, hatte er gar nicht gewußt. Diese Schiene – Aylin: Frau Etepetete, Ich-bin-sensibel, Zickzick, Dieter: Mr. Schlechte-Witze-am-laufenden-Band, har, har – sind die beiden schon bei der Vorbesprechung mit den anderen gefahren, die Schiene fahren sie auch jetzt –, egal, ob mit Kamera, so wie jetzt, oder ohne.
    Costin selbst, der ja, wie ihm jetzt auffällt, tatsächlich für einen Moment den Kameramann direkt neben sich eigentlich total vergessen hatte, hat sich ja, als die Show losging vor einem Monat, ein bißchen an seine PingPongs -Casting-Zeit erinnert. Zuerst immer nur wenn die Kamera da war: Adre-nalin-Rush, der Kick, Quasselquassel, gute Performance; sobald Kamera aus: schlaff, boah, bin ich müde, boah, kein Bock. Dann war es ab einem bestimmten Punkt, nach ein, zwei Wochen, plötzlich egal gewesen, ob er gerade gefilmt wurde, er hatte sich einfach konstant, sogar auf dem Klo oder im Bett, wo garantiert nicht gefilmt wurde, so gefühlt (siehe Kick), als sei da gerade irgendwo irgendwer im Dunkeln, oder besser: irgendwas, das auf ihn gerichtet sei, das ihn registriert.
    Der Kameramann – Gottlieb oder Fürchtegott, etwas mit Gott – hat gesagt, das reiche jetzt, er habe genug Material, das restliche Holz, das sie benötigen, werde ihnen dann unten zur Verfügung gestellt, er bräuchte nur unten dann einen Shot, wie sie die Bündel und Scheite vor dem Haus stapeln, ansonsten wärs das. Costin und Dieter haben sich an die Deichsel gestellt und angefangen, den Leiterwagen aus dem Wald und auf die Wiese zu ziehen, Aylin hat hinten aufgepaßt, daß nichts herausfällt.
    Aus der Ferne ist hinter der Anhöhe das graue Schindeldach der Almhütte zu erkennen, von der sie, das hat Costin jetzt gerade so im Gefühl, gerade zoommäßig oder in einer Totale aufgenommen werden.
    Costins Hände haben bei der Berührung mit der Deichsel gebrannt. Als er einen kurzen Blick auf seine Finger geworfen hat, sind sie ganz blutig gewesen.
    34
    Die Stimme (monoton, ergo unbestimmbar, ob Frage oder Aussagesatz, verzerrt, ergo unbestimmbar, ob weiblich oder männlich): „Welchen Kandidaten hier magst du besonders.“
    Costin: „Ja. Ich finde eigentlich alle hier ganz OK.“
    Stimme (schnell): „Und wenn du eine Person nennen müßtest.“
    Costin: „Frieder.“
    Die Stimme (schnell): „Und bei den weiblichen Teilnehmern.“
    Costin: „OK, Aylin.“
    Die Stimme (direkt daran in Anschluß): „Würdest du sagen, du empfindest etwas für sie.“
    Costin: „Ja, nein, ich mag sie halt. Sie ist ein guter Typ so.“
    Die Stimme (direkt daran in Anschluß): „Du könntest dir mit ihr etwas vorstellen.“
    Costin (lachend, zu Boden schauend, Pause, dann): „OK, ich weiß nicht.“
    Die Stimme: „Hast du die Bestrafung deiner Gruppe heute als gerecht empfunden.“
    Costin: „War schon OK so, das Holzsammeln, hat mir nicht so viel ausgemacht, hat eigentlich sogar irgendwie Spaß gemacht, das Ganze, also man tut ja was Sinnvolles hier.“
    Die Stimme (schnell): „Und wie fühlst du dich jetzt.“
    Costin: „Also, ganz gut. Mir gefällt das hier wirklich. Die Alm. Die Gruppe und so. Also ich würde gern hierbleiben, auch die restlichen Monate, und hoffe, ich bleibe drin. Also, das geht jetzt mal an euch da draußen. Ihr habt ja gesehen, daß das hier so mein Ding ist und wie ich hier was dafür tue, ihr kennt mich ja jetzt schon so einen Monat, und ich bin noch immer dabei, und

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