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Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Titel: Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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lässt die Decke los.
Nera reißt sie weg und fängt an, Walpars Beine in eine unmodische, karierte Hose zu stecken.
»Was …?«
»Die Hose gehört Tilko, aber dir passt sie sicher auch«, erklärt Nera ungeduldig. Sie schiebt sich eine schwarze Haarsträhne hinters spitze Ohr. »Wenn deine Privatkillerin ihre Wunden geleckt hat, taucht sie wieder auf. Vielleicht bringt sie dann sogar eine Schusswaffe durch die Eingangskontrolle. Hat sie im Freizeitpark auch schon geschafft.«
»Woher …?« Walpar bemüht sich redlich, sich anzuziehen, ohne vor Schmerzen zu sterben. Er presst die Zähne aufeinander und redet sich ein, dass er ein mutiger Weltraumdetektiv ist, der so leicht nicht kleinzukriegen ist.
»Kerbil hat mir alles erzählt.« Nera schließt Walpars Reißverschluss und wendet sich mit ein paar Patchwork-Socken seinen Füßen zu.
»Oh nein«, haucht Walpar, der Tilko jedes Mal ausgeschimpft hat, wenn er diese Socken trug.
»Doch«, sagt Nera und meint Kerbil. »Er hat offenbar deinen Pinguin.
Hinsetzen.«
»Ist mir noch gar nicht aufgefallen«, stöhnt Walpar und setzt sich auf.
Nera kniet sich vor ihn. »Jetzt Schuhe. Rechts zuerst.«
»Wo ist Kerbil jetzt?«
»Keine Ahnung. Er hat mir nur erzählt, dass du hier im ThaiTek bist, nachdem er dich vor einem coolen Mordanschlag gerettet hat.«
»Hat er wirklich cool gesagt?«
»Soweit ich mich erinnere. Linker Schuh.«
Walpar hat den Eindruck, dass Nera ihn bemuttert. Außerdem scheint sie direkten Blickkontakt zu vermeiden. Walpars innerer Alarm schlägt vor, diesen Punkt später zu klären: Können wir jetzt bitte gehen ?
»Wir können.«
»Erst die Jacke. Rechter Arm.«
»Der linke wird nicht gehen.«
Nera hängt ihm die Jacke über den Verband, der die verletzte Schulter verbirgt. »Aua!«, entfährt es Walpar.
Gestützt durch seine Ex-Schwiegermutter, die jedem Betrachter wie seine junge, hübsche Freundin erscheinen muss (was will die bloß mit dem ?), verlässt Walpar seine Zelle und steht auf einem gelben Gang, der nach antiseptischem Reinigungsmittel riecht. Alle zwei Meter führt beidseitig eine Tür in eine Patientenzelle, dazwischen sind einfache Instrumente und Nummerntafeln angebracht.
Ein niedrig gebauter Reinigungsroboter rollt träge den Gang herauf und zieht eine feuchte Wischspur hinter sich her.
Nera zieht Walpar in die andere Richtung. »Weißt du eigentlich, was das Überlicht-Taxi gekostet hat?«
»Keine Ahnung, ich nehme normalerweise den Bus, wenn ich zur Erde will.« Walpar denkt an seine letzte Tour zum Mutterplaneten zurück und kommt zu dem Ergebnis, dass Busse ziemlich lahme Enten sind.
Die beiden biegen um eine Ecke und benutzen die Rolltreppe nach unten.
Andere Patienten, meist in Begleitung von Freunden, Familienmitgliedern oder Palaverbots, bevölkern diesen Teil des ThaiTek. An den Wänden laufen Werbefilme, und bunt gekleidete Vertreter bieten Lebens- und Krankenversicherungen feil.
Sie verlassen unangefochten den Komplex. ThaiTek hat kein Problem damit, wenn Patienten weglaufen. Bezahlt haben sie ja im Voraus, und wenn sie einen Rückfall erleiden, werden sie schon wiederkommen und ein weiteres Mal die Check-in-Gebühr zahlen.
»Wir sparen uns das Taxi«, meint Nera. »Wir gehen einfach durch den Park.«
In der Tat trennt nur der großzügige Stadtpark den ThaiTek-Komplex von dem Apartmenthaus, in dem Walpar wohnt.
»Na gut«, murmelt Walpar und überquert, von Nera gestützt, auf einer breiten Fußgängerbrücke die Stadtautobahn. Der Verkehr läuft gerade flüssig, sodass der Lärm der Reifen eine Unterhaltung unmöglich macht. Eine rostrote Staubwolke schwebt über der Straße, aufgewirbelt von Solar- und Elektroautos der ersten und zweiten Generation. Fette Lastwagen, die zwei der vier Fahrspuren pro Richtung belegen, wimmern langsam aber sicher mit ihrer schweren Ladung unbekannten Zielen entgegen. Hinter dem Dunst ist der Olympus-Berg gerade noch sichtbar. Die Stadt zieht sich ein Stück weit an seiner Flanke empor, aber dort oben leben nur die Bosse und Bonzen. Irgendwo dort besitzt auch Costello eine Villa, aber der hockt sicher gerade in irgendeinem Büro und schmiedet neue Mordpläne gegen Walpar.
Im Park ist die Luft weniger staubig. Farne, Pilze und Riesenmoos zeugen von den ersten Terraforming-Maßnahmen. Der gepflegte, grüne Rasen lädt an wärmeren Tagen zum Verweilen ein, heute hasten die meisten Passanten die Wege entlang. Auch Walpar und Nera haben es eilig. Der Detektiv schüttelt sich ständig, der kalte

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