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Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Titel: Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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perfekte Aussehen? Um Nera? Oder hat es etwas mit dem dunklen Geheimnis zu tun, von dem Lang X sprach? Ist er etwa schwul? Für einen Moment fühlt Walpar ein Summen im Magen, als er sich vorstellt … Nein. Der Bus ist bloß gelandet, Version 8.1 hat einen Generator hochgefahren, der Vibrationen durch das ganze Fahrzeug schickt. Die Schleusen klappen auf, und mindestens ein halbes Dutzend Leute in Raumanzügen quetscht sich in den winzigen Raum. Die Pumpen zischen kläglich, die Nervosität unter den Fahrgästen wächst. Man murmelt, man fürchtet die Invasion abgeschobener Pilger, die möglicherweise einen Sitzplatz beanspruchen, weil sie an der Haltestelle total lange stehen mussten. Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Dann piepst der Druckausgleich, die innere Schleusentür klappt auf und die Pilger stürmen den Bus. Draußen drängeln schon die nächsten, als die Neuankömmlinge die letzten Sitzplätze bespringen wie ausgehungerte Karnickel ein Bündel Karotten. Richtig schlimm wird es, als sie versuchen, ihre Raumanzüge auszuziehen und mitsamt Hab und Gut in den Ablagefächern zu verstauen, während sich die Schleuse öffnet und einen weiteren Trupp Abgeschobener ausspeit, der nur noch Stehplätze vorfindet.
Und das alles ohne merkliche Schwerkraft.
Neben Walpar schwebt ein verschwitztes Männlein aus seinem Anzug, murmelt ständig »Verzeihung«, und setzt sich fast auf Walpars Schoß, als sich ein weiterer Pilger vorbeidrängelt. »Können Sie das mal halten? Danke«, surrt das Männlein und drückt Walpar die obere Hälfte seines Raumanzugs ins Gesicht, während er gleichzeitig versucht, aus der unteren zu klettern.
»Wie viele will dieser Fahrer denn noch mitnehmen?«, heult eine Frau in der Reihe hinter Walpar.
»Offiziell verfügt dieses Fahrzeug über Stehplätze für 32 Personen«, antwortet Version 8.1, die offenbar über gute Mikrofone verfügt.
»32 Personen – aber ohne Raumanzüge!«, schnappt Nera, die an ihrem Fensterplatz weitgehend unbehelligt vor sich hin brütet.
»Warten Sie mal drei Tage im Raumanzug auf einen Bus«, meckert das mittlerweile fast freigelegte Männchen, »nach vier Tagen Andacht an der Fingerwurzel.«
»Um Himmels willen, lassen Sie die Stiefel an!«, brüllt plötzlich die Frau hinter Walpar.
»Schon gut«, winkt das Männchen ab, »ich trage diese neumodischen Nanofiltersocken von Happy Feet.«
»Wirklich?«, fragt die Frau und bückt sich neugierig. »Und, funktionieren sie, wie die Werbung verspricht?«
»Ohne Zweifel«, sagt das Männchen und streift die Stiefel ab.
Walpar schließt die Augen und hält unwillkürlich die Luft an.
»Wieder anziehen! Sofort wieder anziehen!«, kreischt die Frau.
Endlose Minuten später hat Walpar einen neuen Rekord im Luftanhalten aufgestellt, das Männchen hat die Stiefel wieder an und die Klimaanlage ihren Teil des Jobs erledigt. Ungefähr gleichzeitig kommt der Busfahrer zu dem Ergebnis, dass die Stehplätze voll besetzt sind, und hebt ab.
»Sagen Sie«, fragt Walpar das Männchen, das sich an seiner Armlehne festklammert, um nicht von den Kurskorrekturen herumgewedelt zu werden, »wie war das so an der Fingerwurzel? Sicher ein bedeutsames Erlebnis, äh, dem Fleisch Gottes so nah zu sein, oder?«
»Wir haben spontan eine Pilgermiliz gebildet, um Touristen daran zu hindern, ein furchtbares Sakrileg zu begehen.«
»Fleischbeschau?«
Das Männchen schüttelt den Kopf. »Souvenirs mitnehmen.«
»Oh.«
»Sie wissen sicher, dass es drei Stufen gibt, in denen Touristen ihre Triebe ausleben.«
»Eine ist sicher, dass sie Fotos von sich selbst vor der jeweiligen Sehenswürdigkeit anfertigen.«
»Das ist die nicht-invasive Form, einen Beweis für den Besuch der Sehenswürdigkeit zu erbringen.«
Walpar gefällt die Unterhaltung. Sie erinnert ihn an die Befragung von Sachverständigen in seiner Soap. »Ein solcher Beweis ist unbedingt erforderlich?«
»Selbstverständlich«, bestätigt der Pilger energisch. »Ohne einen Beweis war man in gewisser Weise gar nicht dort. Die ganzen Reisekosten wären für die Katz gewesen.«
»Verstehe.«
»Stufe zwei ist das Hinterlassen einer Inschrift.«
Während er die verständnislosen Blicke von Lang X und Nera auf sich spürt, spinnt Walpar den Gesprächsfaden weiter: »Aber die Zielgruppe der Inschrift ist eine andere als die des Fotos.«
»Interessant, dass Sie das erwähnen«, meint das Männchen und stößt einem aufdringlichen Stehplatznachbarn den Ellenbogen in die Rippen. »Wir können davon ausgehen, dass

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