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Walter Ulbricht (German Edition)

Walter Ulbricht (German Edition)

Titel: Walter Ulbricht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egon Krenz (Hrsg.)
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Sportler ...
    Stimmt. Er beriet sich gern mit Fachleuten. Da konnte er geduldig zuhören. Ich erlebte, dass er nach den Gesprächen neue Ideen hatte, die er dann seiner Sekretärin diktierte.
    Und wann war Feierabend?
    In den letzten Jahren so gegen 18, 19 Uhr. Manchmal wurde es aber auch viel später, vor allem, wenn es Termine gab. Gern ging er ins Theater oder ins Konzert, tauschte sich anschließend mit Künstlern aus. Wenn wir früher als gewohnt nach Wandlitz fuhren, wussten wir: Er will auf dem Liepnitzsee rudern. Er war ja ein aktiver Sportler. Rudern war eine seiner Leidenschaften. Sportler hatten ihm zu einem Geburtstag ein Ruderboot geschenkt.
    Ruderte er allein?
    Manchmal fuhr seine Frau als Steuerfrau mit.
    War sie nur beim Rudern Steuermann?
    Ich denke schon.
    Dann ist es also nur ein Gerücht, dass sie das Regiment zu Hause führte?
    So ist es. Sie waren beide ein eingespieltes Team, das natürlich auch stritt. Wenn er in der Arbeit viel Ärger hatte, war seine Frau Lotte gelegentlich schon mal so etwas wie ein Blitzableiter. Das spürte ich. Ich habe beide aber als ein Paar erlebt, das sehr liebevoll und nachsichtig miteinander umging: Zwei sehr aufeinander fixierte, miteinander seelisch, aber vor allem politisch verbundene Menschen. Sie waren Partner und sich stets nah. Aber er und Lotte waren auch zwei starke Persönlichkeiten, die sich reiben konnten. Sie haben sich ergänzt.
    Hast du dafür ein Beispiel parat?
    Walter Ulbricht bekam beispielsweise alle Neuerscheinungen der DDR-Verlage. Die hat er sich angeschaut. Die, die er für wichtig hielt, nahm er mit nach Hause, die anderen kamen in die Bibliothek. In Wandlitz dann, das habe ich gesehen, hat Lotte sehr viel gelesen, hat ihrem Mann die wichtigsten Stellen angestrichen und Annotationen oder Exzerpte gefertigt. So brauchte Walter nicht mehr alles selbst lesen, wozu er ja auch nicht die Zeit gehabt hätte. Er war aber stets über Neuerscheinungen gut informiert. Bei Spaziergängen haben sich beide sehr intensiv darüber ausgetauscht.
    Sie gingen in Wandlitz regelmäßig spazieren?
    Nicht nur in Wandlitz. Überall, wo wir waren, ob in Moskau oder in Leipzig, anjedem Ort. Eine halbe Stunde vorm Schlafengehen musste er sich bewegen.
    Und überall machte er auch seinen Frühsport?
    Ja. Wenn wir in Oberhof waren, machte er wie gewohnt auf dem Balkon seine Übungen, natürlich zusammen mit seiner Frau. Und nach dem Frühstück ging es zum Skilaufen. Langlauf.
    Bist du auch Ski gelaufen?
    Es blieb mir ja nichts anderes übrig, wenn ich ihn »bewachen« sollte.
    Verstehe. Und Walter Ulbricht hat dich abgehängt? Du warst doch jünger.
    Er aber versierter. Ich war Anfänger. In den ersten Jahren ging es noch nach Oberwiesenthal, wo wir in einem Gästehaus der NVA einquartiert waren. Dort trainierte ihn Eberhard Riedel, ein zehnfacher DDR-Meister im Alpinen Skisport, drei Mal nahm der auch an Olympischen Spielen teil. Nicht unerwähnt soll sein, dass Walter Ulbricht im Winter auch Schlittschuh lief, entweder in Wandlitz auf einer Spritzeisbahn oder im Sportforum Dynamo, bisweilen drehten sie auch als Paar ihre Pirouetten.
    War Ulbricht Jäger?
    Er ging zur Jagd, wenn er Gäste hatte und meinte, es sei politisch notwendig. Aber ein passionierte Jäger war er nicht.
    Es gibt diese Fotos mit Leonid Breschnew von der Jagd.
    Ja, er hat den KPdSU-Generalsekretär begleitet. Manchmal hat er dies aber auch Erich Honecker überlassen. Dreimal war ich mit ihm zur Hasenjagd mit dem Diplomatischen Corps. Da interessierten ihn die Gespräche viel mehr als alles andere.
    Du sprichst ja gut russisch und hast ihn auch auf Reisen in die Sowjetunion begleitet. Wie war sein Verhältnis zu den sowjetischen Genossen?
    Sehr gut. Es war tatsächlich ein brüderliches Vertrauensverhältnis. Ulbricht vertrat selbstbewusst die nationalen Interessen der DDR. Ob das seinen Partnern immer gefallen hat, kann ich natürlich nicht beurteilen. Ich habe ihn aber bis zuletzt als einen zuverlässigen Freund der Sowjetunion erlebt.
    Im Übrigen sprach ich auch Polnisch, weshalb ich Ulbricht auch auf allen Reisen nach Polen begleitete. Einmal dolmetschte ich auch ein Gespräch mit Gomulka, weil die Maschine so klein war, dass nicht einmal mehr Platz war für den eigentlichen Dolmetscher.
    Hast du auch Gespräche gedolmetscht?
    Nein, das machte meistens Werner Eberlein, und manchmal sprang auch Lotte Ulbricht ein, vor allem, wenn es um sehr diffizile Angelegenheiten ging.
    Wenn man den

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