Walzer der Liebe
tut mir Leid. Wirklich! Sie tut mir ehrlich Leid."
Ich war überrascht. Ich hatte angenommen, Miss Mason verabscheue Louisa, doch ihre Bemerkungen hatten ehrlich bedauernd geklungen. Würde ich Miss Mason je richtig verstehen?
Ich gebe zu, dass ich an diesem Abend etwas geistesabwesend war. Viel zu oft schlich sich Hugh Carlyles hochmütiges Gesicht in meine Gedanken und raubte mir den Blick auf die Seite des Buches, in dem ich las. Oder ich glaubte, das herzliche Lachen des Earl of Bryce zu hören und seine Miene sich dabei erhellen zu sehen. Und wieder einmal dachte ich dann, was für ein netter Mensch er doch war.
Als um zehn der Tee serviert wurde, legte Louisa ihr Buch beiseite und schenkte ihn ein.
„Hattest du einen angenehmen Nachmittag, Connie?" fragte sie spöttisch.
„Ja, ich habe den Aufenthalt im Park genossen. Es war dort so sonnig. Es hatte den Anschein, dass Gott und die Welt da waren. Schade, dass du nicht mitgekommen bist."
„Ich war im Park", erwiderte Louisa, während sie mir eine Tasse reichte. „Glorias Bruder Robert hat uns in seiner Karriole dort hingefahren. Aber es ist kein Wunder, dass wir uns nicht gesehen haben, weil es da so voll war." Sie schaute mich prüfend an. „Du magst Lady Beech, nicht wahr?"
„Ja", antwortete ich ehrlich. „Sie ist sehr unterhaltsam. Außerdem ist es gut, wenn ich mich mit anderen Damen anfreunde, Louisa. Auf diese Weise hänge ich nicht dauernd an deinem Rockzipfel."
„Die konstante Constance?" neckte sie mich lächelnd.
Ich erwiderte ihr Lächeln. Wenn sie sich so benahm, war es schwer, sich ihrer Temperamentsausbrüche, missvergnügten Schreie und harschen, unbedachten Worte zu erinnern.
Sie stellte ihre Tasse ab und streckte die Hand nach mir aus. „Ich hoffe jedoch, dass du nicht dieses Gefühl hast. Ich mag es, mit dir in der Öffentlichkeit zu sein. Du bist wie eine Schwester für mich, die ich nie hatte. Dir ist gewiss aufgefallen, wie wenig Freunde ich habe. Deine Anwesenheit hier ist entzückend. Mehr noch, im Lauf der Zeit habe ich dich ins Herz geschlossen, meine liebes Cousinchen."
Überrascht ergriff ich Louisas Hand und drückte sie. Vor innerer Bewegung verdunkelten sich ihre grauen Augen. Ich muss zugeben, dass ich mich geschmeichelt fühlte.
„Ich entschuldige mich für mein heutiges Verhalten", sagte Louisa in gepresstem Ton. „Es war gemein von mir, dir Lady Beechs wegen Vorwürfe zu machen. Nein, nein, behaupte nicht, es sei nicht schlimm gewesen", fügte sie hinzu, obwohl ich überhaupt nicht die Absicht hatte, etwas Derartiges zu äußern. „Ich habe ein ganz furchtbares Temperament. Und ich war eifersüchtig. Ich war eifersüchtig, weil du Lady Beechs Gesellschaft meiner vorzuziehen schienst."
„Ich war der Meinung, es wäre für dich nicht von Bedeutung, wenn ich mit Lady Beech spazieren gehe. Du warst mit Miss Hefferton hier", erwiderte ich und ließ endlich Louisas Hand los. Das war eine Seite des Charakters meiner Cousine, die ich bisher noch nicht kennen gelernt hatte - Demut, Zerknirschung. Ich wusste nicht recht, was ich davon halten solle.
„Ich habe versucht, mich besser zu benehmen", sagte Louisa und strich gesenkten Blicks die auf dem Schoß liegende Serviette glatt. „Ich muss mich fügsamer aufführen, oder Paul wird sich mir nie erklären." Sie seufzte. „In dieser Hinsicht bin ich nämlich fest entschlossen.
Hier sitze ich, einundzwanzig Jahre alt und unverheiratet. Es wird höchste Zeit, dass ich diesen Zustand ändere. Und noch etwas. Ist dir nicht aufgefallen, dass verheiratete Frauen viel mehr Freiheiten haben als ledige? Außerdem will ich unbedingt Countess werden.
Schau mich nicht so entsetzt an, Cousinchen! Ich werde Paul eine gute Gattin sein. Du wirst schon sehen! Ich werde ihm Kinder schenken, falls er darauf besteht, jedenfalls einen Erben. Weißt du, er hat mich immer geliebt. Als wir noch Kinder waren, benahm er sich viel netter zu mir, als Cameron sich mir gegenüber je verhalten hat.
Ich glaube, er zögert nur, mich zu bitten, seine Frau zu werden, weil ich mich im ton so gut amüsiere. Ich sehe keine Probleme auf mich zukommen, wenn ich ihm sage, dass es nun an der Zeit ist. Aber ich muss mein Temperament zügeln, mich diskreter benehmen und zumindest vortäuschen, eine sittsame Dame zu sein, auch wenn ich das nicht bin."
Louisa lachte über sich, und ich brachte ein Lächeln zu Stande. Derweil sie weiter über ihre Hochzeit plapperte, bemühte ich mich um eine
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