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Walzer der Liebe

Titel: Walzer der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hazard
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Ihrer beträchtlichen Berühmtheit beitragen könnte! Ignorieren Sie diesen Mann, meine liebe Miss Ames. Seine Komplimente sind pure Schmeichelei."
    „Ich glaube, ich habe den Gentleman durchaus richtig eingeschätzt", erwiderte ich ruhig.
    Ich fand ihn an diesem Nachmittag mit dem glänzenden Zylinder und dem taillierten grauen Rock geradezu atemberaubend attraktiv. Sein Krawattentuch war meisterlich geschlungen, und seine langen, muskulösen Beine steckten in einer hautengen hellgrauen Hose und schwarzen Reitstiefeln, in deren auf Hochglanz poliertem Leder man sich spiegeln konnte. Mir war natürlich klar, dass es viele Männer gab, die noch besser aussahen. Ich überlegte, was mich an seinem Gesicht so faszinierte. Betrachtete man es im Einzelnen, war es nicht bemerkenswert. Er hatte glattes dunkles Haar, eine hohe Stirn, blaue Augen, eine etwas zu lange, schmale Nase, einen zu breiten Mund und ein entschieden zu markantes Kinn.
    Dennoch wirkten andere, dem herrschenden Schönheitsideal eher entsprechende Männer im Vergleich mit ihm langweilig.
    „Sie haben mich also richtig eingeschätzt, nicht wahr?" Er hob erstaunt eine dunkle Augenbraue. „Noch dazu nach so kurzer Bekanntschaft. Ich habe vor, mich danach zu erkundigen, was Sie von mir denken, Miss Ames, werde das indes nicht tun, solange meine schöne Nachbarin zuhört."
    Sie lachte. „Ich habe nicht die Absicht, mich zu entfernen", sagte sie warnend. „Sagen Sie, Mr. Carlyle, gehen Sie zum Ball beim Herzog of Severn? Ich habe gehört, es soll das Ereignis der Saison werden, und ich freue mich schon darauf. Auf Jamaika veranstaltet man keine Bälle. Stellen Sie sich vor, was ich alles verpasst habe!"
    „Ja, ich werde da sein. Sie müssen mir einen Walzer aufheben", befahl Mr. Carlyle. „Vielleicht erweist auch Miss Ames mir die Ehre."
    Ich war erstaunt, so erstaunt, dass ich nur nicken und murmeln konnte, wie erfreut ich über sein Interesse sei. Vermutlich klang ich dabei nicht ganz zurechnungsfähig. Er lächelte, sich meiner Verwirrung sehr wohl bewusst, und verabschiedete sich dann galant.
    Lady Beech und ich blieben stehen, schauten ihm hinterher, als er langsam weiterritt, und setzten dann den Spaziergang fort.
    „So, so", äußerte die forsche Dame. „Wie interessant! Der verwegene Strolch Carlyle zeichnet Sie vor allen anderen Damen aus! Sie sollten sich geschmeichelt fühlen, denn ich versichere Ihnen, dass er jungen Damen nie Beachtung schenkt. Ich habe ihn sagen gehört, sie seien alle albern, einfältig und geistlos. Es hat den Anschein, dass er in Ihrem Fall eine Ausnahme macht. Warten Sie, bis ich das Reggie berichtet habe!"
    „Ich bitte Sie, nicht zu viel daraus zu machen", warf ich in dem Bemühen ein, ihre Erwartungen etwas zu dämpfen. „Mr. Carlyle hat Sie um einen Walzer gebeten. Daher war er aus reiner Höflichkeit gezwungen, auch mich zu einem Tanz aufzufordern."
    „Höflichkeit?" wiederholte Lady Beech indigniert. „Er ist nie höflich."
    „Nun, ich wette, bis zum Ball hat er mich vollständig vergessen."
    „Das wird sich zeigen, nicht wahr? Ich habe vor, auf den Strolch zu wetten. Wie könnte er Ihr charmantes Gesicht und Ihre attraktive Figur vergessen?"
    „Oh, bitte!" Bestürzt hob ich die Hand.
    „Mögen Sie keine Komplimente? Wie seltsam! Ich finde sie himmlisch. Und das waren keine hohlen Schmeicheleien, sondern meine ehrliche Meinung. Sie sehen sehr gut aus. Ich bewundere besonders Ihr kastanienbraunes Haar. Es ist von Natur aus gelockt, nicht wahr?"
    Als ich nickte, seufzte Lady Beech und fuhr mit entwaffnender Offenheit fort: „Und Sie haben eine so schmale Taille und so schöne Brüste."
    „Ich habe sie immer gehasst", gestand ich leise. „Sie sind viel zu groß."
    „Nein, wirklich nicht", widersprach sie. „Sie sind perfekt. Ich gebe Ihnen mein Wort darauf, dass sie vom anderen Geschlecht sehr bewundert werden. Achten Sie nur darauf, worauf der Blick des nächsten Mannes, dem Sie begegnen, als Erstes fällt." Sie schien meine Verlegenheit bemerkt zu haben, denn zu meiner grenzenlosen Erleichterung wechselte sie das Thema.
    Wir begegneten Lord Bryce, der aus seinem Phaeton stieg, sich uns anschloss und das Gespann vom Reitknecht führen ließ. Ich war überrascht, dass er eine so lange Strecke mit uns ging.
    Als wir das Tor erreichten, verabschiedeten wir uns. Lady Beechs Kutsche wartete, um sie heimzubringen. Kaum hatte ich erwähnt, dass ich meine Zofe nach Moreston House zurückgeschickt hatte, bestand

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