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Walzer der Liebe

Titel: Walzer der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hazard
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Aufführung wollten wir zum Souper ins Grillon fahren. Als wir uns auf der Straße befanden, mussten wir auf unsere Kutschen warten. Es hatte offenbar eine Verzögerung gegeben, denn die Wagen waren nicht zu sehen. Ich verrenkte mir den Hals und beugte mich weit auf die Straße vor, um die Kutschen ausfindig zu machen. Plötzlich näherte sich uns eine große Droschke. Und genau in diesem Augenblick spürte ich eine Hand im Rücken.
    Es geschah alles so schnell, dass ich nicht einmal aufschreien oder gar versuchen konnte, mich zu retten. Ich stürzte aufs Pflaster, genau vor das Gespann. Es war eine ganz eigenartige Situation! Ich konnte die Warnschreie hören, spürte sogar die Erschütterung der Straße unter mir, ganz so, als wären alle meine Sinne hellwach. Dennoch glaubte ich nicht, mich retten zu können, geschweige denn, dass jemand mich noch rechtzeitig erreichen würde. Einem Instinkt folgend, schützte ich meinen Kopf mit den Händen und rollte mich zum Bordstein zurück. Ich konnte immer noch die Schreie vernehmen und das verstörte Wiehern der erschrockenen Pferde, die vom Kutscher in dem Versuch, mich nicht zu überrollen, zur Seite gelenkt wurden.
    Dann verspürte ich einen harten Schlag und verlor das Bewusstsein.
    Als ich wieder zu mir kam, stellte ich fest, dass ich in Moreston House in meinem Bett lag, wenngleich ich nicht die leiseste Ahnung hatte, wie ich hergekommen war.
    Ich hatte eine Bandage um den Kopf und eine weitere um die linke Schulter und den Arm.
    Und ich hatte Schmerzen. Ehrlich gesagt, tat alles mir weh. Es wurde sogar noch schlimmer, als ich mich zu bewegen versuchte. Wider Willen stöhnte ich auf, und einen Moment später ahnte ich, dass Louisa im Raum war. Ich roch das von ihr benutzte Parfüm, das einen süßlichen, moschusartigen Duft hatte, der mich an einen Wald im Regen erinnerte.
    „Connie? Bist du wach?" fragte sie und strich mir das Haar aus der verbundenen Stirn. „Wir hatten solche Angst! Du warst zwei Tage besinnungslos! Sag mir bitte, ob jetzt mit dir alles in Ordnung ist."
    Ich nickte und stöhnte erneut. Ich hatte die furchtbarsten Kopfschmerzen und war sicher, dass es keine Stelle meines Körpers gab, die mir nicht wehtat. Zum Glück verlor ich gleich darauf wieder das Bewusstsein.
    In den folgenden Tagen schlief ich sehr viel. Der Arzt, der an jedem Morgen zu mir kam, berichtete mir, welche Verletzungen ich davongetragen hatte. Ich hatte eine große Beule am Kopf, verschiedene Abschürfungen und Blutergüsse und eine stark geprellte Schulter, weil ich dort von den Hufen eines Pferdes getroffen worden war. Alle versicherten mir, ich könne von Glück reden, schlimmeren Verletzungen, wenn nicht gar dem Tod entgangen zu sein, doch ich hatte so grässliche Schmerzen, dass es mir schwer fiel, die Meinung der anderen zu teilen.
    Fast eine Woche nach dem Unfall wachte ich in der Frühe auf und sah, dass es ein trüber Morgen war. Unvermittelt überlegte ich, ob es wirklich ein Unfall gewesen war. Man hatte mir erzählt, ich hätte durch die sich hinter mir drängende Menschenmenge das Gleichgewicht verloren oder wäre vielleicht über jemandes Fuß gestolpert oder über eine Unebenheit im Bürgersteig. Niemand hatte die Möglichkeit erwogen, dass man mich gestoßen haben könnte.
    Ich war jedoch überzeugt, eine Hand im Rücken gespürt zu haben, bevor ich stürzte, und sicher, dass jemand meinen Unfall verursacht hatte. Ich schloss die Augen und versuchte, mir die Szene noch einmal ins Gedächtnis zu rufen.
    Die aus allen Bevölkerungsschichten stammenden Besucher hatten das Theater verlassen. Ich entsann mich des mich umgebenden fröhlichen Stimmengewirrs, des würzigen Geruchs einer Orange, die jemand gegessen hatte, und des anhaltenden Gedränges. Ich erinnerte mich, dass meine Tante links von mir gestanden hatte. Sie hatte sich leicht abgewandt gehabt, weil sie, wie ich, nach unseren Kutschen Ausschau gehalten hatte. Lord Moreston war an meiner rechten Seite gewesen. Als ich mich fragte, wieso ich dessen so sicher war, entsann ich mich, wie verärgert er über die Verzögerung gewesen war, und dass er halblaut über die Dummheit des Lakaien geschimpft hatte, von dem wir aus dem Theater gebeten worden waren, noch ehe die Wagen vor der Tür standen. Ich hatte keine Ahnung, wo sich der Rest unserer Gruppe aufgehalten hatte.
    Ich konzentrierte mich noch stärker. Plötzlich glaubte ich, eine Matrone mit schriller Stimme äußern zu hören, sie halte Shakespeare für

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