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Walzer der Liebe

Titel: Walzer der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hazard
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nicht!" fügte sie heftig hinzu.
    „Verschwinden Sie! Kehren Sie dorthin zurück, woher Sie gekommen sind!" Beim Vorbeigehen streifte sie mich und verließ vor sich hinmurmelnd den Raum.
    Ich war zutiefst erschüttert und begab mich rasch in mein Zimmer. Ich hatte keine Ahnung, was die Frau gemeint haben könnte, und auch keine Vorstellung, weshalb sie mich nicht mochte. Vielleicht wurde sie senil? Ich wusste, für Louisa würde es hart sein, sie in den verdienten Ruhestand zu schicken. Immerhin hatte sie Miss Pratt ihr Leben lang gekannt.
    Ich ging zu Bett, las ein wenig und hörte die Uhr Mitternacht schlagen. Ich wollte soeben meine Kerzen ausblasen, als ich ein Stockwerk unter mir jemanden an die Haustür klopfen hörte. Ich horchte und überlegte, wer zu dieser Nachtzeit zu uns wolle.
    Da ich glaubte, den Klang einer mir vertrauten Stimme zu vernehmen, stand ich auf und ging in den Korridor. Ich spähte, als wäre ich wieder ein kleines Mädchen, über das Treppengeländer. Was ich unten sah, ließ mich nach Luft schnappen. Aus Furcht vor Entdeckung zog ich mich hastig zurück.
    „Ja, ja, ich begreife, dass Sie schockiert sind und mir gern den Zutritt verwehren möchten, aber welchen Sinn hätte das, Mann?" fragte Hugh Carlyle den Butler. „Ich bin bereits im Haus."
    Hibbert stand vor Mr. Carlyle, die Hände wie zum Gebet gefaltet. Mr. Carlyle schob ihn unbeeindruckt beiseite.
    „Ja, bringen Sie die Harfe herein. Sie da, mit der Flöte, stehen Sie nicht so dumm herum. Helfen Sie ihm. Ach ja! Die Körbe zur Treppe, und die Blumen auch! Jennings, kümmern Sie sich darum, dass all diese Sachen zu Miss Ames' Zimmer gebracht werden. Also, wo ist es?"
    Ich sah Hibbert fassungslos den Mund öffnen und sofort wieder schließen.
    Finster starrte Mr. Carlyle ihn an. „Seien Sie nicht albern", sagte er in frostigem Ton. „Ich kann leicht herausfinden, welches Miss Ames' Zimmer ist, indem ich alle Räume betrete. Aber es widerstrebt mir, Zeit zu verschwenden." Er beugte sich näher zum Butler und nickte dann. „Gut! Die Treppe hinauf, Jennings, und dann im Korridor die zweite Tür rechts. Vielleicht ist es besser, die Musiker davor zu postieren, aber Sie wissen am besten, was zu tun ist."
    Ich wartete keine weitere Minute mehr. Blitzschnell kehrte ich in mein Zimmer zurück, schloss leise die Tür und sprang ins Bett. Ich konnte das Ganze nicht glauben, obwohl ich es mit eigenen Augen beobachtet hatte. Aber ob es nun stimmte oder nicht, „Strolch" Carlyle kam die Treppe zu meinem Zimmer herauf. Verzweifelt überlegte ich, wen ich zu Hilfe rufen könnte, nachdem Hibbert so leicht kapituliert hatte. Außer den Dienstboten war niemand im Haus. Lord Moreston war zu einem Pferderennen gefahren und seit zwei Tagen nicht daheim.
    Louisa und Tante Lavinia befanden sich auf dem Ball, und Miss Mason, die einzige Person, der ich es zugetraut hätte, Mr. Carlyle nachdrücklich in seine Schranken zu weisen, war für einige Tage zu einer alten Freundin zu Besuch gefahren.
    Ich schaute an mir herunter. Ich trug nur eines der Nachthemden, das ich von zu Haus mitgebracht hatte. Es war aus weißem Baumwollstoff, sehr weit geschnitten, langärmelig und bis zum Kinn geknöpft. Die einzige Verzierung bestand aus ein wenig Spitze am Kragen.
    Aber was fiel mir ein, daran zu denken, dass meine Aufmachung vielleicht nicht elegant genug wäre, um Mr. Carlyle darin zu empfangen? Er hätte überhaupt nicht hier sein dürfen.
    Falls das jemals bekannt wurde, war mein guter Ruf restlos ruiniert!
    Und dann war da noch mein Haar. Meine Zofe hatte es gebürstet und mit einem Band zusammengebunden. Wahrscheinlich sah ich wie ein Milchmädchen aus. Außerdem ...
    Nach kurzem Klopfen wurde die Tür geöffnet. Ein hoch gewachsener Lakai in schwarzer Livree stand mit zwei großen Weidenkörben auf der Schwelle. Er verbeugte sich vor mir und stellte die Körbe auf den vor dem Fenster stehenden Tisch. Ein weiterer Lakai, der ähnlich gekleidet war, trug zwei mit Rosen gefüllte Vasen herein. Er schaute sich ratlos um, da auf allen Möbelstücken bereits Blumen standen. Schließlich stellte er die Bouquets vor dem leeren Kamin auf den Fußboden, und ich hörte noch mehr Leute im Korridor, die sich dort flüsternd bewegten, ja sogar das Schwirren einer Harfensaite, die gleich darauf zum Verstummen gebracht wurde.
    Nach wenigen Sekunden herrschte absolute Stille. Die beiden Lakaien nahmen beiderseits der Tür ihre Plätze ein, die Hände fest an die

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