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Walzer der Liebe

Titel: Walzer der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hazard
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im höchsten Maße überschätzt und habe nicht die Absicht, sich die Mühe zu machen, noch einer Aufführung seiner Stücke beizuwohnen. Aber mehr wollte mir nicht einfallen, und einen Moment lang war ich verzweifelt.
    Dann war ich ganz sicher, ein verbittertes kurzes Auflachen zu hören - Louisa? -, Lord Bryces tiefe, fragende Stimme und Gloria Heffertons einfältiges Geplapper. Bestimmt hatte ich auch Mr. Harkness' affektiert klingende Tenorstimme vernommen und Lord Fayes gelangweilte Bemerkungen. Und das waren die Personen, die zu unserer Gesellschaft gehört hatten.
    Aber wenn meine Vermutung zutraf, mussten sie alle beinahe direkt hinter mir gewesen sein. Jeder von ihnen hätte mich schubsen können.
    Ich fröstelte ein bisschen und zog mit bebenden Fingern die Bettdecke aus Satin höher. Das konnte nicht stimmen, denn es wäre zu gefährlich gewesen. Irgendjemand hätte den Vorfall bemerken und ihn dann später bezeugen können.
    Ich erinnerte mich der Briefe, die ich erhalten hatte. Vielleicht war diejenige, die sie geschrieben hatte, an diesem Abend ebenfalls im Theater gewesen. Vielleicht hatte diese geheimnisvolle Person mich dort gesehen und es fertig gebracht, sich in der Menschenmenge irgendwie in meine Nähe zu zwängen. Vielleicht hatte sie wie ich das Gespann mit der Kutsche auf uns zurasen gesehen und mich, weil sie mir Schaden zufügen wollte, den Pferden direkt in den Weg gestoßen. Aber wer? Und warum?
    Ich beschloss, Louisa zu befragen, kam jedoch nicht dazu, weil sie sich jetzt seltener in meinem Zimmer aufhielt und dann auch nur über ihre Unternehmungen redete.
    Meine Tante Lavinia schien zu glauben, mein Missgeschick sei ihre Schuld. Erst am Tag zuvor hatte sie mir gestanden, sie sei nicht fähig, meinem Onkel zu schreiben, was passiert ist.
    Ich bat sie, ihn nicht zu informieren, und das versprach sie mir schließlich. Ich wollte nicht, dass mein lieber Onkel in Aufregung versetzt wurde. Überdies hätte ein tränenfleckiger, zusammenhangloser Brief meiner Tante ihn veranlasst, nur Minuten nach dessen Erhalt postwendend nach London zu fahren.
    Es gab niemanden sonst, den ich über den Zwischenfall hätte befragen können. Ich vermutete, dass ich nie erfahren würde, wer mich an jenem fatalen Abend geschubst hatte. Ich dachte an etwas anderes und lächelte grimmig.
    Seit dem Unfall hatte ich keine weiteren Briefe erhalten, die mit einem Siegel aus leuchtend blauen Lack verschlossen waren, in dem sich zur Dekoration die Kontur eines Gänseblümchens befand. Das bedeutete vermutlich, dass derjenige, der mich auf die Straße gestoßen hatte, auch der Verfasser der Briefe war und aus Zufriedenheit über meine schweren Verletzungen mir keine weiteren Schreiben schicken würde.

5. KAPITEL
    Bis zu dem Tag, an dem der Ball beim Duke und der Duchess of Severn stattfinden sollte, fühlte ich mich wesentlich besser, hielt es jedoch für ratsamer, nicht an dem Ereignis teilzunehmen, um mich noch zu schonen.
    Nachdem meine Cousine von Miss Pratt angekleidet worden war und sich dann ein wundervolles Kollier aus kleinen Diamanten, an dem ein einzelner großer Diamant als Anhänger hing, hatte um den Hals legen lassen, meinte sie: „Ich weiß, ich sollte dieses Stück nicht tragen, aber das ist mir gleich. Es war der Lieblingsschmuck meiner Mutter, und sie hat ihn mir vermacht. Er gehört nicht zum Familienerbe. Ich habe seit Ewigkeiten darauf gewartet, ihn tragen zu können, und will mich nicht länger gedulden, ganz gleich, was irgendjemand dazu sagt."
    Louisa wirbelte herum und nahm den Abendumhang und den Fächer an sich. Sie küsste mich, und ich wurde von einer Wolke ihres Parfüms eingehüllt.
    Nachdem sie gegangen war, wandte ich mich ihrer betagten Zofe zu, die Ordnung im Raum schaffte. Ich holte tief Luft und fragte: „Was habe ich eigentlich getan, Miss Pratt, dass Sie mich so verabscheuen? Bitte, sagen Sie es mir."
    Die Arme voller Kleidungsstücke starrte sie mich an. „Warum mussten Sie herkommen?" flüsterte sie. „Warum mussten Sie herkommen und alles durcheinander bringen?"
    „Ich begreife Sie nicht", erwiderte ich verständnislos. „Meine Tante hatte mich eingeladen."
    „Ach, die! Sie hat nie etwas getaugt! Ich habe mich um die wahre Viscountess Moreston gekümmert, und nun kümmere ich mich um ihre Tochter." Miss Pratt trat auf mich zu und kam mir dabei so nahe, dass ich das winzige Muttermal am Winkel ihres linken Auges erkennen konnte. „So etwas wie Sie brauchen wir hier

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