Walzer der Liebe
das sie erleiden würde, wäre sie gezwungen, Sie zu heiraten."
Leise lachend folgte Mr. Carlyle uns den Korridor hinunter.
„Zum Teufel mit ihm!" wisperte Louisa. „Komm jetzt, Connie! Reiß dich zusammen! Noch haben wir die Sache nicht hinter uns. So, du bleibst hier, bis ich dir zuwinke. Ich will nicht, dass du auch nur eine Sekunde länger als nötig in der Halle bleiben musst."
Louisa verließ mich im Schatten des Treppenpodests, und ich hatte endlich Gelegenheit, mich zu straffen und die Maske aufzusetzen. Ich fühlte mich schrecklich, und das nicht nur, weil mir möglicherweise ein Skandal drohte. Und nicht einmal der Art wegen, wie ich von Mr. Carlyle behandelt worden war. Ich nehme an, ich hatte nichts anderes verdient. Nein, ich fühlte mich schrecklich, weil ich plötzlich erkannt hatte, dass ich mich in einen Mann verliebt hatte, der zu seiner Belustigung Schmähbriefe schrieb. Allein der Gedanke erzeugte mir Übelkeit, und ich musste schlucken.
Ich weiß nicht mehr, wie ich in die Halle gelangte, den Umhang entgegennahm, den ein besorgtes Hausmädchen um meine Schultern legte, und einem Lakai gestattete, mir die Freitreppe hinunter und in die Kutsche zu helfen. Louisas bleiches Gesicht verschwamm vor meinen Augen, und wie durch einen dichten Nebel hörte ich sie dem Kutscher befehlen, mich heimzufahren und dann zurückzukommen, um sie und die Viscountess abzuholen.
Ich lehnte mich zurück. Etwas veranlasste mich, einen letzten Blick auf Mr. Carlyles Haus zu werfen. Ich erblickte ihn an einem der Fenster seines Schlafzimmers. Er hatte den Vorhang beiseite gezogen, um besser sehen zu können.
Als die Kutsche anrollte, wünschte sich ein Teil von mir - ein, wie ich befürchte, sehr verwerflicher Teil von mir - Louisa hätte mich nicht gerettet, und ich könnte noch immer da oben in dem Zimmer sein. Und in Mr. Carlyles Armen.
11. KAPITEL
Am nächsten Morgen stand ich spät auf. Trotzdem war ich noch vor Louisa im Morgenzimmer und hatte mein Frühstück schon beendet, als sie hereinkam.
Wir begrüßten uns, und dann wollte sie wissen, was zwischen Mr. Carlyle und mir geschehen war.
„Er hielt mich für eine leichtfertige Person, weil ich ihm nicht verraten wollte, warum ich in seinem Zimmer war. Dann hat er die Rüschen von meinem Kleid gerissen und behauptet, sie würden es ruinieren. Aber das ist jetzt unwichtig", fügte ich hastig hinzu. „Ich habe das Papier gefunden."
„Welches Papier?"
„Das Papier, auf dem die Briefe geschrieben werden."
„Wirklich? Wo?"
„In der untersten Schublade der kleinen Kommode, die im Ankleidezimmer steht. Es war unter einigen Bürsten und anderen Sachen verborgen. Ich zeige es dir später. Ich habe einen Bogen an mich genommen und gleich nach meiner Heimkehr gestern Nacht mit den von mir erhaltenen Briefen verglichen. Es ist genau das gleiche Papier."
Louisa riss die Augen weit auf. „Hast du auch den blauen Siegellack gefunden? Das Gänseblümchensiegel?" flüsterte sie.
„Nein. Vermutlich waren diese Dinge auch dort, nur besser versteckt, doch ich hatte nicht mehr die Zeit, danach zu suchen."
„Donnerwetter!" Louisa trank einen Schluck Kaffee, verzog das angewiderte Gesicht und schob die Tasse beiseite. Im Verlauf unseres Gesprächs hatte sie den Kaffee vergessen, der jetzt kalt war. „Eigentlich habe ich nie wirklich gedacht, dass Mr. Carlyle der Täter ist", sagte sie mehr zu sich selbst. „Selbst jetzt finde ich das schwer zu glauben. Strolch Carlyle schickt abscheuliche Briefe an junge Damen? Du kannst dich darauf verlassen, dass er in Bezug auf Frauen wegen anderer Dinge berüchtigt ist."
„Davon bin ich überzeugt", erwiderte ich in einem, wie ich hoffte, trockenen Ton, der meinen Seelenschmerz kaschieren sollte. „Dennoch besteht nicht mehr der geringste Zweifel daran, dass Mr. Carlyle der Verfasser der Briefe ist. Was machen wir jetzt, Louisa? Wir müssen ihn zur Rede stellen, ihm androhen, ihn öffentlich zu entlarven. Aber wie?"
„Nein, nein! Wir dürfen ihn nicht bloßstellen!" entgegnete Louisa rasch. „Denk doch nur daran, wie er sich dann fühlt."
„Ich wüsste nicht, warum wir Rücksicht auf seine Gefühle nehmen sollten", erwiderte ich steif. „Er ist schuldig. Er muss büßen."
Sie dachte einen Moment lang nach. „Ja, aber begreifst du nicht, Connie, dass er mittlerweile vielleicht argwöhnt, wir wüssten über ihn Bescheid? Als er dich in seinem Zimmer antraf und ich später hinzukam, hat er bestimmt erraten, dass
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