Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Walzer der Liebe

Titel: Walzer der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hazard
Vom Netzwerk:
brauchte ich nicht lange zu überlegen, warum ich ihr nicht von meinem Plan erzählt hatte, die Stadt zu verlassen. Mein Zögern war nicht allein darauf zurückzuführen, dass ich nicht abreisen konnte, bis das Mr. Carlyle betreffende Problem geklärt war. Nein, es lag auch daran, dass ich ihn Wiedersehe n musste. Begreifen Sie? Ich musste ihn Wiedersehen! Ich hatte gar keine andere Wahl.
    Im Korridor begegnete ich Henrietta Mason. Sie war soeben mit einem Stapel Bücher aus der Leihbücherei zurückgekommen, und ich beeilte mich, ihr einen Teil der Last abzunehmen.
    Da sie guter Stimmung zu sein schien, fragte ich sie in ihrem Zimmer: „Erzählen Sie mir, wie es kam, dass Sie bei meiner Tante Lavinia leben. Waren Sie schon vor ihrer Hochzeit mit ihr befreundet?"
    „Der verstorbene Viscount Moreston hat mich gebeten, ihre Gesellschafterin zu werden. Er hatte sich Sorgen um sie gemacht. Nachdem sie das Kind verloren hatte, war sie so mürrisch und ängstlich geworden und regte sich schnell auf."
    „Ich wusste nicht, dass sie ein Kind verloren hat. Wie traurig!"
    War es Einbildung, oder war Miss Mason einen Moment lang unschlüssig? „Das ist nicht allgemein bekannt", gestand sie schließlich. „Ich glaube, Lord Moreston wusste, dass Lavinia nicht allein sein kann. Und da er so viel älter war als sie, wollte er für sie vorsorgen, solange er das noch konnte."
    Ich hatte nicht geahnt, dass der Mann meiner Tante ein älterer Herr gewesen war.
    Allmählich dämmerte mir, dass ich reichlich wenig über ihn wusste. Mir war nur geläufig, dass Louisa ihn vergöttert und er sich in meine Tante verliebt hatte, als er noch mit seiner ersten Gattin verheiratet gewesen war. Stellte das über dem Kamin hängende Porträt ihn dar?
    Ich hatte angenommen, bei dem Gentleman mit dem schütteren weißen Haar und dem ernsten, von zahlreichen Falten durchzogenen Gesicht handele es sich um Louisas und Camerons Großvater.
    „Wie viel älter war er?" fragte ich.
    Miss Mason starrte mich an. „Warum interessiert Sie das so, Miss Ames?" wollte sie wissen. „Das ist eine Geschichte, die lange her ist, und zudem eine, die längst zur Vergangenheit der Langleys gehört."
    Ich nickte, um Miss Mason zu zeigen, dass ich den Tadel verstanden hatte. Die Sache ging mich wirklich nichts an.
    Nach einem Spaziergang im Hyde Park, bei dem Louisa sich mit Lord Bryce schrecklich gestritten und der Viscount zu meinem Erstaunen geäußert hatte, wir beide hätten noch etwas zu regeln, da die Saison sich dem Ende zuneige, wollte ich mich in Moreston House entschuldigen und zurückziehen. Der Earl of Bryce kam mir jedoch zuvor und verabschiedete sich.
    Mir war klar, dass Louisa sich gern weiter mit ihm gezankt hätte, doch dann bemerkte sie seinen Blick. Der Ausdruck in seinen Augen war verärgert und kalt, und seine Miene bekundete Widerwillen. Ich fragte mich, was Louisa zu ihm gesagt haben mochte, das ihn, der im Allgemeinen so ausgeglichen war, derart ergrimmt hatte. Es war mir überdies ein Rätsel, wie sie so blind sein und seine Gefühle nicht erkennen konnte. Oder die irgendeines anderen Menschen.
    Die Langleys zogen sich in die Bibliothek zurück, wo sie, wie ich sicher war, über ihre familiären Probleme streiten und sich wie üblich aus Leibeskräften anschreien würden.
    An diesem heißen Tag Ende Juni war die Luft in meinem Zimmer stickig, und ich machte in der Hoffnung, ein Windhauch möge in den Raum dringen, das Fenster auf, von dem man auf ein kleines Rasenstück und eine hohe Ulme blickte. Sogleich konnte ich die Geschwister ganz deutlich hören. Direkt unter mir stand eindeutig ein Fenster der Bibliothek offen. Ich hätte nicht gelauscht, doch Louisa erwähnte meinen Namen. Unwillkürlich verweilte ich an meinem Platz.
    „Du behauptest, dass Paul mich nicht will, Cam. Ich sage dir jedoch, dass du Connie nicht bekommen wirst. Jemanden wie dich wird sie nie heiraten!"
    „Du irrst dich. Sie wird mich erhören, wenn ich ihr einen Heiratsantrag mache", lautete die gemessene, kalte Antwort.
    Ich traute meinen Ohren kaum. Wie konnte der Viscount so gelassen, ruhig und selbstsicher sein? Seine Überheblichkeit war zumindest bewundernswert.
    „Und ich versichere dir, dass Connie dich nicht heiraten wird! Du warst verdammt arrogant, Cam, bist deiner Wege gegangen, hast Connie ignoriert und sie, wenn du daheim warst, von oben herab behandelt. Glaube mir, Connie ist auf dem besten Wege, sich in Mr. Carlyle zu verlieben."
    „Selbst wenn sie

Weitere Kostenlose Bücher