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Walzer der Liebe

Titel: Walzer der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hazard
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Band war aufgeschlagen und lag mit dem Titel nach oben auf einem der Sessel. Ich fragte mich, was Mr. Carlyle wohl lesen mochte. Im Raum war ein leichter, nicht unangenehmer Duft wahrzunehmen, der nach Sandelholz und Piment roch. Ich erinnerte mich, dass Mr. Carlyle dieses Parfüm gern benutzte.
    Louisa wies auf den vor den zur Auffahrt hin gelegenen Fenstern stehenden Sekretär. „Das ist sein Schreibtisch", raunte sie mir ins Ohr. „Beeil dich! Ich gehe in den Korridor und passe auf. Falls jemand kommt, werde ich so laut reden, dass dir genug Zeit bleibt, um dich verstecken zu können."
    Verstecken? Wo? Louisa löschte ihre Kerze, machte die Tür auf und huschte aus dem Zimmer.
    Ich fühlte mich sehr einsam, als ich in dem großen, maskulin eingerichteten Raum allein war. Einsam und ängstlich. Ich atmete tief durch, um mich zu beruhigen. Ich fing meine Suche nicht mit dem Schreibtisch an. Irgendwie widerstrebte es mir, ihn zu berühren.
    Stattdessen inspizierte ich die Kommode und fand nur Kleidungsstücke. Auch die Schubladen in den beiden neben dem Bett stehenden Nachttischen enthielten nichts, das auf Mr. Carlyle als den von uns gesuchten Briefeschreiber hingewiesen hätte.
    Schließlich näherte ich mich dem Sekretär und durchsuchte rasch die Schubladen, stets befürchtend, zu viel Zeit zu benötigen. Ich fand Papier und Briefkarten, aber sie waren aus schwerem, teurem Bütten gemacht. Es gab auch Siegellack, der jedoch eine goldene, keine grellblaue Farbe hatte. Und ich stieß auf mehrere Petschafte, von denen eines Mr. Carlyles Initialen zeigte. Die anderen Siegel hatten Muster, die ich sehr sorgfältig betrachtete. Es gab jedoch keines, das mit der groben Umrisszeichnung eines Gänseblümchens versehen war.
    Mir fiel ein, dass sich im Ankleidezimmer eine kleine Kommode befand, und daher kehrte ich dorthin zurück.
    In der untersten Schublade stieß ich auf das Papier. Es war sorglos unter Kleidungsstücken, einigen harten Bürsten und Behältern verborgen worden, die zu öffnen ich mir nicht die Mühe machte. Ich ertastete sofort, dass es sich um das gleiche billige Papier handelte, auf dem die Briefe geschrieben worden waren. In diesem Moment wäre ich am liebsten in Tränen ausgebrochen. Ich wollte weinen, weil ich mich in Hugh Carlyle geirrt und Louisa Recht hatte. Ich wollte weinen, weil ich Luftschlösser gebaut hatte, die von einer Sekunde zur nächsten in sich zusammengefallen waren.
    Leicht zitternd nahm ich ein Blatt Papier zu Vergleichszwecken heraus, faltete es und steckte es in das Ridikül, das an meinem Handgelenk hing.
    „Wie froh ich bin, Sie zu sehen! Der Ruhesalon war so überfüllt, dass ich beschloss, mich nach einer anderen Örtlichkeit umzuschauen!" hörte ich Louisa laut im Korridor sagen.
    Ich blickte mich um, entdeckte einen Klosettstuhl und zog mich in aller Eile in das Schlafgemach zurück. Die Tür machte ich so leise wie möglich hinter mir zu. Hoffentlich zeigte der Diener Louisa das Ankleidezimmer und ließ sie dann allein. Zu meiner eigenen Beruhigung redete ich mir ein, es gebe keinen Grund, warum irgendjemand in Mr. Carlyles Schlafzimmer kommen sollte. Fest presste ich die Hände auf mein Herz. Es schlug so heftig, als wollte es zerspringen. Noch immer konnte ich Stimmen vernehmen, die jedoch leiser wurden. Schließlich war alles still. Ich wartete und lehnte mich erschöpft an einen Bettpfosten.
    Nach einer kleinen Ewigkeit, wie mir schien, hatte ich genug Mut gesammelt, um mich in den Korridor zu wagen und zu flüchten. Doch plötzlich hörte ich erneut eine Stimme. Ich schwöre, einen Moment lang blieb das Herz mir stehen.
    „Wie Sie sehen, Simkins, ist hier niemand. Da Sie darauf bestehen, werde ich im Schlafzimmer nachschauen ..."
    Verzweifelt blies ich die Kerze aus und kauerte mich neben das Bett. Die Zeit, um mich hinter einem Vorhang oder in dem großen Schrank zu verbergen, hatte ich nicht mehr. Hier konnte ich jedoch nicht gesehen werden, es sei denn, Mr. Carlyle kam weiter in den Raum.
    Falls er das tat, war es um mich geschehen.
    Wie ein verängstigtes kleines Kind schloss ich fest die Augen, als könne ich mich so unsichtbar machen. Schritte hörte ich nicht, doch ich nahm durch die Lider einen Lichtschein wahr. Ich rührte mich nicht von der Stelle.
    „Sie können gehen, Simkins. Hier ist niemand", sagte Mr. Carlyle. Er hatte sehr nahe geklungen.
    Als ich die Augen öffnete, sah ich ihn mit finsterer Miene vor mir stehen. Ich war vor Schreck wie

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