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Walzer der Liebe

Titel: Walzer der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hazard
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gelähmt. Benommen schaute ich zu, wie er weitere Kerzen anzündete, derweil der Diener sich gemessenen Schrittes entfernte.
    „Gewiss haben Sie eine stichhaltige Erklärung für Ihre Anwesenheit in meinem Zimmer, Miss Ames", meinte Mr. Carlyle, kam zu mir zurück und zog mich auf die Füße. „Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie interessiert ich bin, diese Begründung zu hören", fügte er hinzu und ließ mich los.
    „Ich habe keine Erklärung", brachte ich heiser heraus.
    Mr. Carlyle heuchelte Überraschung. „Überhaupt keine? Und ich habe Sie immer für geistesgegenwärtig gehalten! Ihre Cousine führte ein menschliches Bedürfnis als Ausrede dafür an, dass sie hier oben war, aber bestimmt gibt es auch andere, ebenso gute Vorwände.
    Beispielsweise haben Sie ein Rendezvous mit irgendeinem Gentleman vereinbart und sich versehentlich in diesen Raum verirrt. Und dann, als Sie meine Stimme hörten, wurde Ihnen unbehaglich zumute, und Sie versuchten, sich zu verstecken. Nein?
    Nun, wie wäre es dann mit der Behauptung, man hätte Ihnen gesagt, Ihre Tante sei erkrankt, und Sie seien auf der Suche nach ihr hier heraufgekommen? Das könnte ich kaum anzweifeln, weil sie immer so verhärmt aussieht."
    „Hören Sie auf!" rief ich, weil ich nicht mehr gewillt war, noch einen Moment länger Mr. Carlyles kalte, sarkastisch klingende Stimme zu hören.
    „Ich werde aufhören, wenn Sie mir erzählen, weshalb Sie hier sind", entgegnete Mr. Carlyle.
    „Das ... das kann ich Ihnen nicht sagen", erwiderte ich und war mir des Papiers in meinem Ridikül so bewusst, als hätte ich einen Stein darin. Wie konnte ich zugeben, was ich herausgefunden hatte? Was mochte Mr. Carlyle mir antun, nachdem ich ihn jetzt überführt hatte?
    Er stellte sich nahe vor mich hin, umfasste mein Kinn und zwang mich so, ihn anzuschauen. „Kann es sein, dass Sie hergekommen sind, weil das mein Zimmer ist und Sie sehen wollten, wo ich schlafe?" erkundigte er sich in nunmehr belustigtem Ton. „Haben Sie sich Wunschträumen hingegeben, Miss Ames?"
    Ich entwand mich ihm und war überzeugt, hochrot im Gesicht zu sein. „Nein, nein! Natürlich habe ich das nicht getan!"
    Er ergriff mich am Arm und zog mir mit der freien Hand die Maske vom Gesicht. Ehrlich gesagt, bis zu diesem Augenblick hatte ich völlig vergessen, dass ich eine trug.
    „Die ist jetzt überflüssig", sagte er und warf sie achtlos aufs Bett. Dann betrachtete er den Spitzenbesatz am Vorderteil meines Mieders. „Was soll das?" fuhr er fort und wies mit einem Nicken darauf. „Ich bin überrascht, dass eine so kecke Person wie Sie überhaupt auf diese Idee gekommen ist. Diese Rüschen ruinieren das Kleid."
    Noch während er sprach, streckte er die Hand aus und zog an der Bordüre. Sie löste sich sogleich vom Ausschnitt. Ich machte zwar eine abwehrende Geste, doch es war bereits zu spät.
    „So ist es besser", bemerkte er und warf den Volant zu der Maske.
    „Sie täuschen sich in mir, Sir!" erwiderte ich, bemüht, meine Stimme nicht schrill klingen zu lassen. Dabei ignorierte ich geflissentlich die Art und Weise, wie er auf meine vom tiefen Ausschnitt des Kleides entblößte Haut starrte. „Meine Anwesenheit mag einen eigenartigen Eindruck erwecken, doch ich hatte einen guten Grund."
    „Einen Grund, den zu nennen Sie sich weigern", äußerte Mr. Carlyle beinahe nachdenklich.
    „Ich kann ihn nicht verraten. Aber ich versichere Ihnen, dass ich nicht hier war, weil ich ... weil ich ... eine unmoralische Frau bin. Bitte, Sie müssen mir glauben und mich gehen lassen!"
    „Ich muss? Warum?" Er berührte eine der Locken, die mir über die Schulter hingen. „Sie haben so schönes Haar. Ich habe es stets bewundert", fuhr er fort. „Ich freue mich darauf, festzustellen, ob die Farbe echt ist."
    Ich war schockiert. Hatte er etwa das vor, was ich vermutete? Aber gewiss würde er nicht ... nicht hier ... nicht während eines Festes ... bestimmt würden die Gäste erwarten ... außerdem, falls er etwas Unschickliches zu tun beabsichtigte, würde ich schreien, so laut schreien, wie ich nur konnte.
    In meiner Verwirrung versuchte ich, vor ihm zurückzuweichen, doch das ließ er nicht zu. Er zog mich in seine Arme, presste mich an sich und hielt mich fest umschlungen.
    „Ich denke, Miss Ames, es ist besser, wir vergessen den Mitternachtswalzer, auf den ich mich vorhin noch gefreut habe. Ich kann mir eine viel genussreichere Betätigung für uns vorstellen. Ich hätte nie gedacht, so viel Glück zu

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