Walzer der Liebe
so dumm wäre, das zu tun, würde sie damit nichts erreichen. Einen Niemand aus Yorkshire wird er nicht heiraten. Er nutzt lediglich ihre Einfalt aus, und wenn ich ihr das vorhalte, wird sie begreifen, wie großzügig es von mir ist, ihren mittlerweile ruinierten Ruf zu ignorieren, und dann heiratet sie mich. Du wirst sehen, dass sie mich nimmt."
Ich hörte Louisas harsches Lachen. „Narr! Für dich wäre es besser gewesen, mit dem Spielen aufzuhören, statt auf Connies Vermögen zu spekulieren. Wie viele Schulden hast du im Hinblick auf den vermeintlichen Geldsegen noch gemacht?"
„Hüte deine Zunge, Weeza! Meine Schulden gehen nur mich etwas an und niemanden sonst. Sobald Constance und ich verheiratet sind, bin ich alle Sorgen los."
„Sie behauptet, nicht besonders reich zu sein. Vielleicht sind deine anders lautenden Informationen falsch? Was wird dann aus uns?"
Lord Moreston schnaubte verächtlich, und ich ließ den Fenstersims los. Ich hatte ihn so fest umklammert, dass meine Finger steif geworden waren.
Ein Stockwerk tiefer verkündete der Viscount: „Ich irre mich nicht. Constances Onkel hat klugerweise die Erträge aus der Schafzucht in etliche viel versprechende Investitionen gesteckt. Und außerdem ist da noch das Vermögen, das Constances Vater seiner Tochter hinterlassen hat. Natürlich hat ihr Onkel seinem Mündel nichts davon erzählt. Constance hätte es nicht begriffen, selbst wenn sie informiert worden wäre. Aber von nun an genieße ich die Profite, obwohl ich vorhabe, den alten Mann das Gut führen zu lassen. Ich finde keinen Geschmack an Landwirtschaft und Viehzucht und daran, im Norden zu leben. Doch genug davon. Ich darf dir mitteilen, dass ich gestern ein Wort mit Paul geredet habe."
„Wirklich? Worüber habt ihr gesprochen? Was hat er gesagt?"
„Sei still! Wie kann ich dir das erzählen, wenn du mich dauernd unterbrichst? Wir haben die Möglichkeit einer Eheschließung zwischen euch diskutiert. Ich habe das Thema angeschnitten, weil ich wusste, dass dir sehr viel daran liegt. Aber Paul hat gestanden, dass er nichts für dich empfindet und dich nie lieben wird. Ich habe ihm versichert, dass ich dafür volles Verständnis habe. Und das habe ich tatsächlich. Ich würde dich ganz bestimmt nicht heiraten wollen, du unmöglicher Zankteufel!"
Ich hielt den Atem an und wartete auf Louisas Wutausbruch, der zu meiner großen Überraschung jedoch nicht erfolgte. Auch der Viscount musste gewartet haben, da es einige Zeit dauerte, bis er äußerte: „Ich bin sehr erleichtert darüber, wie gut du diese Sache aufnimmst, Schwester. Wäre es dir doch nur möglich gewesen, in Gegenwart von Paul so viel Selbstbeherrschung zu zeigen. Dann hättest du vielleicht bei ihm eine Chance gehabt,"
O nein! wollte ich ausrufen. Du darfst Louisa nicht noch mehr verletzen, als du es schon getan hast. Zeig etwas Freundlichkeit!
„Ich glaube dir nicht", erwiderte Louisa spröde, und ich musste mich vorbeugen, um besser hören zu können. „Du hast das alles erfunden, um mir Kummer zu bereiten. Paul mag mich. Ich weiß, dass er mich gern hat."
„Vielleicht wie eine ungebärdige Schwester. Nicht mehr."
„Nein, er liebt mich! Ich weiß, dass er mich liebt. Und wenn er das noch nicht wissen sollte, dann wird er es bald erkennen. Ich werde ihn dazu bringen, dass er es weiß!"
„Du bist ein Dummkopf! Ein blinder, alberner Dummkopf! Lass mich allein! Ich bin deinen Dünkel und deine Hysterie leid. Ach, übrigens, richte unserer sensiblen, armseligen Stiefmutter aus, dass ich zum Dinner nicht da sein werde. Ich bin heute Abend mit Fells verabredet."
Ich zuckte zusammen, als die Tür ins Schloss knallte, und trat vom Fenster zurück.
Was gesagt worden war, hatte mich, abgesehen von Lord Morestons mich betreffenden Plänen, keineswegs überrascht. Er hielt mich für eine reiche Erbin. Ich? Eine Erbin? Das fand ich schwer zu glauben. Und überdies hatte in Louisas Stimme ein Unterton mitgeschwungen, der mir Unbehagen erzeugte. Sie hatte beinahe verängstigt geklungen. Ich begriff nicht, warum, und verdrängte den Gedanken.
Lord Moreston heiraten? Niemals! Die Arroganz dieses Mannes! Diese unbeschreibliche, blinde Arroganz!
Hugh Carlyle. Sein Name kam mir in den Sinn und das Bild seiner hoch gewachsenen Gestalt und seines Gesichts. Es kam mir vor, als wäre ich sogar imstande, seine Stimme zu hören. Er hatte gesagt, er werde mir nie wehtun. Und trotzdem hatte er genau das getan. O ja! Das hatte er.
Ich fuhr
Weitere Kostenlose Bücher