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Walzer der Liebe

Titel: Walzer der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hazard
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Rechnungen, unbezahlten Rechnungen, wie ich feststellte. Es schienen Hunderte zu sein. Kein Wunder, dass Lord Moreston so erpicht darauf war, eine Frau zu heiraten, die er für eine reiche Erbin hielt.
    In einer anderen Schublade fand ich den Entwurf eines Briefs an Mr. Lockwood, in dem der Viscount um mehr Zeit bat, um eine Ehrenschuld abtragen zu können. Es gab mehrere Schriftproben, und ich faltete eine von ihnen sehr klein zusammen. Ich steckte sie in die Tasche meines Hauskleides. Irgendwie kam ich mir schmutzig vor, weil ich im Schreibtisch des Viscount herumstöberte, aber dennoch schaute ich in alle unverschlossenen Fächer und suchte nach blauem Siegellack und einem Gänseblümchen-Petschaft. Beides fand ich nicht, hatte indes auch nicht damit gerechnet.
    Wieder sicher in meinem Zimmer, überlegte ich, wie ich an die anderen Schriftproben kommen könne. Meine Tante hielt sich fast immer in ihren Räumen auf. Ich würde darauf warten müssen, dass sie das Haus verließ. Und was Miss Mason betraf, so war ich vielleicht imstande, ihr Zimmer zu durchsuchen, derweil sie sich bei meiner Tante befand, doch das würde riskant sein. Es war besser, sich zu gedulden, bis auch sie sich nicht im Haus aufhielt.
    Und dann musste ich vermeiden, von einem Hausmädchen ertappt zu werden. Ich begriff, dass dieses Unterfangen gefährlicher war, als ich noch in Hughs Armen gedacht hatte. Damals war die Sache mir einfach erschienen, leicht zu bewerkstelligen.
    Ich zwang mich, nicht mehr an diesen Augenblick in Hughs Armen zu denken und meine Gedanken auf Louisa zu konzentrieren. Hugh hielt sie für die Hauptverdächtige, doch da ich im Moment nicht auf gutem Fuß mit ihr stand, konnte ich mir keinen guten Grund ausdenken, um sie in ihrem Zimmer aufzusuchen. Und dann war da noch Emma Pratt, ihre Zofe, die mich so hasste. Ich würde nie erfahren, ob die Zofe schreiben konnte und die Briefe geschickt hatte, denn allein der Gedanke, mich in das Quartier der weiblichen Angestellten zu wagen, ließ mir das Blut gefrieren.
    Ich war überrascht, als Louisa nur Minuten später zu mir kam. Sie entschuldigte sich nicht für ihr Benehmen, und ihre Stimme hatte kalt geklungen, als sie mir mitteilte, sie habe einen weiteren Brief erhalten und brauche meinen Rat. Nachdem sie mir das Schreiben ausgehändigt hatte, ging sie zum Fenster. Ich las den Brief, während sie mir den Rücken zukehrte, und war entsetzt. In dem Brief wurde die fürstliche Summe von fünfhundert Guineen verlangt, und der Verfasser drohte damit, dass er oder sie, falls das Geld nicht gezahlt würde, im ton erzählen werde, Louisas Mutter habe sich bei einem ihrer Anfälle von Wahnsinn umgebracht. Das Schreiben endete mit der Ankündigung, dass Anweisungen, auf welchem Wege das Geld zu zahlen sei, demnächst folgen würden.
    „Das musst du deinem Bruder erzählen, Louisa", sagte ich. „Du musst begreifen, dass diese Drohung nicht nur dich, sondern auch ihn betrifft."
    „Du wirst mir das Geld nicht geben? " erkundigte Louisa sich über die Schulter. „Du willst mir nicht helfen, nach allem, was wir getan haben, um dich in dieser Saison dem ton zu präsentieren?"
    „Wie kann ich es dir geben?" erwiderte ich rasch. „Ich habe diesen Betrag nicht zu meiner Verfügung, wirklich nicht, nicht einmal den zehnten Teil. Und ich bin sicher, dass auch mein Onkel nicht so viel Geld hat. Im Gegensatz zu dem, was du denkst, sind wir nur Bauern, Louisa, Bauern!"
    „Ich verstehe", äußerte sie tonlos. „Kann ich den Brief zurückhaben? Danke."
    Sie wandte sich zum Gehen, doch ich hielt sie zurück. „Bitte, Louisa! Können wir nicht wieder Freundinnen sein? Es tut mir Leid, dass du dich über mich geärgert hast, weil ich in Beech House übernachtet habe. Das tut mir wirklich Leid. Und ich werde bald heimfahren. Ich möchte nicht in dieser Missstimmung abreisen."
    Louisa starrte mich einen Moment lang an, ehe sie den Raum verließ und laut die Tür hinter sich zumachte. Ich sank auf mein Bett. Sie hatte nichts mehr gesagt, aber das war auch nicht nötig gewesen. Der Blick, den sie mir zugeworfen hatte, war unmissverständlich gewesen. Sie würde mir nichts verzeihen. Sie war entschlossen, mich von nun an zu hassen.
    Später am Tag begegnete ich meiner Tante in der Halle. Sie wurde von ihrer Gesellschafterin begleitet, und die Damen waren zum Ausgehen gekleidet. Ich lehnte es ab, mich ihnen anzuschließen, weil ich unbedingt die Gelegenheit nutzen wollte, ihre Räume zu

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