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Walzer der Liebe

Titel: Walzer der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hazard
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Zofe hatte mich frisiert, und ich sah so sittsam aus wie eine Nonne. Das heißt, äußerlich. Innerlich befand ich mich in einem Gefühlsaufruhr, den zu ergründen ich nicht gewillt war. Dennoch gab ich mich den Erinnerungen an Hugh Carlyle hin und überlegte, was er tun mochte. Er hatte, was die Angelegenheit betraf, die er zu erledigen hatte, ehe wir uns Wiedersehen konnten, sehr geheimnisvoll getan. Ich fragte mich, worum es dabei gehen könne, und wie schnell er sie erledigt haben mochte.
    Meine Tante wirkte überhaupt nicht erfreut, als ich schließlich ihre Suite betrat. Sie lag noch im Bett und war so weiß wie das Laken. Sie fühlte sich nicht wohl, und Miss Mason beteuerte, sie habe ihr geraten, sich nicht aufzuregen. Meine Tante habe jedoch nicht auf sie gehört.
    Louisa hatte am vergangenen Abend eine schreckliche Szene gemacht, und es war niemand im Haus gewesen, der ihr hätte Einhalt gebieten können. Der Viscount war ausgegangen. Auf dem Gipfel des Wutausbruchs hatte sie eine Platte mit Fleisch auf den Fußboden geschleudert, und Miss Mason war genötigt gewesen, ihr eine Ohr feige zu geben, damit sie zu sich kam.
    „Es war schrecklich, schrecklich!" jammerte meine Tante. „Und alles war deine Schuld, Nichte."
    „Weil ich bei Lady Beech geblieben bin", bemerkte ich. „Louisa, das unvernünftige Kind, hat mir bereits eine Strafpredigt gehalten. Und die arme Miss Hefferton sitzt verloren im Salon, weil sie sie nicht sehen will. Kann man sich absurder verhalten? Nun, ich fühle mich nicht schuldig, wenngleich es mir Leid tut, dass du Kummer hattest, Tante", fuhr ich fort.
    „Louisa ist kein normaler Mensch. Daran kann auch ich nichts ändern. Es ist wohl besser, wenn ich Moreston House verlasse. Ich habe deine Gastfreundschaft schon viel zu lange in Anspruch genommen, liebe Tante. Vielleicht vergisst Louisa mich, wenn ich weg bin, und alles wird wieder normal. Euch zuliebe hoffe ich das."
    „Du willst fort? Du willst heim nach Yorkshire?" fragte Tante Lavinia schwach. „O nein! Das kannst du nicht tun! Cameron hat gesagt ... das heißt, ich meine ..."
    „Noch ist nichts Definitives beschlossen worden, Lavinia", warf Miss Mason ein.
    „Hast du den heutigen Ball bei den Throckmortons vergessen, Constance?" wechselte meine Tante unvermittelt das Thema. „Welches Kleid wirst du anziehen?"
    Ich hatte nicht den Wunsch, zu irgendeinem Ball zu gehen, es sei denn, Hugh Carlyle würde mit mir dort sein, doch das konnte ich nicht sagen.
    Nachdem ich mich unter einem Vorwand entschuldigt hatte, war ich die meiste Zeit des Tages allein. Ich nutzte die Gelegenheit, um meinem Onkel zu schreiben und Listen der Dinge zu erstellen, die ich noch kaufen wollte, bevor ich nach Yorkshire zurückkehrte. Und ich verbrachte viel Zeit damit, verträumt an den vergangenen Tag zu denken, an das Wunder, das ich erlebt hatte, an die Freude.
    Zu meiner Überraschung begleitete meine Tante uns zum Ball. Der Earl of Bryce befand sich ebenfalls unter den Gästen. Ich wünschte, er wäre nicht gekommen. Es würde Louisa nur noch mehr aufregen, ihn zu sehen und miterleben zu müssen, dass er sich nicht um sie bemühte, so wie sie das hoffte. Sie ließ ihn zwar keine Sekunde aus den Augen, doch zu meiner Erleichterung machte sie keine Anstalten, ihn zu belästigen oder sich in seiner Nähe aufzuhalten.
    Es war ein langer und noch dazu langweiliger Abend. Nach der Heimkehr ging Louisa unverzüglich nach oben, ohne jemandem eine gute Nacht zu wünschen. Auch meine Tante zog sich gleich zurück.
    Als ich sie begleiten wollte, ergriff Lord Moreston mich fest am Arm. „Einen Augenblick noch, Constance. Wir beide scheinen nie die Möglichkeit zu haben, miteinander reden zu können."
    Er führte mich in die Bibliothek. Dort angekommen, goss er Cognac in zwei Gläser und reichte mir eines, ohne dass ich ihn darum gebeten hätte. Dann sagte er: „Ich bin sicher, du weißt, warum ich mit dir allein sein wollte, nicht wahr, du kluges, kleines Kätzchen? Meine Stiefmutter hat mir erzählt, dass du daran denkst, nach Haus zu fahren. Es täte uns und besonders mir sehr Leid, wenn das der Fall wäre. Ich habe nämlich nicht nur deine ausgezeichneten Qualitäten und deinen Sinn für Humor zu schätzen gelernt, sondern auch dein gutes Aussehen. In der Tat, ich kann sagen, dass ich selten eine Frau mehr bewundert habe."
    Und bewunderst du auch mein ansehnliches Bankkonto? hätte ich den Viscount am liebsten gefragt. Er kam näher, zog mich auf die

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