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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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oder jeden Tag über das Göttliche an sich zu meditieren.
    Glaube war, was man tat. Glaube war das Streben danach, besser, edler und gütiger zu werden. Beim Glauben ging es um Opfer zum Wohle anderer – und dass man sie auch dann brachte, wenn niemand zusah und hinterher verkünden konnte, was man doch für ein Held war.
    Glaube entwickelte aus sich heraus eine Kraft, die noch schwerer zu definieren war, sich dem bloßen Auge noch besser entzog als Magie. Ein Symbol des eigenen Glaubens, mit Überzeugung und Ernsthaftigkeit präsentiert, bannte viele Raubtiere aus der anderen Welt, am wirksamsten die Vampire des Roten Hofs. Ich konnte nicht erklären, wie die Sache funktionierte, ich verstand es selbst nicht. Auch nicht, warum. Ich wusste nicht, ob an irgendeinem Punkt ein mächtiges Wesen oder eine Gottheit ins Spiel kamen – ich hatte nie darum gebeten –, aber wenn, dann unterstützten sie mich, auch ohne dass ich nach ihnen gerufen hatte.
    Das Pentagramm erstrahlte in hellem Silberlicht, das Esmeralda traf wie eine zwei Meter hohe Welle. Sie schleuderte die Frau von mir und zerfetzte die Fleischmaske, die sie trug, was das Wesen darunter zum Vorschein brachte.
    Unter Schmerzen verrenkte ich mich, um auch Esteban das Symbol meines Glaubens zu präsentieren, aber der war bereits einige Meter zurückgewichen, weshalb das Silberlicht ihn lediglich zwang, die Hand schützend vor die Augen zu legen.
    Esmeralda zischte laut und böse wie eine erzürnte Schlange, als sie sich als hageres, schwarzhäutiges Monster aus den Überbleibseln von Kleidern und Fleischmaske erhob. Das Monster war ebenso klein, wie die junge Frau gewesen war, aber mit erheblich dünneren und längeren Gliedmaßen. Unter dem dünnen Oberkörper hing ein schwabbeliger, schwarzer Bauch, und beim Anblick des Gesichts dieser Schreckgestalt hätte sich manch eine dieser echt hässlichen südamerikanischen Fledermäuse gleich viel besser gefühlt.
    Monster-Esmeralda riss den Mund auf, entblößte blitzende Fangzähne und eine lange, sich windende, blassrosa Zunge mit dunklen Punkten. In den immer noch durch und durch schwarzen Augen flammte Zorn.
    Weiter weg regte sich etwas in den Schatten. Ein hellblauer Lichtschein wuchs und kam näher, der Wald hallte vom triumphierenden Jagdgeheul meines Hundes wider. Mouse hatte meine Spur oder die der Vampire gefunden – auf jeden Fall kam er rasend schnell näher.
    Esmeralda zischte erneut voller Wut und Hass.
    „Wir dürfen nicht!“ Auch Esteban zischte, während er mit übernatürlicher Geschwindigkeit um mich herum huschte, allerdings in gebührendem Abstand zum glühenden Pentagramm. Er packte die kleine Vampirfrau am Arm. Einen Moment lang noch traf mich der starre Blick der toten, leeren, schwarzen Augen – dann erhob sich ein starker Wind, und die beiden waren fort.
    Zutiefst dankbar sackte ich in mich zusammen. Erst jetzt, wo es sich langsam beruhigte, wurde mir klar, wie sehr mein Herz gerast hatte. Auch die Furcht ließ allmählich nach. Aber eine blieb: meine Verwirrtheit. Was ging hier vor sich? Erschien mir alles nur so verworren, weil ich so zerschlagen war?
    Eher nicht. Oder?
    Noch ein lautes Bellen, und Mouse stand erst neben mir, dann über mir, stupste mich mit der Nase an, bis ich es schaffte, die Hand zu heben, um ihn hinter den Ohren zu kraulen.
    Als Nächstes trafen Thomas und Molly ein. Ich war froh, dass Thomas Mouse die Führung überlassen hatte, so musste mein Lehrling nicht allein durch den Wald laufen. Thomas’ Augen schimmerten silbern, um seinen Mund lag ein selbstzufriedenes Grinsen, und in seinem Haar glitzerten Glassplitter. Auf der linken Hälfte von Mollys Oberkörper hatte jemand großzügig grüne Farbe verteilt.
    „Na schön“, murmelte ich. „Ich bin schwer von Begriff.“
    „Was?“ Molly kniete neben mir und musterte mich mit besorgter Miene.
    „Zurückgeblieben. Ich bin Detektiv, ich soll Sachen rausfinden, das ist mein Beruf. Aber ich habe am falschen Ende angefangen. Je genauer ich mir die Sache ansehe, desto klarer wird mir, dass ich keinen Schimmer habe. Ich weiß nicht, was hier eigentlich abgeht.“
    „Kannst du aufstehen?“, wollte Thomas wissen.
    „Rippen“, sagte ich. „Bein. Kann ich nicht belasten. Vielleicht gebrochen.“
    „Ich trage ihn“, sagte Thomas. „Geh du ein Telefon suchen.“
    „Gut.“ Molly nickte.
    Thomas trug mich aus dem Wald zurück zu meinem Auto.
    Zu den kläglichen Überresten meines Autos.
    Benommen starrte ich auf

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