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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Liebe“, sagte Esteban. Er hatte sich auf die Fersen gehockt und musterte mich aufmerksam. „Es ist nicht seine Schuld. Es hat noch nicht einmal bemerkt, dass Arianna es manipuliert.“
    „Wovon redet ihr eigentlich?“, fragte ich. „Hört mal, Leute, niemand will Arianna dringender aufhalten als ich.“
    Esteban machte eine vage Geste. „Ja, ja. Es glaubt, es müsse seine Brut retten. Es wird versuchen, sie aus dem Herzen seines Reiches zurückzuholen. Dort steht es dann im Zentrum unendlich großer Machtbewegungen, kann jederzeit das Gleichgewicht in wer weiß welche Richtung zum Kippen bringen.“
    „Dafür sieht es eigentlich ziemlich klein aus.“ Esmeralda schnupperte. „Es ist nur ein abgerissenes, dreckiges Ding.“
    Esteban zuckte die Achseln. „Wir wissen inzwischen, dass das Äußere kaum eine Rolle spielt. Das Innere birgt Größe. Würdest du dem zustimmen, abgerissener Magier?“
    Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen. Eigentlich war mir nicht nach Frotzeleien mit einem Pärchen durchgeknallter Vampire zumute, aber wahrscheinlich war es in dieser Situation das Beste, wenn ich mitspielte. Wer lange genug gelebt hatte, dem kam ein konkretes Verhältnis zur Zeit abhanden. Was war schon eine Stunde, wenn man bereits Jahrtausende hinter sich hatte? Sollte Thomas mit seiner Truppe siegreich aus dem Kampf gegen das Monster hervorgehen, dann würden sie innerhalb weniger Minuten nach dessen Ende mein Verschwinden feststellen, und so weit fort, dass Mouse mich nicht mehr fand, hatten mich die Eebs unmöglich verschleppt. Soweit ich beurteilen konnte, schaffte es Mouse noch vom All aus, Geruchsspuren auf der Erde zu verfolgen.
    Mit ihnen reden. Zeit gewinnen.
    „Das hängt von der Natur der Sache und dem Betrachter ab“, sagte ich. „Aber wenn du rein nach der Metapher in ihrer einfachsten Interpretation gehen willst, dann könnte ich dir unter Umständen recht geben. Die wahre Natur eines jeden Dinges übertrifft dessen äußere Erscheinung an Wichtigkeit.“ Ich rang mir ein Lächeln ab. „Übrigens fühle ich mich von euch recht angenehm behandelt, wenn ich das nebenbei bemerken darf. Ich hatte etwas ganz anderes erwartet.“
    „Wir wollten dich verzehren und töten. Oder töten und dann essen.“ Esmeralda erwiderte mein Lächeln, nur fiel ihres bedeutend irrer aus als meins. Zumindest hoffte ich das. „Vielleicht tun wir das ja auch noch.“
    „Aber mir will es scheinen, als hättet ihr eigentlich etwas anderes im Sinn“, sagte ich. „Offenbar wolltet ihr reden. Ich bin gern bereit, euch zuzuhören.“
    „Wunderbar“, sagte Esteban. „Dann bist du in der Lage, dich dem Thema vernünftig zu nähern. Darüber sind wir sehr erfreut.“
    „Sagst du mir bitte noch, auf welches Thema du dich gerade bezogen hast?“
    „Auf deine Verstrickung in Ariannas Pläne“, erwiderte Esteban. „Wir wünschen, dass du dich nicht mehr daran beteiligst.“
    „Das … könnte problematisch werden. Wenn Arianna durchsetzt, was sie vorhat, dann tötet das mich und die Mutter des Kindes.“
    Die beiden Vampire tauschten stumm einen langen, intensiven Blick. Der Ausdruck auf ihren Gesichtern durchlief dabei einige Veränderungen – kaum merklich, aber dennoch hatte ich den Eindruck, Zeuge einer ausführlichen wortlosen Unterhaltung geworden zu sein.
    „Wie hast du davon erfahren, abgerissener Magier?“ Esteban hatte sich wieder mir zugewandt.
    „Dinge herausfinden ist mein Beruf.“
    „Ohhhhhh!“ Esmeralda legte sich bäuchlings auf mich, rieb ihre Hüften an meinen. Sie war so klein, dass ich ihr Gewicht kaum spürte. Aber ich konnte sie riechen, sie roch … falsch. Nach Formaldehyd und Fäulnis. „Es ist impertinent! Wir liebenImpertinenz. Es ist immer so süß, wenn impertinente kleine Wesen uns erliegen. Magst du unsere hübschen Augen, zotteliger Zauberer? Welche Farbe gefällt dir besser? Sieh hin, sieh ganz genau hin.“
    Man sah einem Vampir nicht in die Augen. Das wusste doch inzwischen nun wirklich jedes Kind. Trotzdem hatte ich ein paarmal dem starren Blick eines Vampirs des Roten Hofes standhalten müssen und nie Probleme gehabt, sie auszusperren. Es war noch nicht einmal besonders schwer gewesen.
    Nur hatte ich es allem Anschein nach wohl mit Anfängern zu tun gehabt.
    Vor meinen Augen wirbelte es eisblau und tiefgrün. Erst in letzter Sekunde wurde mir bewusst, was da geschah, und ich konnte die Türen zu den Gewölben meines Verstandes verrammeln, weshalb Esmeraldas Angriff nur

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