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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Verpflichtungen als Gastgeber mir gegenüber einzuhalten.
    Wie gesagt: Die Sitten des Gastrechts waren diesen Leuten ungemein wichtig. Das mochte verrückt klingen, aber so waren sie nun mal.
    Ich neigte respektvoll den Kopf. Jawohl, auch ich konnte diplomatisch sein, und wehe, jemand behauptet das Gegenteil. Dabei lag mir eine so schöne Replik auf der Zunge: „Cool, was? Passiert echt nicht alle Tage, dass ein gewöhnlicher Sterblicher schneller ist als eine Fee.“Aber den Spruch verkniff ich mir. „Ich möchte deine Gastfreundschaft auch nicht länger als unbedingt nötig in Anspruch nehmen, Fürst der Jäger“, sagte ich stattdessen. „Wenn es dir beliebt, brechen wir sofort auf und belästigen dich nicht weiter.“
    „Hör nicht auf das Ding, oh Erlkönig!“, meldete sich die klare Sopranstimme einer Frau, die unschwer als die Esmeraldas zu erkennen war. „Es spricht mit vergifteter Zunge honigsüße Worte. Es will dich täuschen.“
    Der Erlkönig wandte sich dem Vampirpärchen zu, das die Kobolde nicht in ihre Netze bekommen hatten. Er betrachtete die beiden einen Augenblick lang schweigend. „Jäger des Roten Hofes“, sagte er dann mit einem Blick auf die zu ihren Füßen liegenden gefallenen Kobolde, „ich höre euch zu, fahrt fort. Berichtet mir mehr.“
    „Ein kluges und gerissenes Wild, dieser Magier“, sagte Esteban. „Wir hatten ihn umzingelt, und ihm fielen keine Tricks mehr ein, wie er den rechtmäßigen Ausgang der Jagd hätte verhindern können. Da kam ihm dieses ehrlose Tun in den Sinn. Er hat uns mit voller Absicht hierher, an deinen Hof gebracht, damit du, oh Erlkönig, ihm seine Feinde vom Hals schaffst.“
    „Wer einen Fuchs jagt, muss achtsam sein und darf ihm nicht in die Höhle des großen Bären folgen“, entgegnete der Erlkönig. „Das sollte meiner Meinung jeder Jäger wissen.“
    „Gut gesprochen, König der Kobolde.“ Jetzt hatte wieder Esmeralda übernommen. „Aber durch seine Flucht hierher versucht der Magier, dich in den Krieg zwischen seinem Volk und dem unsrigen hineinzuziehen. Denn wir jagen auf ausdrücklichen Wunsch unseres Herrn, als Teil des rechtmäßig erklärten Krieges.“
    Der Erlkönig kniff die tiefroten Augen zusammen, in seine nächsten Wort mischte sich ein leiser, zorniger Unterton. „Ich begehre von anderen Wesen nur eins: Sie sollen mich ohne Einmischung im Einklang mit uralten Traditionen meine Jagd betreiben lassen. Ich sage es dir geradeheraus, Herr Ritter: Sollten diese Jäger die Wahrheit sagen, dann werde ich gegen dich und die deinen eine so harte Strafe verhängen, dass man unter den Mächten noch in tausend Jahren nur davon flüstern und voller Furcht sprechen wird.“
    Ich musste schlucken, dachte verzweifelt nach. Dann hob ich das Kinn. „Ich gebe dir mein Wort als Ritter des Winterhofes: Keinerlei Absichten haben mich hierher geführt. Der Zufall hat diese Jagd in deine Halle gebracht, oh Erlkönig, das schwöre ich bei meiner Macht.“
    Das uralte Wesen starrte mich ein paar Sekunden lang mit vorgerecktem Kopf und bebenden Nüstern an. Dann zog der Erlkönig den Kopf ein. „Meine Gäste meinen es sehr gut mit mir, sie haben mir ein Rätsel aufgegeben.“ Seine Stimme hallte laut, sein Blick ging zwischen den Eebs und Susan und mir hin und her. „Was soll ich mit euch machen? Denn ich möchte nicht, dass sich noch andere zu solchen Besuchen ermuntert fühlen.“ Er verzog angewidert den Mund. „Das erinnert mich wieder daran, warum ich mich ungern mit den Höflichkeitsformen befasse, die die Sidhe so lieben. Ich dagegen stelle fest, dass sie mich nicht erfreuen, sie werden mir rasch über.“
    Ein sehr voluminöser, sehr kräftig wirkender Kobold meldete sich von einem Tisch in der Nähe des Eingangs zur Halle: „Mein König, richte sie alle hin. Sie sind Fremdlinge in deinem Reich. Pflanz ihre Köpfe auf deine Tore, als Warnung für alle, die folgen könnten.“
    Zustimmendes Grollen lief durch die Reihen der Versammelten.
    Der Erlkönig schien sich diesen Vorschlag durch den Kopf gehen zu lassen.
    „Solch ein Akt könnte jedoch auch weitere Störungen nach sich ziehen“, mischte ich mich hastig ein. „Der Rote Hof wird die Diener, die er ausgeschickt hat, sicher vermissen, sollten sie nicht zurückkehren. Auch beim Weißen Rat der Magier entstünden, wie ich dir versichern kann, nach meinem Verschwinden heftige Gefühle. Von Mabs Reaktion ganz zu schweigen. Ich bin ziemlich neu, sie ist meiner noch nicht müde.“
    Der

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