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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Erlkönig machte eine wegwerfende Geste. „Nein. Der Ritter hat meine Worte gut verstanden, Fürst Ordulaka. Gäste sind sie, er und seine Begleitung, und ich werde meine Ehre nicht beflecken, indem ich gegen ein uraltes Abkommen handele.“ Er kniff die Augen zusammen. „Hm. Sie sind Gäste, in der Tat. Vielleicht sollte ich sie ehrerbietiger behandeln. Vielleicht sollte ich darauf bestehen, dass sie alle meine Gäste bleiben und darauf achten, dass man sie die nächsten hundert Jahre entsprechend behandelt.“ Er schenkte mir ein eiskaltes Lächeln. „Ihr seid so gut wie die ersten Gäste in meinem Reich. Ich könnte es als Beleidigung auffassen, wenn ihr mir keine Gelegenheit gebt, anständig mit euch zu verfahren.“
    Die Eebs sahen sich an, ehe sie sich unisono vor dem Erlkönig verneigten. „Du bist ein großzügiger Gastgeber“, sagte Esteban, „und wir bleiben gern in deinem Reich, solange es dir beliebt und angemessen erscheint.“
    „Harry!“, zischte Susan.
    Sie brauchte mir nichts zu erklären. Verzögerung, und sei es auch nur um wenige Stunden, konnte für Maggie den Tod bedeuten.
    „Verehrter Gastgeber“, sagte ich. „Natürlich steht dir angesichts der unvorhergesehenen Natur unseres Besuchs dieser Weg zu. Aber ich möchte dich bitten, auch meine Verpflichtungen meiner Herrin Mab gegenüber zu berücksichtigen. Ich verfolge eine Queste, die sie mir zu beenden befohlen hat und die ich nicht verzögern darf. Die Erfüllung dieser Aufgabe hängt von Dingen ab, die in der Zeit der Sterblichen geschehen sind, und wenn du auf deinen Rechten als Gastgeber bestehst, setze ich meine eigene Ehre aufs Spiel. Das würdest du als mein Gastgeber nie wollen, davon bin ich überzeugt.“
    Der Erlkönig warf mir einen Blick zu, in dem sich Spott und Verärgerung mischten. „Nur wenigen Winterrittern war ein Schwert beschert, das schärfer gewesen wäre als deine Zunge, Junge. Aber ich warne dich: Nenn den Namen deiner Herrin ein drittes Mal, und es passieren Dinge, die dir nicht gefallen werden.“
    Er hatte recht. Daran hatte ich nicht gedacht: Wenn ich Mabs Namen hier im Niemalsland aussprach, konnte sie das herbeirufen. Hier wäre sie nicht nur Eindringling in der Domäne eines anderen Machthabers, seiner Autorität und seinem Einfluss ausgesetzt und unter Umständen verletzlich, sondern auch noch auf jeden Fall extrem unzufrieden mit dem überforderten Magier, der sie in eine solche Situation gebracht hatte. Das Zusammentreffen zweier mächtiger Herrscher auf engstem Raum könnte extrem gefährlich, vielleicht sogar tödlich verlaufen.
    Ich neigte den Kopf. „Natürlich, ich habe verstanden, mein Gastgeber.“
    Ein Kobold von knapp einem Meter fünfzig und so mager, dass es aussah, als könnte eine steife Brise ihn umwehen, tauchte aus den Schatten auf, um dem Erlkönig ehrerbietig den Helm abzunehmen. Er hatte sich schon umgedreht, um ihn wegzutragen, als er noch einmal stehenblieb. „Wir alle hier sind Raubtiere“, flüsterte er mit unangenehmer, irgendwie an eine Spinne erinnernder Stimme. „Lasst uns die Sache in einem Blutgericht austragen.“
    „Natürlich!“ Der Erlkönig hob die Hände, als hätte endlich jemand eine Idee vorgetragen, die eigentlich allen Anwesenden von vornherein hätte klar sein müssen. „Wieder einmal erteilst du exzellenten Rat, Rafforut.“
    Der dürre Kobold verzog den Mund zu einem noch dünneren Lächeln, verneigte sich tief aus der Hüfte heraus und zog sich wieder in die Schatten zurück.
    „Oh“, sagte ich. „Oh, Scheiße.“
    „Was?“, wollte Susan wissen.
    Ich senkte meine Stimme zu einem so leisen Flüsterton, dass nur sie mit ihrem mehr als menschlichen Hörvermögen meine Worte verstehen würde – hoffentlich waren die Ohren der Kobolde nicht noch besser. „Während wir seine Gäste sind, darf uns der Erlkönig kein Leid zufügen oder zulassen, dass wir zu Schaden kommen. Dies gilt auch für die Roten. Aber da wir und sie Behauptungen aufgestellt haben, die einander widersprechen, kann er uns gegeneinander kämpfen lassen. Eine Art Gerichtsverfahren, um festzustellen, wer von uns recht hat oder zumindest stärker von seiner Version der Geschichte überzeugt ist.“
    Susans Augen weiteten sich bei meinen Worten ins schier Unendliche. „Wenn wir nicht für unsere Version eintreten und kämpfen, entscheidet er sich gegen uns und für die Eebs?“
    Ich nickte. „An dem Punkt könnte er auch beschließen, wir hätten seine Gastfreundschaft

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