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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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den Latschen gekippt, als sie die Trugbilder sah. Prüfend fuhr sie mit der Hand durch Tillys Bild und stieß einen anerkennenden Pfiff aus. „Gehen wir?“
    Icks Herz wummerte plötzlich so laut, dass ich die Vibration durch meine Schuhsohlen hindurch spürte.
    Das zentrale Treppenhaus spuckte Vampire aus, eine brodelnde Masse aus schwabbeligen, gummiartigen Leibern mit pechschwarzen Augen, rosa gefleckten schwarzen Zungen und glitzernden Fangzähnen. In ihrer Mitte sah ich in Fleischmasken Esteban und Esmeralda. Ganz hinten ragte der Ick auf.
    Susan und ich machten auf dem Absatz kehrt und sprinteten los. Die drei Trugbilder, die nicht nur als Bilder daherkamen, sondern ganz real keuchten, taten es uns nach. Auch ihre hastigen Schritte hörte man. Unter lautem Gemeinschaftsgeheul nahmen die Vampire die Verfolgung auf.
    Ich rannte, so schnell ich konnte, und mobilisierte dabei noch weiteren Willen. Eigentlich hätte ich die ungeheure Anstrengung all meiner Leistungen spüren müssen, aber das war nicht der Fall. Auf in die Schlacht, mein kleiner Faustus, mach das Beste aus dem, was du dir erstritten hast!
    Ich bündelte meinen Willen, rief: „Aparturum!“und ließ meine Rechte durch die Luft zischen.
    Um den Weg zu öffnen, hatte ich eine Menge Energie eingesetzt. Vor uns entstand ein diagonaler Riss im Gespinst des Raums, schief und krumm und ein wenig rechts von der Flurmitte. Er hing wie eine seltsam geometrisch geformte Nebelwolke in der Luft. Hektisch deutete ich darauf und rief Susan etwas zu, was im allgemeinen Getöse unterging. Sie antwortete irgendetwas und nickte. Hinter uns gewannen die Vampire mit jeder Sekunde an Boden.
    Laut schreiend rasten Susan und ich auf das Tor zu.
    Stürmten hindurch – und landeten im Nichts.
    Immer noch laut schreiend fiel ich und fiel, immer fester davon überzeugt, nun endgültig mein letztes Spiel gespielt zu haben. Aber weniger als eine halbe Sekunde später trafen meine wild um sich schlagenden Arme und Beine auf festen Stein. Ich rollte mich ab, kam auf die Beine und rannte weiter, Susan dicht neben mir. Anscheinend befanden wir uns in einer geräumigen Höhle oder aber in einer tiefen Grube.
    Weit waren wir nicht gekommen, als plötzlich vor uns in der Dunkelheit eine Wand aufragte, an der wir uns um ein Haar die Schädel eingerannt hätten. In letzter Sekunde gelang es uns abzustoppen.
    „Mein Gott“, sagte Susan schwer atmend. „Hast du in letzter Zeit Sport getrieben?“
    Wachsam drehte ich mich um, den Sprengstock in der Hand, und wartete auf die ersten Vampire. Wir hörten auch ihre Schreie und lautes Heulen, und irgendwo kratzten schwere Klauen über Stein – aber keiner unserer Verfolger ließ sich blicken.
    Was eigentlich nichts Gutes bedeuten konnte.
    Mit der Wand im Rücken standen wir da und wussten nicht recht, was wir nun tun sollten. Da stieg rings um uns ein sanftes, grünes Licht auf.
    Es schien von nirgendwoher und gleichzeitig von überallher zu kommen und wurde immer intensiver. Nicht lange, und ich hatte kapiert, dass wir gar nicht in einer Höhle standen, sondern in einer großen Halle. Um genauer zu sein: in einer mittelalterlichen Banketthalle. Vor uns erstreckten sich zwei gut und gerne hundert Meter lange Tischreihen mit einem Durchgang dazwischen, und an den Tischen saßen – Wesen.
    Sie sahen einander alle erstaunlich ähnlich, obwohl keine zwei von ihnen identisch zu sein schienen. Alle hatten etwas vage Menschliches an sich, alle trugen Gewänder aus Stoff und Leder oder mit fremdartigen, geometrischen Mustern in Schwarz- und Grautönen geschmückte Rüstungen. Einige der Wesen waren groß und mager, andere eher gedrungen und muskulös, manche riesig, manche nur mittelgroß und so weiter und so fort. Alle nur denkbaren Kombinationen an Größe und Statur waren vertreten. Einige der Wesen hatten überdimensionale Ohren, andere gar keine, manche ein deutliches Hängekinn. Keines der Gesichter war schön zu nennen, allen fehlte eine gewisse Symmetrie, und genau darin lag ihre Ähnlichkeit: dass nichts in diesen Gesichtern zueinander passte, dass jeder Körper im Konflikt mit sich selbst zu liegen schien.
    Eines hatten sie alle gemeinsam: Sie alle hatten rot schimmernde Augen, und wenn je eine Truppe böse ausgesehen hatte, dann diese hier.
    Ach ja: und sie waren ausnahmslos alle bewaffnet. Mit Schwertern, Messern, Äxten und allem erdenklichen sonstigen grausamen Kriegsgerät.
    Susan und ich waren durch den Mittelgang zwischen den

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