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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Tischreihen in die Halle gestürmt, was unsere Gastgeber aufgeschreckt haben mochte, denn als das zweite Kontingent Eindringlinge durchkam, hatten sie zugeschlagen und alle erwischt. Auf dem Ick hockten ein paar der größeren rotäugigen Wesen, von denen jedes gut eine Tonne wiegen mochte, und drückten ihn auf den Boden. Die Vampire saßen, jeder für sich, in Netzen aus einem Material fest, das nach flexiblem Stacheldraht aussah. Der rasende Mob hatte sich in hilflose Einzelklumpen verwandelt.
    Bis auf Esteban und Esmeralda: Die Eebs standen noch aufrecht, Rücken an Rücken, zwischen dem Ick und ihrer in Netzen gefangenen Mannschaft. Der Boden zu ihren Füßen war blutgetränkt, und in diesem Blut lagen reglos zwei der Einheimischen.
    „Mein Gott“, flüsterte Susan. „Wo sind wir hier?“
    Ich musste schlucken. „Ich glaube, das sind Kobolde.“
    „Du glaubst?“
    „Ich habe noch nie einen gesehen. Aber sie passen zu den Beschreibungen, die im Umlauf sind.“
    „Schaffen wir es gegen ungefähr eine Million von denen? Müsste doch eigentlich drin sein!“
    Ich schnaubte. „Die Filme haben dir gefallen, was?“
    Ihre Antwort war ein trauriges Lächeln.
    „Ja“, sagte ich. „Ich habe auch an dich gedacht, als ich sie mir angesehen habe.“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein. In diesem Fall hat die Folklore leider alles falsch verstanden. Die Typen hier sind Killer. Heimtückisch, schlau und gnadenlos. Wie Ninjas vom Krypton. Sieh dir doch an, was sie mit den Vampiren gemacht haben.“
    Susan starrte auf das niedergestreckte Angriffsteam des Roten Hofs. Ich konnte förmlich sehen, wie sich die Rädchen in ihrem Kopf drehten, wie sie alles verarbeitete, was innerhalb von Sekunden, in kompletter Dunkelheit und totaler Stille mit den Vampiren und dem Ick passiert war.
    „Dann stellen wir uns wohl lieber gut mit ihnen.“ Susan versteckte ihren Knüppel hinter ihrem Rücken und pflanzte sich das Lächeln aufs Gesicht, mit dem sie früher als Reporterin unwillige Interviewpartner entwaffnet hatte.
    Während mir ein Gedanke durch den Kopf schoss.
    Ein ganz fürchterlicher Gedanke.
    Zögernd drehte ich mich um und sah mir die Wand, an der wir standen, genauer an.
    Erst den unteren Bereich – aber dann sah ich hoch.
    Eigentlich war das gar keine Wand. Eigentlich war es die Wandung eines Podiums. Eines riesigen Podiums, auf dem ein großer Thron aus Stein aufragte.
    Darauf saß eine von Kopf bis Fuß in eine schwarze Rüstung gehüllte Gestalt, riesig, fast drei Meter hoch. Ein Mann – eher schlank und athletisch gebaut, was man trotz der Rüstung erkennen konnte. Auf dem Kopf trug er einen Helm, dessen Visier heruntergelassen war, so dass sein Gesicht im Dunkeln lag, und aus dem Helm ragte ein großes, bedrohlich spitzes Geweih, von dem ich nicht sagen konnte, ob es zum Kopf des Mannes gehörte oder eine Helmzier darstellte. Durch die Schlitze im Visier blickten zwei rote Augen, die perfekt zu den Tausenden anderen in der Halle passten, ruhig in die Runde.
    Er lehnte sich vor – der König der Kobolde des Feenreichs, der Anführer der Wilden Jagd, der Alptraum aus zahlreichen Geschichten und Legenden, der selbst Mab, der Königin der Luft und der Dunkelheit, ebenbürtig war.
    „Sieh an, sieh an“, murmelte der Erlkönig. „Was haben wir denn da?“

36. Kapitel
    I ch starrte zum Erlkönig empor und sagte mit gewohnter rhetorischer Brillanz: „Oh-oh.“
    Der Erlkönig lachte leise in sich hinein. Es war ein tiefes Lachen, das durch den Saal hallte und seinen Nachklang im Stein der Wände fand, bis es wie leise Musik schien. Wenn ich bis dahin noch Zweifel gehegt haben mochte – mit diesem Lachen und der Art, wie der ganze Saal es aufgenommen hatte, verschwanden sie. Ich stand im Herzen der Macht des Erlkönigs. „Wir scheinen Besuch bekommen zu haben, meine Sippschaft“, sagte er fröhlich.
    Woraufhin tausend Kehlen sein Lachen aufnahmen, sich um tausend bösartig blitzende Augen Lachfältchen bildeten.
    „Ich muss gestehen“, fuhr der Erlkönig fort, „dies stellt ein einmaliges Ereignis dar. An Gäste sind wir hier nicht gewöhnt. Ich vertraue auf eure Geduld, muss ich doch erst einmal den Staub von meinem guten Benehmen pusten.“
    Wieder frohlockten die Kobolde, ein Geräusch, das ganz direkt auf irgendwelche Nerven in meinem Körper einzuwirken schien. Auf jeden Fall richteten sich die feinen Härchen auf meinen Armen auf.
    Der Erlkönig erhob sich trotz seiner Größe und der Rüstung

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