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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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schlug alles und jeden in dem betreffenden Bereich zu Boden, als wäre ein gigantischer, unsichtbarer Schmiedehammer niedergegangen.
    Die Steinsäulen wurden damit besser fertig, als ich gedacht hätte. Ungefähr die Hälfte von ihnen barst, zerfiel und wurde zu Geröll, aber die anderen leisteten dem Druck Widerstand und blieben stehen, wie sie es seit Jahrhunderten getan hatten.
    Die Sturmtruppe des Roten Hofs erwies sich als längst nicht so zäh.
    Von meinem Standort aus hörte ich Knochen knacken, jeden einzelnen in einer grässlichen Kakofonie aus Knallgeräuschen. Die Flutwelle aus Vampiren ging in einem Durcheinander aus zerschmetterten Knochen zu Boden. Viele endeten unter einstürzenden Säulen, denn auf jedem schwabbeligen Körper landete, auch wenn er nur von einem einzelnen Brocken getroffen wurde, das Gewicht von mehreren Tonnen Fels.
    An der ganzen Sache waren riesige Mengen Energie beteiligt gewesen, und als mich die umgedrehte Schwerkraft einen halben Meter in die Luft schleuderte, überkam mich gleichzeitig eine Welle der Erschöpfung. Allerdings nicht ganz so schlimm, wie es hätte sein können, denn theoretisch hatte ich ja lediglich Kräfte kanalisiert und neu arrangiert, die bereits existierten und in Bewegung waren. Ich hatte nichts neu erschaffen, das wäre auch gar nicht gegangen. Ein so großes Gebiet so wirkungsvoll mit gezielter Gewalt zu beeinflussen – das hätte ich nicht geschafft. Aber Sie dürfen mir gern glauben, auch so war es schon hart genug gewesen.
    Ich wurde, wie gesagt, wie alles und alle anderen, die nicht niet- und nagelfest gewesen waren, ein ganzes Stück in die Luft geworfen. Beim Landen ließ ich mich erst einmal auf die Knie fallen und sah mich keuchend vor Erschöpfung um.
    Zweihundert Quadratmeter plattgewalzter, toter oder zumindest grausam verwundeter und sterbender Vampire erstreckten sich vor meinem Auge, und über ihnen standen, jeder von ihnen in Kampfhaltung, bereit, gleich wieder zuzuschlagen, die Freunde, die ich hatte in die Schlacht ziehen sehen. Allesamt unversehrt.
    „Wunderbar!“, keuchte ich. „Es reicht, Kind.“
    Ein paar Meter hinter mir hörte ich Molly einen Seufzer der Erleichterung ausstoßen. Von den schwertschwingenden Gestalten verschwanden Aura und Flammen.
    „Gut gemacht, meine Kleine“, sagte die Leanansidhe. Während sie sprach, verschwanden auch noch die Gestalten der fünf Kämpfer. „Ein überzeugendes Trugbild. Es sind doch immer die Kleinigkeiten, die einem Schwindel den letzten Funken Wahrheit einhauchen.“
    „Ach, wissen Sie …“ Molly klang leicht gebauchpinselt. „... ich habe eben ein paarmal meinem Vater zusehen dürfen.“
    Mouse drängte sich dicht an mich, den Kopf nach rechts gedreht. Er konzentrierte sich auf die Bäume und die Dunkelheit dort, und in seiner Brust regte sich ein Knurren, das ich mehr spürte als hören konnte.
    Susan trat neben mich und warf einen unverhüllt zufriedenen Blick auf die vernichteten Vampire. Dann aber runzelte sie die Stirn. „Esclavos de sangre “, sagte sie.
    „Genau“, meinte Martin, der irgendwo hinter mir stand.
    „Was?“ Ich verstand kein Wort.
    „Blutsklaven“, erklärte Susan. „Verwilderte Vampire sozusagen. Sie können keine Fleischmasken erschaffen und sind fast wie Tiere. Abschaum.“
    „Kanonenfutter.“ Ich zwang meinen Lungen gerade eine etwas gemächlichere Gangart auf, auch tiefer sollten sie gefälligst atmen. „Ein Haufen Abschaum auf einer hochkarätigen Veranstaltung des Roten Hofs?“
    „Genau.“ Martin fing an, sich zu wiederholen.
    „Der Rote Hof hat Besuch erwartet.“ Warum dieser Abschaum sich in der Säulenhalle herumgetrieben hatte, war nicht schwer zu begreifen. Inzwischen wuchs das Interesse meines Hundes an dem, was er rechts von mir zwischen den Bäumen witterte.
    „Ja.“ Susan war die Anspannung deutlich anzuhören.
    Na ja. Wer hatte gesagt, das Leben sei einfach?
    Das änderte alles. Ein Überraschungsangriff auf einen ahnungslosen, unvorbereiteten Gegner war eine Sache – einem voll bewaffneten und offensichtlich auf die Ankunft von jemandem mit meiner Feuerstärke eingestellten Roten Hof eben mal so die Zähne einschlagen zu wollen eine ganz andere. Reine Blödheit nämlich, wenn man es genau nahm.
    Also.
    Ich musste das Blatt wenden, und zwar zügig.
    Von irgendwoher erklang ein Gong, der riesengroß sein musste. Langsame Schläge mit einem tiefen, harten, metallenen Klang, der mich aus unerfindlichen Gründen an das Brüllen

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