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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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erinnerte, mit dem Martin vorhin im Dschungel die Tiere verjagt hatte. Die Spannung in der Luft wuchs. Außer den Trommeln und dem Gong war nichts mehr zu hören. Kein Dschungeltier regte sich, auch kein anderes Wesen.
    Diese Lautlosigkeit jagte mir weit mehr Angst ein als zuvor der Lärm.
    „Sie sind da draußen“, sagte ich leise. „Sie bewegen sich, sie kommen näher. In diesem Augenblick.“
    „Ja.“ Lea war plötzlich an meiner linken Seite, so dass ich jetzt von ihr und Mouse eingerahmt dastand. Sie klang ruhig und gleichmütig, die hellen Katzenaugen durchforsteten neugierig das Dunkel der Nacht. „Die Abschaum-Truppe war nur zur Ablenkung da. Sie haben unsere eigene Taktik gegen uns gewandt.“ Sie kniff die Augen zusammen. „Sie verbergen sich hinter Schleiern, und ich muss sagen: Sie sind verdammt geschickt.“
    „Molly?“, sagte ich.
    „Ich arbeite schon dran, Boss.“
    „Aber unsere Ablenkung war ein Trugbild, sie hat niemanden von uns das Leben gekostet“, gab Murphy zu bedenken.
    „Das sehen die Roten genauso, Sergeant“, sagte Martin. „Aus deren Perspektive waren die Blutsklaven nichts. Wesen, die sich nicht mehr kontrollieren können, sind für den Roten König nichts wert. Mit den Verlusten hier reduziert sich für ihn nur die Zahl der nutzlosen, parasitären Mäuler, die er zu stopfen hat. Menschen sieht er als Gebrauchsgegenstände, sie stellen für ihn Besitztümer und Werte dar und damit Reichtum, den er nicht so einfach fortwerfen mag. Aber Blutsklaven? Kein Problem.“
    „Kannst du diese Hammernummer noch mal abziehen, Harry?“, wollte Murphy wissen.
    „Zur Hölle, ich bin selbst überrascht, dass ich sie überhaupt abziehen konnte. Ich habe noch nie mit so viel Volt gearbeitet.“ Ich schloss die Augen und tastete mit meinem Willen nach der Leylinie. Woraufhin sich mein Hirn verknotete. Leider weiß ich nicht, wie ich es sonst nennen soll: Meine Gedanken verwandelten sich in eine wilde Explosion aus Bildern und Erinnerungen, die mir innen im Schädel Schnittwunden zufügten. Selbst als es mir gelungen war, meine Gedanken von diesen Bildern loszureißen, dauerte es noch Sekunden, bis ich die Augen aufbekam. „Nein“, ächzte ich heiser. „Keine Chance. Noch nicht mal, wenn mir die Roten mehr Zeit ließen.“
    „Was machen wir jetzt?“ Thomas hielt in der Linken eine große Pistole, in der Rechten seine Falcata und stand mit dem Rücken zu mir, das Gesicht der Finsternis hinter uns zugewandt. „Hier rumstehen, bis es von denen nur so wimmelt?“
    „Wir werden ihnen vorrechnen, was es kostet, uns niederzumachen“, sagte ich. „Wie läuft es bei dir, Padawan?“
    Molly atmete lange und vernehmlich aus, hob die blasse Hand, zeichnete mit dem ausgestreckten Finger einen Kreis um uns und murmelte: „Hireki.“
    Ich spürte die zarte Welle ihres Willens, die meinen eigenen erfasste. Das Wort, das mein Lehrling flüsterte, schien von ihr ausgehend einen großen Kreis zu zeichnen, wobei es im Vorbeiziehen sichtbare Spuren hinterließ. Blätter und Grashalme zitterten, Steinchen purzelten durcheinander – und draußen in der Nacht schimmerten dort, wo gerade noch nichts als undurchdringliche Dunkelheit geherrscht hatte, die klar gezeichneten Umrisse mehrerer Gestalten.
    „So geschickt sind sie denn doch nicht“, meldete sich Molly zufrieden, wenn auch ein wenig keuchend.
    „Fuego!“Mit einem leisen Zischen schleuderte ich einen Feuerkometen aus meiner rechten Hand, der mit dem Heulen überhitzter Luft davonsegelte und keine zwölf Meter von uns entfernt in die nächststehende der schattenhaften Gestalten einschlug. Flammensäulen loderten auf. Ein Vampir schrie vor Angst und Schmerz – dann zog er sich ins Dickicht der Bäume zurück.
    „Infringa!“,bellte ich und riss mit der Linken an der Luft, die mich umgab. Mit dieser Handbewegung riss ich die Flammen von dem getroffenen Vampir weg, ließ sie höher flackern und schickte den neuen Feuerball hinüber zur nächsten Gestalt. Mein erstes Opfer blieb als Eisblock zurück. Die klamme Dschungelluft hatte ihr Wasser über den Vampir ergossen und hielt ihn fest, unbeweglich, von innen ein wenig erleuchtet. Das verdankten wir der kalten Energie, die ich in mir spürte, dem Geschenk Königin Mabs. Er stand dort wie ein Denkmal für meine Fähigkeiten, was nur gut war, denn allein in meinem unmittelbaren Gesichtsfeld hatte ich bisher ein Dutzend Angreifer entdeckt, die beharrlich näherrückten. Meiner Erfahrung nach konnte

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