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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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kämpfen, noch ist das hier der richtige Ort“, sagte ich.
    „Hm“, sagte Molly. „Ja. Ich meine, eindeutig nicht.“
    „Fang nicht wieder damit an“, warnte ich sie. „Gut – die Herzogin ist hier und will Spielchen spielen.“ Ich biss die Zähne zusammen. „Gut. Das Spiel hat begonnen.“
    Entschlossenen Schrittes setzte ich mich in Bewegung. Molly, immer dicht an meiner Seite, musste sich beeilen, um Schritt zu halten.
    ***
    Wir gingen zum Ostentatorium des Weißen Rates.
    Ich weiß, das Wort gibt es nicht. Sollte es aber – und wenn Sie die Wohnquartiere des Ältestenrates gesehen hätten, würden Sie mir unter Garantie zustimmen.
    Vor den Zimmern des Ältestenrates schob eine Mannschaft aus zwölf Wächtern Dienst. Sie gehörten alle zur jüngeren Generation – anscheinend wurden hinter der großen Doppeltür Erwachsenenangelegenheiten verhandelt, bei denen die Kinderchen gestört hätten. Ich nickte den jungen Leuten zu.
    Die Rangfolge im Rat bestimmte sich streng nach dem Alter. In diesem Fall wirkte diese Gerontokratie zur Abwechslung einmal zu meinen Gunsten, denn hätte auch nur einer der alten Garde hier draußen gestanden, dann hätte der bestimmt schon rein aus Prinzip versucht, mich am Eintreten zu hindern. So, wie die Dinge lagen, nickten ein paar der Türhüter mir zu, und einige murmelten sogar eine leise Begrüßung, als ich mich ihnen näherte.
    Ich erwiderte die Grüße, ohne eine Sekunde lang innezuhalten. „Keine Zeit, Jungs. Ich muss da rein!“
    Die Wächter beeilten sich, die Türen für mich aufzureißen. So betrat ich die Räume des Ältestenrats, ohne meinen Schritt zu verlangsamen.
    Wie immer war ich beim Eintreten beeindruckt. Das Ostentatorium war gigantisch, man hätte gut und gern ein ganzes kleines Baseballfeld darin unterbringen können, und es wäre noch genug Platz für eine Basketballarena geblieben. Der Boden der quadratischen zentralen Halle, die sich vor mir auftat, bestand aus weißem, mit feinen Goldadern durchzogenem Marmor. Am anderen Ende der Halle führten Marmorstufen zu einer Balustrade, die sich einmal um den gesamten Raum zog. Sie ruhte auf korinthischen Säulen aus demselben weißen, golddurchwirkten Marmor, der auch den Boden zierte. Ebenfalls weiter hinten in der Halle ergoss sich ein Wasserfall in einen kleinen See, der von einem Garten aus lebenden Bäumen und anderen Pflanzen umgeben war. Von Zeit zu Zeit hörte man sogar Vogelgezwitscher.
    Mitten im Raum hatte man auf einer Plattform eine Bühne errichtet, samt Bühnenbeleuchtung in Form einer Reihe hell strahlender Kristalle. Auf der Bühne befand sich ein hölzernes Rednerpult, noch durch eine Plattform erhöht und so ausgerichtet, dass jeder, der in seiner Nähe etwas sagte, im ganzen Raum gut zu verstehen war. Überall standen Magier, eine Heerschar von ihnen, in allen Farben und Formen der Menschheit. Sie drängten sich am Boden ebenso wie oben auf dem Balkon. Die Halle war wortwörtlich bis auf den letzten Platz gefüllt.
    Das Ostentatorium war so reich und üppig ausgestattet – es blieb einem nichts anderes übrig, als beeindruckt zu sein. Obwohl mein Hirn wusste, dass wir uns hier zig Meter unter dem Erdboden befanden, behaupteten meine Augen steif und fest, die Halle würde von natürlichem Sonnenlicht bestrahlt.
    Was allerdings eindeutig nicht der Fall war: Auf der Bühne stand neben dem neuesten Ältestenratsmitglied Cristos eine Vampirin. Cristos hatte sich am Rednerpult aufgebaut, von wo aus er breit lächelnd das Wort an die Anwesenden richtete. Der Rest des Ältestenrates, glanzvoll anzusehen in den schwarzen formellen Roben mit den lila Stolen, stand ebenfalls dort oben und sah ihm zu. Bis auf Cristos trugen sämtliche Ratsmitglieder ihre Kapuzen, weshalb ihre Gesichter im Dunkeln lagen.
    „... ein weiteres Beispiel dafür, dass wir der Zukunft mit offenen Augen, wachem Verstand und der Bereitschaft zur Veränderung entgegentreten müssen“, ließ Cristos sich gerade aus. Der Mann hatte eine vorzügliche Sprechstimme, das musste man ihm lassen, sein tiefer und doch weicher Bariton drang mühelos bis in den hintersten Winkel des Raumes. Natürlich wandte er sich in lateinischer Sprache an seine Zuhörer, denn Latein war die offizielle Sprache des Rates, was einiges über die Geisteshaltung dieser Leutchen verriet. „Die Menschheit löst sich aus dem ewigen Kreislauf unbedachter Gewalt und fortwährender Kriege, lernt, wie man mit dem Nachbarn in Frieden zusammenlebt, sucht mehr

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