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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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andererseits Menschen, die umkamen, weil man sie gewarnt hatte, die Warnung aber nicht gereicht hatte, sie wirklich von dem Ausmaß der Bedrohung zu überzeugen, in der sie sich befanden. Man konnte einfach nie genau vorhersehen, was passieren würde.
    Weil dem so war, hatte ich persönlich befunden, einfach nicht weise genug zu sein, um Menschen keine eigenen Entscheidungen zuzubilligen. Auch wenn immer noch von Zeit zu Zeit Faktoren auftraten, die mich in eine andere Richtung drängten … wie dem auch sei: Molly gehörte zu meinem Leben. Was in den nächsten Tagen geschah, betraf auf die eine oder andere Weise in hohem Maße auch sie. Wenn ich mit diesem Wissen verantwortungsvoll umgehen wollte, gab es nur eins: Ich musste Molly selbst entscheiden lassen, wie sie ihr Leben gestalten wollte. Dazu gehörte auch, sie selbst entscheiden zu lassen, ob sie bereit war, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, wenn sie das Gefühl hatte, es sei angemessen, ein solches Risiko einzugehen.
    Also sagte ich dem Grashüpfer, was Sache war. Ungefähr so, wie ich es bei Murphy getan hatte.
    Als ich fertig war, kniete Molly mit weit aufgerissenen Augen neben mir auf dem Boden. „Wow, Harry.“
    „Ja“, sagte ich.
    „Wow.“
    „Du wiederholst dich.“
    „Das verändert alles.“
    Ich nickte noch einmal.
    „Wie kann ich helfen?“
    Ich hoffte inständig, sie möge sich nicht gerade dazu entschieden haben, auf dem Schlachtfeld zu sterben. „Sag du es mir. Was wäre jetzt ein kluger Schachzug, Padawan?“
    Sie kaute einen Augenblick lang auf ihrer Unterlippe herum, ehe sie mich ansah. „Wir brauchen Informationen und Unterstützung. Edinburgh?“
    Ich kippte mir den letzten Schluck Orangensaft hinter die Binde, fand es immer noch widerlich, dass er so gesund sein sollte, und sagte: „Bingo!“
    ***
    Wir reisten auf den Wegen nach Edinburgh, machten uns bestimmte seltsame geographische Gegebenheiten der Geisterwelt zunutze, um auf relativ kurzem Weg eine in der materiellen Welt erheblich längere Strecke zurückzulegen. Nur bestimmte, ausreichend erforschte Strecken im Niemalsland waren sicher und für solche Reisen geeignet. Man brauchte eine gehörige Menge übernatürlichen Safts, um die Tür zwischen der realen Welt und dem Niemalsland zu öffnen, aber wenn man dazu in der Lage war, waren die Wege eine verdammt praktische Sache. Wir zum Beispiel brauchten für den Trip von Chicago nach Edinburgh eine gute halbe Stunde.
    Das Hauptquartier des Weißen Rats glich in vielerlei Hinsicht dem Innenleben der Köpfe vieler, die hier arbeiteten: ein langweiliger, schlecht beleuchteter Ort, an dem es ständig zog. Noch dazu befand es sich im Untergrund, in einem Netzwerk aus unterirdischen Tunneln, deren Steinwände eine seltsame Mischung aus mystischen Runen und Sigillen, stilisiertem Design und vereinzelten wunderschönen, künstlerischen Bildhauerarbeiten zierte. Für einen Mann meiner Größe waren die Decken dieser Tunnel allerdings an einigen Stellen zu niedrig. Manche Gänge lagen im tiefsten Dunkel, aber in den meisten schimmerte Licht, das keine erkennbare Quelle hatte, sondern einfach so da war, was sich ziemlich seltsam anfühlte. Mich erinnerte das immer an Schwarzlicht, das manche Farben leuchten ließ, auch wenn sie von sich aus gar nicht leuchteten.
    Wir passierten zwei Sicherheitsposten und eilten danach noch gute fünf Minuten weiter durch die unterirdische Anlage, ehe Molly verzweifelt den Kopf schüttelte. „Wie groß ist das hier eigentlich?“ Sie hatte die Stimme gesenkt, aber trotzdem hallten ihre Worte vernehmlich durch die leeren Flure.
    „Groß“, sagte ich. „Fast so groß wie die Stadt oben, und noch dazu gibt es hier unten mehrere Ebenen. Hier ist mehr Platz, als wir je nutzen.“
    Molly strich geistesabwesend über eine formvollendete Steinmetzarbeit, an der wir gerade vorbeigingen. Die Bildhauerarbeit stellte eine Waldszene dar, deren Konturen und Kanten immer noch klar und deutlich zu sehen waren, obwohl Jahrhunderte vergangen waren, seit sie ein Meister in den Stein gehauen hatte, und obwohl hier unten früher auch manchmal Fackeln gequalmt hatten. Mollys Finger hinterließen eine Spur im Staub, der sich an den Wänden gesammelt hatte. „Hat der Rat das hier in den Stein gehauen?“
    „Nee“, sagte ich. „Das wäre ja in Arbeit ausgeartet. Gerüchten zufolge war das hier früher mal ein Palast des Herrschers der Daoine Sidhe. Merlin hat es ihm aufgrund einer Wette abgenommen, heißt es.“
    „Merlin?

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