Wandel
Vollmachten.“ Sie strahlte. „Er will das Waffenstillstandsabkommen in einen Friedensvertrag umwandeln und hat niemand Geringeren als Herzogin Arianna hergeschickt, um sich unsere Bedingungen anzuhören.“
7. Kapitel
M ir krampfte sich der Magen zusammen.
Arianna spielte also mit gezinkten Karten. Als Botschafterin des Roten Hofs hatte sie natürlich genau gewusst, was ihre Leute planten. Sie gerade jetzt hier anzutreffen konnte nie und nimmer Zufall sein. Dafür war der Zeitpunkt zu perfekt gewählt.
Wenn der Rote Hof anbot, zum Status quo zurückzukehren (und ältere Magier liebten den Status quo, lassen Sie sich das von mir gesagt sein), und dann noch ein bisschen was drauflegte, um uns die Sache noch schmackhafter zu machen … in einer solchen Situation würde der Ältestenrat unter keinen Umständen Aktionen befürworten, die einen möglichen Frieden gefährdeten. Er würde sich niemals auf eine Rettungsaktion zugunsten eines dahergelaufenen kleinen Mädchens einlassen – und schon gar nicht, wenn es sich um die Brut Harry Dresdens handelte, des berüchtigtsten, vielleicht sogar psychotischen Problemkindes des Rates, gezeugt mit einer Halbvampirin, die sich noch dazu dem Terrorismus verschrieben hatte.
Im Rat waren immer noch jede Menge Leute der Ansicht, mir hätte man gleich im zarten Alter von sechzehn Jahren den Kopf abschlagen sollen. Die jüngeren Magier hielten mich deshalb für supercool und gefährlich, was wahrscheinlich der Grund für meine Popularität bei ihnen war. Leider half mir das momentan herzlich wenig, denn die älteren Ratsmitglieder verfügten über den Löwenanteil an Einfluss und Autorität und zerrten ganz bestimmt nur zu gern jeden halbwegs einleuchtenden Grund an den Haaren herbei, mit dem sich rechtfertigen ließ, mich ohne Hemd in der Wüste stehen zu lassen. Herzogin Arianna hatte eindeutig vor, ihnen diesen Grund auf einem Silbertablett zu liefern.
Sie stellte mich kalt.
Als ich an diesem Punkt meiner Gedankenkette angelangt war, fiel mir Folgendes auf: Während mein Hirn noch scheinbar seelenruhig den Fluss der Logik entlanggepaddelt war, war der brodelnde Kessel in meinem Innern übergequollen, und ich eilte mit langen Schritten einen Flur hinab, den Stab in der Linken, den Sprengstock in der Rechten. Die Schriftzeichen und Schnitzereien auf beiden flammten hell in karmesinrotem Licht.
Das war schon irgendwie beunruhigend.
Jemand versuchte, mich aufzuhalten, rüttelte an meinem linken Arm: Molly, die sich mit beiden Händen an mich klammerte. Während sie versuchte, mich zum Halten zu bewegen, schleifte ich sie auf ihren Turnschuhen hinter mir her.
„Harry“, sagte sie verzweifelt. „Harry! Das darfst du nicht!“
Ich wandte mich ab und ging weiter.
„Harry, bitte!“ Mollys Stimme überschlug sich fast. „Damit hilfst du Maggie doch auch nicht.“
Danach dauerte es immer noch ein paar Sekunden, ehe ich herausgefunden hatte, wie man stehen bleibt, und als mir das endlich gelungen war, musste ich ein paar Mal tief und langsam durchatmen.
Keuchend lehnte Molly die Stirn an meine Schulter, sie bebte am ganzen Leib und klammerte sich immer noch mit beiden Händen fest an meinen Arm. „Bitte! Das kannst du nicht durchziehen, so kannst du da nicht reingehen. Die bringen dich um!“ Ich hörte sie vor Angst aufschluchzen. „Wenn … wenn wir es auf diese Weise tun müssen, dann lass mich dich wenigstens verschleiern!“
Ich konnte nur mit geschlossenen Augen dastehen und langsam und tief Luft holen. Ich musste mich darauf konzentrieren, den Zorn in mir wieder nach unten zu befördern. Was sich anfühlte, als müsse ich Salzsäure schlucken. Aber als ich die Augen wieder aufschlug, hatten sich die Runen auf Stab und Sprengstab beruhigt.
Ich musterte Molly, die mit weit geöffneten, geröteten Augen angstvoll zu mir aufsah.
„Alles in Ordnung“, sagte ich.
Sie biss sich auf die Lippen und nickte. „Gut.“
Ich beugte mich vor und drückte ihr einen sanften Kuss aufs Haar. „Danke, Molly.“
Sie warf mir ein zögerndes Lächeln zu, bevor sie erneut nickte.
Nachdem ich noch einen Moment lang einfach so rumgestanden hatte, sagte ich: „Jetzt kannst du meinen Arm wieder loslassen.“
„Oh, stimmt ja“, sagte sie und ließ mich los. „Tut mir leid.“
Ich starrte den vor mir liegenden Flur entlang, versuchte, meine Gedanken zu ordnen. „Gut“, sagte ich. „Gut.“
„Harry?“, fragte Molly.
„Jetzt ist weder der richtige Zeitpunkt, um zu
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