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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Der Merlin? “, fragte sie. „Schwert im Stein und so?“
    „Genau der“, sagte ich. „Obwohl ich bezweifle, dass er große Ähnlichkeit mit dem Typen im Film hatte.“
    „Hat die Gesetze der Magie verfasst, den Weißen Rat gegründet und war Hüter eines der Schwerter. Außerdem hat er dem Rat eine Festung besorgt. Muss ein recht heißer Typ gewesen sein.“
    „Muss ein echter Bastard gewesen sein!“, sagte ich. „Wer es schafft, dass sein Name überall in der Geschichte und Folklore auftaucht, war zweifellos nicht gerade ein Pfadfindertyp.“
    „Was bist du doch für ein Zyniker“, sagte Molly.
    „Ich finde Zyniker putzig und süß.“
    Bislang hatten wir außer dem Sicherheitsposten niemanden zu Gesicht bekommen, selbst im Hauptflur war kein anderer Magier unterwegs. Langsam wunderte mich das. Hier drängten sich zwar auch normalerweise nicht gerade die Massen, aber irgendwem lief man von Zeit zu Zeit doch über den Weg.
    Mein Ziel war der Komplex, der den Wächtern vorbehalten war. Da gab es einen großen Wohnbereich für den militärischen Arm des Rates, wo man in der Regel damit rechnen konnte, mindestens ein griesgrämiges, misstrauisches Gesicht anzutreffen. Es war außerdem mehr als gut möglich, dass die Kommandantin der Wächter, Anastasia Luccio, sich dort aufhielt. Ganz in der Nähe befanden sich auch die Cafeteria und die Arbeitsräume der Administration. Es handelte sich eindeutig um den betriebsamsten Teil des ganzen Betriebes.
    Fehlanzeige: Sowohl der Wohnbereich der Wächter als auch die Cafeteria waren total leer, obwohl in einem Raum auf einem der Tische Spielkarten lagen, als hätte dort gerade noch eine muntere Bridge-Runde stattgefunden. „Merkwürdig, sehr merkwürdig“, brummelte ich. „An den Kontrollstellen lief alles wie immer, sonst würde ich jetzt denken, es sei etwas nicht in Ordnung.“
    Molly runzelte die Stirn. „Vielleicht hat sich jemand in die Köpfe der Wachmannschaften geschlichen.“
    „Nee. Das sind Affen, aber keine inkompetenten Affen. Mit mentaler Penetration kommt so schnell niemand mehr durch.“
    „Penetration?“, wollte Molly wissen.
    „So nennt man Sex im Vereinigten Königreich, und du weißt doch: andere Länder, andere Sitten …“
    In der Verwaltung trafen wir endlich jemanden an, eine ziemlich mitgenommen wirkende Frau, die das Schaltpult der alten Telefonanlage bewachte. Sie hockte vor ungefähr einer Million Löchern und passenden Stöpseln, die man per Hand ein- und ausstecken musste, damit die Sache funktionierte. Ihren Kopf zierte ein archaischer Kopfhörer, und sie sprach gerade in ein altes Radiomikrofon: „Nein, mehr wissen wir auch noch nicht. Wir werden Sie informieren, sobald Näheres bekannt ist.“ Ungeduldig riss sie den Stöpsel aus der Buchse, steckte ihn ins nächste Loch, über dem ein Licht wie wild blinkte, und wiederholte ihren Spruch. Ich hörte mir das ein halbes Dutzend Mal an, ehe ich ihr mit der Hand vor dem Gesicht herumwedelte, damit sie endlich Notiz von uns nahm.
    Verwirrt blinzelnd sah sie zu mir auf. Sie war eine gütig wirkende Dame mit eisgrauen Strähnen im braunen Haar, was bedeutete, dass sie irgendwo zwischen fünfundvierzig und zweihundert Jahren alt sein mochte. Ihr Blick glitt erst über mich, dann über Molly, und ich sah, wie sich ihre Schultern anspannten. Langsam ließ sie ihren Bürostuhl ein wenig nach hinten rollen, um Abstand zu schaffen. Höchstwahrscheinlich sah sie in mir Charles Manson auf der Suche nach Sharon Tate. Die Lampen am Schaltpult leuchteten und klickten munter vor sich hin – sie waren von der ganz altmodischen Art und beileibe nicht stumm.
    „Ah!“, sagte die Frau mit den grauen Strähnchen. „Magier Dresden. Ich habe ziemlich viel zu tun.“
    „Hat ganz den Anschein“, sagte ich höflich. „Magierin MacFee, richtig? Wo sind denn alle?“
    Erneut blinzelte sie mich an, als hätte ich in Zungen geredet. „Na in der Wohnhalle des Ältestenrats. Es gibt doch keinen anderen Ort, der groß genug wäre, denn alle wollen Zeuge sein.“
    „Sicher doch.“ Ich nickte freundlich und versuchte, ganz ruhig zu bleiben. „Wobei wollen denn alle Zeuge sein?“
    „Sie wollen die Botschafterin sehen!“ MacFee klang langsam gereizt. Seufzend wies sie auf ihre Schalttafeln. „Haben Sie es denn nicht gehört?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Ich war gestern recht beschäftigt. Was sollte ich denn gehört haben?“
    „Der Rote Hof! Er hat eine Botschafterin geschickt, mit umfassenden

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