Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
„Noch so ein Spruch, und ich streiche dir ein Jahresgehalt.“
    „Seit wann zahlst du mir Lohn?“
    „Verdammt!“, stöhnte ich. „Schon wieder nur leere Drohungen, was?“
    Sie warf mir noch ein letztes, strahlendes Lächeln zu, dann war sie auch schon aus der Tür und hüpfte die Treppenstufen hoch. Mouse folgte ihr dicht auf den Fersen, die Ohren aufgestellt, jeder Zoll hingebungsvolle Wachsamkeit. Als er am Tischchen neben der Tür vorbeikam, schnappte er sich schnell seine Leine, die Molly in ihrer Aufregung vergessen hatte. In unserer Stadt herrschte Leinenzwang, aber meiner Meinung nach ging es Mouse in diesem Fall nicht um Recht und Gesetz, denn Gesetze interessierten ihn unter dem Strich wenig. Er bestand auf der Leine, weil die meisten Menschen sich in Gegenwart eines großen Hundes nun mal sicherer fühlten und ihm freundlicher begegneten, wenn es zumindest den Anschein hatte, als stünde er unter der Kontrolle eines Menschen.
    Mouse gefiel es, wenn Leute freundlich zu ihm waren. Im Gegensatz zu mir liebte er Menschen und war gern in ihrer Gesellschaft.
    Ich wartete, bis der Käfer ansprang und ich hörte, wie er vom Parkplatz bog. Erst dann schloss ich die Tür, nahm Martins ausgedruckte Seiten vom Tisch und zog den Teppich über der Falltür beiseite, durch die man in mein Labor gelangte.
    „Mein Labor.“, murmelte ich leise, während ich die Treppe hinunterkletterte. „ Labor !“ Ich zog die beiden Silben manieriert in die Länge. „Warum bloß will ich, wenn ich es so laut vor mich hinsage, hinterher immer in dämonisches Gelächter ausbrechen?“
    „Möglicherweise hat man dich in der Kindheit zu sehr mit Hammer-Filmen traktiert?“, zwitscherte von unten her eine fröhliche Stimme.
    Am Fuß der Treppe sprach ich ein Wort und machte eine Geste, die den gesamten Raum einschloss. Sofort erwachte ein Dutzend Kerzen flackernd zum Leben.
    Mein Labor war wirklich nichts Besonderes. Im Grunde nur eine Schuhschachtel aus Beton, ein Keller unter dem Keller quasi, das zweite Untergeschoss meines Hauses. Höchstwahrscheinlich hatten sie beim Hausbau damals einfach vergessen, eine Grube mit Sand und Kies zu füllen. An den Betonwänden zogen sich Regale und Tische entlang, auf denen sich Zauberkram drängte. Ein Miniaturmodell Chicagos nahm fast die gesamte Länge des Tisches ein, der die Mitte des Raums beherrschte. Ich hatte die Stadt aus Zinn nachgebaut, einschließlich winziger Straßenlaternen und Bäume.
    Auch Molly stand hier unten an einem kleinen Schreibtisch zwischen zwei Arbeitstischen ein Arbeitsplatz zur Verfügung, und sie hatte im Laufe der Zeit immer mehr ihrer eigenen für die Ausbildung erforderlichen Aufzeichnungen, Werkzeuge und Materialien hier herunter geschleppt. Wie sie es fertigbrachte, bei dieser Fülle an Material immer noch einen gewissen Teil ihrer Schreibtischplatte frei zu halten, war mir ein Rätsel, aber sie schaffte es. Man sah genau, wo Mollys Arbeitsbereich aufhörte und meiner anfing, die Grenze war so klar erkennbar wie Linien auf einer Landkarte.
    Im hinteren Bereich des Raums hatte ich einen Kreis für Beschwörungszauber in den Zementboden eingelassen und im Laufe der Zeit ständig aufgerüstet. Der Kreis bestand aus einem Band aus geflochtenem Kupfer, Silber und Eisen, anderthalb Meter im Durchmesser, für das mir der Koboldschmied, der es angefertigt hatte, dreitausend Dollar abgeknöpft hatte. Das Material an sich war gar nicht so teuer, aber wer einen Kobold zur Arbeit mit Eisen bewegen wollte, brauchte schon gute Argumente.
    Jedes der Bänder des Kreises zeigte Runen und Sigillen, die magische Energien in weit größerem Maße einzuspannen und zu kontrollieren verstanden, als ein simpler Kreis das tun könnte. Jeden Strang schmückte eine eigene Symbolkette, so zierlich und präzise in das Metall eingearbeitet, wie es nur Kobolde fertigbrachten – und vielleicht noch Intel. Um die einzelnen Stränge schlängelte sich flackerndes Licht, das statischen Entladungen glich, aber flüssiger daherkam. Rotes, blaues und grünes Licht tanzte um die Metallbänder, ineinander verschlungen in einer nie endenden Spirale.
    Ich war ja noch ganz schön jung für einen Magier, aber von Zeit zu Zeit brachte ich dann doch ziemlich coole Sachen zuwege.
    Eins der Regalbretter hier unten unterschied sich deutlich von allen anderen: Es war ein einfaches Holzbrett, das links und rechts von geschmolzenen, kleinen Vulkanen gleichenden Kerzenresten gerahmt war. Auf dem Brett ruhte

Weitere Kostenlose Bücher