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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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krachend schlossen, erstrahlte mein Armband womöglich noch heller. Einer Kompanie aus Kaleidoskopen gleich explodierte der Schild in unzähligen Farben und Formen, wobei er es schaffte, den zermalmenden Kiefer des Monsters abzuwenden, dessen Stärke immerhin nur einen weiteren Teil materiell orientierter Kraft in einem immateriellen Reich darstellte.
    Ich riss mit der Rechten den Sprengstock aus meiner Manteltasche und setzte mit einem laut geschrienen Wort einen brutalen Vorschlaghammer frei. Der senkte sich kurz, um dann mit Wucht zuzuschlagen und dem, was als Kinn des Tausendfüßlers durchgehen mochte, einen schwungvollen Aufwärtshaken zu verpassen. Der Kopf des Monsters zuckte ein paar Meter in die Höhe, was den gesamten endlos langen Körper in heftigen Aufruhr versetzte.
    Natürlich hatte das Folgen, mit denen ich im Nachhinein betrachtet hätte rechnen müssen.
    Der Boden unter meinen Füßen hob und senkte sich in wilden Zuckungen. Es hielt mich nicht mehr auf den Beinen: Mit wild fuchtelnden Armen flog ich einer nutzlosen Windmühle gleich in hohem Bogen durch die Luft und landete mit weit ausgestreckten Armen und Beinen wieder mitten in einem Flecken Schlüsselblumen, der sich sofort zu regen begann, um mit winzigen, dornenbesetzten Ranken nach mir zu schlagen. Noch während ich mich abmühte, wieder auf die Beine zu kommen und meine Handgelenke und Knöchel von den heimtückischen, hartnäckigen Ranken zu befreien, fiel mir auf, dass die Blumen in meiner Umgebung inzwischen in einem tiefen Rot erblühten.
    „Weißt du was, Harry?“, rief Bob. „Ich glaube, das ist gar kein Garten!“
    „Du bist echt ein Genie“, brummte ich finster, während der Tausendfüßler, der sein Gleichgewicht wiedererlangt hatte, sich neu orientierte, um den nächsten Angriff zu starten. Wieder kam dieser riesengroße Kopf auf mich zu, gefolgt von dem enormen Körper. All die Beine hörten sich an wie die Geräte, mit denen die Post früher Löcher für ihre Telefonmasten in den Boden gestanzt hatte, und da sie sich in einem stetigen Rhythmus in den Boden bohrten, hörte sich das Ganze an wie eine große, vorbeifahrende Dreschmaschine.
    Egal wie es sich anhörte, ich rannte darauf zu, bündelte meinen Willen unter mir, pflanzte meinen Stab in die Erde und setzte zum Stabhochsprung an, wobei ich meinen Willen unter und hinter mir freisetzte. So flog ich über den Rücken des Monsters, während es sich weiter vorwärtsbewegte. Der Tausendfüßler brummelte unwillig, als ich an ihm vorbeiflog. Sein Kopf drehte sich sofort nach mir um, schob sich aber nicht mehr ganz so flott voran, da das Biest seinen hinteren Beinen erst einmal Zeit lassen musste, aus dem Weg zu gehen. Unter dem Strich hatte ich mir auf diese Weise ein paar Sekunden Zeit verschafft.
    Das reichte, denn größer bedeutete nicht unbedingt besser, schon gar nicht im Niemalsland. Eine Sekunde, und ich hatte mich umgedreht und einen weiteren Energiestrahl gebündelt, diesmal auf einen kleineren Punkt fokussiert. Mein Angriff war wie ein riesiger Schneidbrenner, der sich fast genau in der Mitte des langen Leibes in den Körper des Monsters biss, ein Akt der Präzisionsmagie, den mir Luccio mal beigebracht hatte. Ich war mir nicht sicher, ob ich das in der realen Welt hätte wiederholen können.
    Eigentlich war mein Energiestrahl gerade mal zwei Finger breit, aber er zerschnitt das Biest so fein säuberlich in zwei Hälften, als hätte ich mit einem Papierschneider von der Größe eines Sattelschleppers gearbeitet.
    Es schrie vor Schmerz, ein metallischer, bellender Laut, der mich das Ausmaß der körperlichen Leiden dieses mir doch so fremdartigen Wesens zutiefst mitfühlen ließ. Der hintere Tausendfüßler-Teil wogte einfach weiter, als hätte er gar nicht mitgekriegt, dass ihm der Kopf abhanden gekommen war. Der vordere Teil wand sich wild und verzweifelt. Höchstwahrscheinlich war das winzige Hirn überfordert, bemühte sich immer noch, Nervenimpulse in einen Teil seiner Anatomie zu senden, der nicht länger existierte. Schließlich konzentrierte er sich auf sein neues hinteres Ende, das früher seine Mitte gewesen war, und rollte sich zu einem großen Kreis zusammen, wobei jede Menge Schlüsselblumen zerquetscht wurden.
    „Jawoll!“, rief ich in reinem Triumph, es fiel aber aufgrund des Adrenalin-Überschusses in meinem Blut ein bisschen spitz aus. „He, Mann!“, brüllte ich. „Wo bleibt dein Feuerodem des Todes? Hast keinen, was? Schleich dich wieder

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