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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Räume gab es außer dem Wohnzimmer in meiner Wohnung nicht. „Hier ist niemand.“
    „Verdammt!“, knurrte Rudolph. „Er muss hier irgendwo sein. Sind Sie sicher, dass Ihre Leute ihn durchs Fenster gesehen haben?“
    „Sie haben vor nicht einmal fünf Minuten gesehen, wie sich hier drin jemand bewegt hat. Muss nicht heißen, dass er es war.“ Es folgte eine Pause, dann fuhr Tilly fort: „Verdammt: Vielleicht hockt er im Keller unter der Falltür da.“
    „Haben Sie immer noch Männer an den Fenstern postiert?“, wollte Rudolph wissen.
    „Ja.“ Tilly klang leicht genervt. Er hob die Stimme, als richte er das Wort an jemanden am anderen Ende eines großen Raumes. „Das Haus ist vollständig umzingelt, er kann nirgendwo hin. Wir können nur hoffen, dass er sich zu erkennen gibt und freiwillig mitkommt. Wir werden selbstverständlich seine Rechte respektieren, und wenn er kooperiert, dürfte die ganze Sache ziemlich schnell gegessen sein.“
    Ich hob den Kopf. Zeit, ein paar Entscheidungen zu treffen.
    Noch konnte ich auf Tillys Vorschlag eingehen. Auf lange Sicht gesehen fuhr ich damit höchstwahrscheinlich sogar ganz gut. Jeder, der halbwegs rational dachte (will sagen: jeder außer Rudolph), würde nach einer Befragung zu dem Schluss kommen, dass ich nicht an dem Anschlag beteiligt gewesen war. Ich könnte sogar versuchen, die vereinten Gesetzeshüter auf die Besitzverhältnisse des Hauses und die geschäftliche Verstrickung der Herzogin aufmerksam zu machen und sie auf Arianna hetzen, was die Dame zumindest nerven dürfte. Danach wäre ich bei den Behörden wieder auf dem Status quo ante, einer wenn auch zurückhaltenden Zusammenarbeit. Nur würde dieser ganze Vorgang kostbare Zeit verschlingen, mindestens zwei Tage.
    Diese Zeit hatte ich einfach nicht.
    Dieser Tilly hörte sich an wie jemand, mit dem sich wahrscheinlich reden ließ. Aber wenn ich jetzt auftauchte, meine Unschuld beteuerte und danach wieder abtauchte, konnten sie behaupten, ich hätte mich einer Verhaftung entzogen, und hätten mich prompt erneut auf dem Zettel. Die ganze Arie konnte mir unter Umständen denen einen oder anderen Tag Knast bescheren, selbst wenn sich alles andere in diesem Durcheinander zu meinen Gunsten entwickelte. Das musste ich unter allen Umständen vermeiden. Es gab sowieso nichts, was Tilly für Maggie tun konnte.
    Außerdem war ich unglaublich wütend, wie ich an dieser Stelle gern eingestehen will. Das war meine Wohnung, verdammt noch mal. Sie hatten sich von diesem Lackaffen Rudolph dazu aufhetzen lassen, loszuziehen und mir die Tür zu meinem Heim aus der Wand zu brechen – das gehörte sich einfach nicht. In mir brodelte es ohnehin schon, und die Stimmen in meinem Wohnzimmer fachten die Glut noch ordentlich an. Wie sollte ich den Beamten gegenüber unter diesen Umständen höflich bleiben können?
    Statt also auszuharren und mit ihnen zu reden, trat ich in meinen Beschwörungskreis, bündelte meinen Willen und flüsterte: „Aparturum.“
    Dabei zog ich mit meinem Stab in der Luft einen Strich von links nach rechts, ließ meinen Willen in das Werkzeug fließen, und die Realität rollte sich am Stab entlang auf wie eine Schriftrolle. In der Luft vor mir entstand ein zwei Meter hohes und einen Meter breites Rechteck aus grünem Licht, eine Türöffnung zwischen meiner Wohnung und dem Niemalsland. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was sich auf der anderen Seite befand.
    Über meinem Kopf fingen die Riegel an der Falltür an zu klappern. Jemand rief nach einer Säge. Die Tür war nicht nahtlos in den Rahmen eingelassen, sie konnten mühelos eine Eisensäge durch die Ritzen schieben, und innerhalb von Sekunden wären die Riegel Geschichte.
    Ich sammelte meine Kraft zu einer Verteidigungsbarriere um mich herum, ließ sie durch mein Schildarmband fließen und biss die Zähne zusammen. Mein Herz klopfte zum Zerspringen. Gut möglich, dass der nächste Schritt mich auf den Grund eines Sees aus geschmolzener Lava oder an den Rand eines tosenden Wasserfalls führte. Das konnte ich erst wissen, wenn ich den Schritt getan hatte.
    „Ich habe es dir ja gesagt“, lachte Bob.
    Über mir erwachte ein Elektromotor summend zum Leben, um urplötzlich wieder zu verstummen. Irgendwer gab erstaunte Laute von sich. Dann schob sich eine schmale Stahlklinge durch den Spalt in der Tür, und sie machten sich daran, den ersten Riegel per Hand durchzusägen.
    In diesem Augenblick trat ich aus der realen Welt ins Niemalsland.
    Ich

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