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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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in deinen Spielzeugladen, mir bist du nicht gewachsen!“
    Es dauerte fünf bis sechs Sekunden, ehe mir klar wurde, wie sich die Dinge weiterentwickelten und dass mein Triumphgeheul schlicht verfrüht gewesen war.
    Das Monster hatte kaum geblutet, als ich es verwundet hatte, die Schnittstelle war praktisch beim Entstehen schon kauterisiert. Aber auch das bisschen Blut, das floss, versiegte rasch, und zwar an beiden Hälften. Jetzt rundete sich das verletzte hintere Ende des vorderen Monsterteils. Der verwundete vordere Teil des hinteren Endes zitterte, verkroch sich quasi in sich selbst, bis mit raschem Schlängeln aus dem abgetrennten Rumpf ein neuer Kopf auftauchte.
    Innerhalb weniger Sekunden hatten sich beide Hälften erholt, mich erneut ins Visier genommen, und jetzt rollten gleich zwei von diesen verdammten Lokomotiven mit klappernden Zähnen laut schmatzend und geifernd auf mich zu, beide gleich stark, ebenso tödlich wie zuvor. Nur dass jetzt aus zwei verschiedenen Richtungen tausendfüßige Monster auf mich zustürmten.
    „Wow! Wie unfassbar unfair.“ Bob hörte sich an, als säßen wir beim Kaffeeklatsch.
    „An manchen Tagen trifft es einen echt hart.“ Ich hatte inzwischen meinen Sprengstock gegen den Kampfstab eingetauscht, denn der Sprengstock mochte prima sein, wenn man mit Feuer um sich werfen wollte, aber ich musste mir etwas Komplizierteres einfallen lassen, filigraner als die Arbeit, für die der Sprengstock vorgesehen war. Da bot mir mein Zauberstab mehr Möglichkeiten, war er doch um einiges vielseitiger als der Sprengstab. Ich bündelte meinen Willen, verstärkte ihn mit dem Seelenfeuer, das ich in mir trug, streckte den Stab aus und rief: „Fuego murus! Fuego vellum!“
    Silberweißes Feuer ergoss sich aus dem Stab und formte sich zu einem Ring von fast zwanzig Metern Durchmesser. Der Ring war gut einen Meter dick und drei oder vier Meter hoch. In das Tosen der silberweißen Flammen mischte sich ein seltsames Geräusch, das mich irgendwie an den Klang einer großen Glocke erinnerte.
    Die Tausendfüßler (trotz meines Triumphs vorhin hatte sich das Biest verdoppelt – wann würde ich endlich mal aufhören, so arrogant zu sein?) hoben sich auf die hinteren Gliedmaßen und versuchten, die Feuerwand als lebende Brücken zu überwinden, schreckten aber vor den Flammen zurück, die ihnen schneller und gewaltsamer zuzusetzen schienen als ich vorhin mit meinem Kanonenschlag an Aufwärtshaken gegen den damals noch einzeln agierenden Kopf.
    „Saubere Arbeit“, lobte Bob. „Mit dem Seelenfeuer sieht doch alles gleich viel hübscher aus.“
    Bei mir machte sich inzwischen die Anstrengung bemerkbar, die unvermeidlich war, wollte man Energie von solchen Ausmaßen handhaben: Ich schwitzte und atmete schwer. „Danke“, schnaufte ich. „Das finde ich auch.“
    „Natürlich hocken wir jetzt in der Falle“, konstatierte Bob im Plauderton. „Der Wand hier kann jeden Augenblick der Saft ausgehen. Vielleicht haust du die zwei dann noch eine Weile in Stücke, aber irgendwann fressen sie dich.“
    „Nee!“, japste ich. „Unsfressen sie. Wir sind schließlich zu zweit hier.“
    „Richtig. Dann öffne mal lieber schnell einen Weg zurück nach Chicago.“
    „Zurück in meine Wohnung? Wo das FBI hockt und mir Handschellen anlegen will?“
    „Hättest die Finger vom Terrorismus lassen sollen, was?“
    „He, ich bin nie …“
    „Hallo?“ Bob hatte die Stimme erhoben und schrie zu den Tausendfüßlern hinüber. „Ich gehöre nicht zu dem Mann hier!“
    Welche Möglichkeiten blieben mir realistisch gesehen? Wünschenswert war keine, das konnte ich jetzt schon sagen. Wenn ich mich von einem übernatürlich widerstandsfähigen tausendfüßigen Dämon fressen ließ, konnte ich es mir abschminken, Maggie retten zu wollen. Im Gewahrsam des FBI konnte ich auch nicht viel für sie tun, aber zumindest bestand da die Chance, wieder freizukommen. Bei einem Tausendfüßlermagen war diese Möglichkeit wohl kaum gegeben. Tausendfüßlermägen. Himmel – Plural.
    Bloß war da noch die Frage meiner Sporttasche – ich konnte ja wohl schlecht mit haufenweise streng Verbotenem in meiner Wohnung auftauchen. Ich musste das Zeug vorher verstecken. Genauer gesagt: Die Sporttasche musste hierbleiben, was mir nicht gefiel, sich aber anders nicht regeln ließ. Ich würde sie so gut ich konnte verstecken, alle Vorsichtsmaßnahmen zu ihrem Schutz ergreifen und hoffen, dass alles gut ging.
    Erdmagie war nicht meine große

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