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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Stärke. Es handelte sich um eine Disziplin, bei der man einiges an Gewicht bewegen musste und die einem von daher rein körperlich Erhebliches abverlangte. Auch beim Zaubern galten die Gesetze der Physik. Zwar erwuchs die Energie, mit der man Hitze oder Bewegung erzeugte, aus einer anderen Quelle als gewöhnlich, aber sie musste dennoch wie jede andere Energie auch mit der Realität interagieren, und zwar nach denselben Prinzipien wie andere Energien. Um tonnenweise Erdreich zu bewegen, waren enorme Energiemengen vonnöten, und das Verfahren war noch dazu verdammt schwierig. Aber es ging. Ebenezar hatte darauf bestanden, dass ich zumindest einen Erdmagiezauber lernte. Einen zwar sehr anstrengenden, aber auch ungeheuer nützlichen. In der realen Welt hätte ich einen ganzen Tag dran gesessen, aber hier im Niemalsland …
    Ich hob meinen Stab, wies auf den Boden vor mir und intonierte mit tiefer, düsterer, monotoner Stimme: „Dispertius!“Dabei setzte ich meinen Willen frei – gar nicht so einfach, wo ich doch schon vor Erschöpfung keuchte. Aber es funktionierte: Vor meinen Zehen brach die Erde auf, Steine verschoben sich, und es öffnete sich ein tiefes, schwarzes Loch.
    „Oh, nein!“ Bob war hellauf entrüstet. „Nein, nein und nochmals nein. Du wirfst mich nicht in …“
    Es stellte für meinen immer rascher ermüdenden Körper eine ungeheure Herausforderung dar, aber ich schaffte es, den Beutel samt Bob, Schwertern und allem Drum und Dran in das Loch zu werfen. „Wehe, du kommst nicht wieder“, gellte es laut, als die Tasche im Erdreich verschwand.
    Rechts und links hinter der Flammenwand zischten die aufgebrachten Tausendfüßler.
    Ich hob meinen Stab, wies auf das Loch und rief: „Resarcius!“ Wieder floss Kraft aus mir, und das Loch schloss sich fast so schnell, wie es entstanden war. Erde und Steine, die nicht mehr hineinpassten, verteilten sich, weil die Sporttasche sie verdrängte, und letztlich blieb nur ein kleiner, kaum erkennbarer Hügel. Wer das Versteck nicht kannte, würde sie nicht so leicht finden, und ich hatte sie so tief verbuddelt, dass niemand, der nicht explizit suchte, per Zufall darüber stolpern konnte. Hoffte ich.
    Bob und die Schwerter waren so sicher, wie es mir hier und unter den gegebenen Umständen möglich war, aber meine Feuerwand schwächelte zusehends. Es wurde Zeit, mich zu verdünnisieren, solange es noch ging.
    Mit vor Erschöpfung zitternden Beinen stützte ich mich auf meinen Stab, um nicht vornüberzufallen. Noch eine Willensanstrengung, um dieser landschaftsgärtnerisch so anmutig gestalteten Todesfalle zu entkommen. Danach …
    Der Feuerring war inzwischen ziemlich in sich zusammengefallen. Einer der Tausendfüßler startete noch einmal den Versuch, sich auf die Hinterbeine zu heben, und schaffte es diesmal, den eigenen Körper zur Brücke zu krümmen und die Wand zu überwinden. Die Augen mit den unzähligen Facetten darin richteten sich hungrig auf mich, der Kiefer klapperte in freudiger Erwartung.
    Um mich besser konzentrieren zu können, wandte ich dem fürchterlichen Anblick den Rücken zu. Noch einmal sammelte ich mich, ehe ich mit einer raschen Handkantenbewegung einen engen Durchgang zwischen dem Niemalsland und der Realität öffnete. Es war kaum mehr als ein Spalt, gegen den ich mich jetzt mit all meinem Gewicht warf.
    Nie zuvor hatte ich eine derart enge Öffnung passieren müssen. Ich fühlte mich wie in einer spirituellen Müllpresse, die mich plattzuwalzen drohte. Es tat furchtbar weh. Der Schmerz schien nicht enden zu wollen, mir kam es vor, als quäle er mich schon seit Stunden, und die ganze Zeit über wurden meine Gedanken gewaltsam zu einem unglaublich engen, übersinnlichen schwarzen Loch zusammengepresst, in dem jedes dunkle, schwere Gefühl, das ich je gehabt hatte, alle anderen Gedanken und Erinnerungen vergiftete, bis überwältigende seelische Qualen die rein körperliche Tortur überlagerten.
    Der Moment verstrich, und ich hatte die enge Öffnung passiert. Ich spürte den Sekundenbruchteil genau, in dem der Tausendfüßler mir zu folgen versuchte, aber der Spalt zwischen den Welten schloss sich fast augenblicklich wieder von allein.
    Ich taumelte einen Meter weit durch leeren Raum, stieß mir die Hüfte an der Kante eines Arbeitstisches und knallte schließlich wie ein Sack erschöpfter Ziegelsteine auf den Zementfußboden in meinem Labor.
    Laute Stimmen erhoben sich. Von irgendwoher sprang jemand auf mich, um mich auf den Bauch zu

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