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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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hatte versucht, mich auf alles Erdenkliche einzustellen: Eiseskälte, sengende Hitze, herabstürzende Wassermassen – selbst auf das komplette Vakuum. Die Kraftkugel um mich herum war luftdicht und konnte mich selbst irgendwo im All ein paar Augenblicke lang am Leben halten.
    Ein Schritt also, und ich stand im Niemalsland, meine Schilde liefen auf Hochtouren, der Sprengstock war bereit, Höllenkräfte freizusetzen, und die unsichtbare Kugel aus Kraft um mich herum krachte …
    ... in ein eigentlich recht hübsches Beet voller Tausendschönchen.
    Meine Schilde zerquetschten sie umgehend, bis nur noch Matsch übrig war. Im Handumdrehen glich das Beet mit seinen kleinen weißen Pflanzkübelchen einer Sammlung gepresster Blumen.
    Angespannt sah ich mich um, nach wie vor auf alles vorbereitet, sämtliche Sinne geschärft.
    Ich war in einem Garten gelandet.
    Der irgendwie italienisch wirkte. Es gab nur richtige Beete, die meisten Blumen und Stauden waren so über das Grundstück verteilt, dass es aussah, als seien sie ganz von allein an den Stellen aufgetaucht, die sie für sich in Anspruch nahmen. Durch diese ästhetisch, aber ungleichmäßig angelegte Anlage schlängelten sich grasbewachsene Pfade. Gerade kam ein Kolibri von der Größe eines alten Silberdollars angeschossen, senkte den Schnabel in eine besonders hell leuchtende Blüte und verschwand wieder. Eine Biene summte vorbei – eine ganz gewöhnliche Honigbiene, keine schreckenserregende Monstervariante.
    Wenn Sie jetzt lachen, weil ich Angst vor Monsterbienen habe, dann lassen Sie sich gesagt sein, das hatte ich hier alles schon erlebt.
    Ich stellte meinen Schutzzauber so ein, dass er kurzfristig Luft durchließ, und schnupperte misstrauisch. Auch wenn alles nach lauschigem Plätzchen aussah, hieß das noch lange nicht, dass niemand die Luft mit Chlorgas angereichert hatte.
    Es roch nach sonnigem Herbst, nach milden Tagen, aber doch schon recht kühlen Nächten. Mit der Luft hatten sich auch Geräusche an meinen Schilden vorbeigeschlichen. Ich hörte Vögel zwitschern. Irgendwo ganz in der Nähe plätscherte Wasser.
    Bob fing an zu kichern. „Achtung, Harry. Denk an das arglistige Megaeichhörnchen!“ Er schien sich vor Lachen kaum einkriegen zu können. „Vorsicht! Der Ficus da drüben. Der stürzt sich gleich auf uns.“
    Nach einem wütenden Seitenblick auf den höhnenden Schädel prüfte ich noch einen Moment lang wachsam meine Umgebung, um dann doch langsam die Schilde zu senken. Sie verbrannten verdammt viel Energie. Wenn ich sie weiterhin aufrechterhielt, funktionierte ich später womöglich nicht mehr richtig.
    Nichts geschah.
    Um mich herum lag ein hübscher, ansprechender Garten im trägen Nachmittagsschlaf.
    „Wenn du dich eben gesehen hättest!“ Bob kicherte immer noch vor sich hin. „Georg der Drachentöter, und nirgendwo ein wütender Drache in Sicht.“
    „Halt die Klappe!“, fuhr ich ihn leise an. „Wir sind im Niemalsland. Das ist doch alles viel zu einfach.“
    „Nicht jeder Ort in der Geisterwelt ist automatisch eine Alptraumfabrik, Harry. Jedes Universum befindet sich im Gleichgewicht, und für jeden Ort der Dunkelheit gib es auch einen des Lichts.“
    Ich drehte mich ein letztes Mal langsam im Kreis, immer noch nicht ganz beruhigt, immer noch angestrengt auf der Suche nach einer Bedrohung. Aber rings um mich erstreckte sich nach wie vor ein friedlicher Garten. Also schloss ich mit einer Bewegung meines Stabes die Tür zu meinem Labor, um mich danach sofort wieder meiner Umgebung zuzuwenden und sie minutiös zu durchkämmen.
    „Ist Paranoia wirklich so ansteckend?“, stöhnte Bob. „Mal ehrlich, Harry, du trägst den grauen Wächtermantel schon viel zu lange.“
    Ich funkelte ihn wütend an, ließ aber meine Umgebung keine Sekunde lang aus den Augen. „Das ist mir alles zu simpel.“
    Fünf Minuten später war immer noch nichts passiert. Versuchen Sie mal, angemessen eingeschüchtert, wachsam und paranoid zu bleiben, wenn nirgendwo eine sichtbare Bedrohung ihr Haupt erhebt, sondern die ganze Umgebung schön und friedvoll vor einem liegt.
    „Na schön“, gab ich schließlich zu, „vielleicht hast du ja recht. Wir müssen los. Hoffentlich kommen wir irgendwo vorbei, wo sich einer von uns auskennt und von wo aus wir uns zu den Wegen durchschlagen können.“
    „Streuen wir Brotkrumen?“, witzelte Bob.
    „Brauchen wir nicht, wir haben ja dich. Du passt gut auf und erinnerst dich gefälligst daran, wie wir hierher

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