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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Er starb vor ein paar Jahren.“
    „Aha“, sagte Tilly. „Seine Familie ist hinter Ihnen her.“
    „Das trifft es ziemlich genau. Vor allem seine Frau.“
    Das ließ Tilly erst einmal sacken, was ein bisschen dauerte. Im Zimmer herrschte mehrere Minuten lang tiefes Schweigen.
    Endlich sah Tilly hoch. „Ich habe großen Respekt vor Karrin Murphy, mit der ich telefoniert habe, als Sie schliefen. Sie sagt, sie bestätigt alles, was Sie sagen, ohne Wenn und Aber. Keine unbedeutende Stellungnahme, wenn man bedenkt, von wem sie stammt.“
    „Das sehe ich genauso. Wenn man bedenkt, von wem sie stammt, ist die Aussage ziemlich bedeutsam.“
    „Um ehrlich zu sein: Ich weiß nicht, ob ich Ihnen langfristig helfen kann. Diese Untersuchung wird von hoch oben gesteuert, von Politikern, und ich leite sie auch nicht. Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass man Sie nicht noch mal vorlädt. Obwohl es nach den Vorkommnissen des heutigen Tages bestimmt schwieriger sein dürfte, rechtliche Schritte gegen Sie zu rechtfertigen.“
    „Ich bin mir nicht sicher, dass ich ganz verstanden habe, was Sie sagen wollen.“
    Tilly deutete auf die Tür. „Was die da draußen betrifft, sind Sie schuldig, Dresden. Die sitzen längst an ihren Berichten und Pressemitteilungen. Denen geht es nur noch um Beweise zur Untermauerung von Schlussfolgerungen, die sie längst gezogen haben. Von einer Untersuchung kann nicht mehr die Rede sein.“
    „Das gilt für die anderen da draußen“, sagte ich. „Aber nicht für Sie.“
    „Das sind alles Arschlöcher.“
    „Sie nicht?“
    „Ich bin eine andere Art Arschloch.“
    „Hehe“, sagte ich. Ich runzelte die Stirn. „Soll das heißen, ich darf gehen?“
    Tilly nickte. „Aber passen Sie auf. Die anderen haben keine konkreten Beweise, sie können Ihnen nicht nachweisen, dass Sie den Sprengstoff gelegt haben. Aber die lassen nicht locker. Sie werden Sie genau unter die Lupe nehmen: Ihre Vergangenheit, Ihr Privatleben, alles, was ihnen irgendwie weiterhelfen könnte. Sie werden mit allen Mitteln nach Sachen suchen, die sich gegen Sie verwenden lassen, und dabei wird mit schmutzigen Tricks gearbeitet, darauf können Sie Gift nehmen.“
    „Das ist schon in Ordnung. Ich kann auch mit Tricks arbeiten.“
    Tillys Mundwinkel verzogen sich leicht nach oben. „Hat ganz den Anschein“ Er streckte mir die Hand hin. „Viel Glück.“
    Als ich seine Hand schüttelte, spürte ich ein ganz schwaches Kribbeln. Interessant: Tilly besaß einen Funken magisches Talent. Wahrscheinlich fiel ihm deswegen die Unterscheidung zwischen Dichtung und Wahrheit so leicht.
    Müde schleppte ich mich zur Tür.
    „He!“, stoppte mich Tilly, als ich sie gerade öffnen wollte. „Es bleibt unter uns, niemand hört mit: Wer war es?“
    Ich drehte mich um und sah ihn an. „Vampire.“
    Über sein Gesicht huschten alle möglichen Gefühle, die er allesamt rasch wieder unterdrückte: Belustigung, gefolgt von der Erkenntnis, dass es mir wohl ernst war, Zweifel – und meterweise rationale Gründe dafür, dass ich ein Spinner sein musste.
    „Sehen Sie?“ Ich seufzte. „Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie es mir sowieso nicht glauben.“

14. Kapitel
    I ch kam aus dem FBI-Gebäude , vor dem sich inzwischen ein fester Ring aus Paparazzi gebildet hatte, die mit der Geduld von Raubtieren auf neues Material für reißende Storys warteten. Bei meinem Anblick stürzten sich sofort ein paar Journalisten auf mich. Fragen prasselten auf mich ein, man hielt mir Mikrofone unter die Nase – man kann es sich lebhaft vorstellen. Vor den Mikrofonen zuckte ich rein instinktiv zurück, denn so fertig ich auch sein mochte, um ein Mikro, das mir zu nahe kam, verrückt spielen zu lassen, reichte es immer.
    Ich suchte noch nach einer Möglichkeit, auf den Bürgersteig zu gelangen, ohne jemandem die Gerätschaften zu ruinieren – da versuchten sie, mich umzubringen.
    Mich wollte schon einmal jemand aus einem fahrenden Auto heraus abknallen, aber der Versuch jetzt wurde erheblich professioneller ausgeführt als der damals. Es gab kein Motorgeheul, das mich hätte warnen können, kein Fahrzeug, das wild zur Seite hin ausbrach – nur ein plötzliches Prickeln in meinen Nackenhaaren und ein flüchtiger Blick auf einen schwarzen PKW mit heruntergelassenem Beifahrerfenster.
    Dann erwischte mich ein Schlag von links seitlich an der Brust, der mich auf die Treppenstufen schleuderte, und meinem verdatterten Hirn ging ein Licht auf: Da schoss wer auf mich. Nun

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