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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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ist.“
    Spargel ließ mich nicht aus den Augen, sein Blick war abwägend und nachdenklich. „Sie haben nicht geschlafen“, sagte er schließlich. „Weil Sie gar nicht da unten waren. In diesem Kellergeschoss kann man sich nicht verstecken. Sie waren irgendwo anders.“
    „Verraten Sie mir auch, wo ich gewesen sein soll? Meine Wohnung ist nicht gerade ein Palast: Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad, Keller. Sie fanden mich auf dem Boden des Kellers, der nur einen Zugang hat. Wo soll ich denn gewesen sein? Bin ich einfach so aus dem Nichts aufgetaucht?“
    Spargel kniff die Augen zusammen. Dann schüttelte er den Kopf und sagte: „Ich weiß es nicht. Ich habe schon einiges an Tricks erlebt. Ich habe mal gesehen, wie einer die Freiheitsstatue verschwinden ließ.“
    Ich spreizte die Hände. „Glauben Sie, ich hätte mit Spiegeln gearbeitet?“
    „Könnte sein“, sagte er. „Ich habe keine gute Erklärung für Ihr unerwartetes Auftauchen. Es verdirbt mir die Laune, wenn ich mir etwas nicht erklären kann. Dann bohre ich nach, bis man mir die Erklärung liefert.“
    Warum ich das tat, weiß ich nicht, aber ich grinste den Mann an. Ich konnte nicht anders. „Ich war in meinem Labor und habe geschlafen. Ich bin aufgewacht, als ihr Typen mir die Arme verdreht habt, und Sie glauben, ich wäre aus irgendeinem Geheimversteck aufgetaucht, das ihr bei einer gründlichen Durchsuchung des Kellers übersehen habt – oder aus dem Nichts. Welche Version hört sich vor Gericht wohl besser an? Wem glauben die Richter in dem Zivilverfahren, das ich gegen Ihr Büro und die Polizei von Chicago anstrengen werde? Mir oder Ihnen? Sagen Sie es mir.“
    Spargel wirkte leicht angesäuert.
    Zu meiner Rechten tauchte urplötzlich Rudolph auf, um mit der Faust auf den Tisch zu schlagen. „Sagen Sie uns, warum Sie das Haus in die Luft gesprengt haben!“
    Ich brach in schallendes Gelächter aus. Auch dagegen konnte ich nichts tun. Viel Energie steckte nicht mehr in mir, aber ich lachte, bis mir der Bauch wackelte.
    „Tut mir leid“, keuchte ich einen Moment später. „Tut mir leid. Ich wollte echt nicht … aber es war einfach so … Himmel!“ Kopfschüttelnd versuchte ich, mich wieder einzukriegen.
    „Rudolph? Raus“, sagte Spargel.
    „Sie können mich nicht rausschicken. Ich bin ein ordnungsgemäß bestellter Vertreter der Polizeibehörde von Chicago und Mitglied dieser Sonderkommission.“
    „Sie sind nutzlos, unprofessionell und behindern diese Befragung“, sagte Spargel seelenruhig, richtete den Blick seiner dunklen Augen auf Rudolph und wiederholte: „Raus hier.“
    Dieser Spargel konnte starren. Mann, konnte der starren. Manche Männer hatten das echt drauf. Sie sahen einen an und vermittelten einem ohne ein einziges Wort, dass sie durchaus auch anders konnten, dass sie bereit und in der Lage waren, Gewalt anzuwenden. So ein Blick konnte ungeheuer beredt sein, auch ohne klar definierbare Gefühle zu übermitteln, ohne überhaupt etwas zu vermitteln, das sich so ohne weiteres in Worte fassen ließ. Spargel sagte nichts. Er starrte Rudolph nur an, mit einem schwachen Hauch Mord und Totschlag in den Augen. Das reichte.
    Rudolph zuckte zusammen. Er murmelte etwas von einer Beschwerde gegen das FBI und verließ den Raum.
    Agent Tilly wandte sich wieder mir zu. Sein Blick wurde weicher, kurz blitzte sogar ein Lächeln auf. „Waren Sie es?“
    Ich hielt seinem Blick eine Sekunde lang stand. „Nein.“
    Tilly schürzte die Lippen, runzelte die Stirn, nickte mehrmals. „Gut.“
    Ich hob die Brauen. „Einfach so?“
    „Ich weiß, wann Menschen lügen“, sagte er schlicht.
    „Deshalb ist das eine eidesstattliche Aussage und kein Verhör?“
    „Es ist eine eidesstattliche Aussage, weil Rudolph das Blaue vom Himmel gelogen hat, als er Sie meinem Chef als Bombenleger präsentierte“, sagte Tilly. „Jetzt kenne ich Sie. Bombenlegen passt nicht zu Ihnen.“
    „Warum nicht?“
    „Ihre Wohnung ist ein einziges, chaotisches Durcheinander. Schlecht organisierte Bombenleger leben nicht lange. Jetzt bin ich dran. Warum will Ihnen jemand das mit dem Bürohaus anhängen?“
    „Politik, glaube ich“, sagte ich. „Murphy hat einer Menge Millionären ans Bein gepinkelt, als sie sich deren zwielichtige Geschäfte näher ansah. Geld übt Druck auf Politiker aus. Vermutlich kriege ich ein bisschen was vom überschüssigen Ärger ab, weil sie mich bei einigen Fällen als Berater angeheuert hat.“
    „Scheißchicago, Scheißmichigan“,

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