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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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und Martin und Susan meine Puppen?
    „Ich sehe dich immer gern, Lea“, sagte ich vorsichtig. „Trotzdem komme ich nicht umhin, mich zu fragen, was du hier willst.“
    „Ich will mich lediglich vergewissern, ob es deinem spirituellen Ich wohlergeht“, antwortete sie gelassen. „Ist das nicht Aufgabe einer Patin?“
    „Ich hatte irgendwie auf eine etwas genauere Antwort gehofft.“
    Sie lachte, ein wohltönendes Geräusch, das an Kirchenglocken in einer schneebedeckten Landschaft denken ließ. „Süßes Kind! Hast du denn nichts über die Feen gelernt?“
    „Schafft das überhaupt jemand? Etwas über die Feen zu lernen?“
    Ihre schlanken Finger streichelten Misters Fell. „Hältst du es für gänzlich unmöglich?“
    „Hältst dues für gänzlich unmöglich?“
    „Wie kann meine Meinung relevant sein, wenn es um die Wahrheit geht?“
    „Sollen wir den ganzen Tag damit verbringen, Fragen mit Gegenfragen zu beantworten?“
    Ihr Lächeln wurde breiter. „Würde dir das gefallen?“
    Kapitulierend hob ich beide Hände.
    Sie neigte anmutig den Kopf, ganz die großherzige Siegerin. Lea beherrschte Wortspielereien besser als ich, sie hatte aber auch ein paar Jahrhunderte länger Zeit zum Üben gehabt.
    Außerdem verlangte die traditionelle Höflichkeit, den Gast großherzig gewinnen zu lassen.
    „Ich kann dir sagen, was mir gefallen würde.“ Ich wies mit dem Kinn auf die beiden Kokons. „Es würde mir gefallen, wenn du die beiden da freiließest. Es handelt sich nicht um Räuber, sondern um Gäste, und wir sind hier immerhin in meinem Zuhause.“
    „Natürlich, mein Kind. Es ist ja auch nichts passiert.“ Die Fee schnippte mit den Fingern, woraufhin der Stoff, aus dem die Kokons gewebt waren, zu feinem, grünem Staub zerfiel, der sich rasch auflöste. Susan sackte schlaff von der Wand, aber ich stand bereit, um sie aufzufangen und sanft auf dem Boden abzusetzen.
    Martin erging es nicht so gut. Er plumpste von der Decke und landete unsanft auf einem dünnen Läufer, der den Betonboden bedeckte. Leider stand niemand bereit, um ihn aufzufangen. Schrecklich, ich weiß, ganz schrecklich.
    Eine kurze Untersuchung ergab, dass Susan auf den ersten Blick keine sichtbaren Blessuren aufwies. Sie atmete, ich konnte einen Puls fühlen. Damit waren meine Medizinkenntnisse aber auch erschöpft. Ich untersuchte Martin ebenfalls, der sich bedauerlicherweise in derselben Verfassung wie Susan befand.
    Immer noch am Boden neben Martin kauernd sah ich zu meiner Patin hoch. Mister hatte es sich inzwischen ganz auf ihrem Schoß gemütlich gemacht, lag auf dem Rücken und genoss in vollen Zügen ihre langen Finger, die ihm Bauch und Brust kraulten. Sein Schnurren hörte sich an wie ein gut geölter Motor. „Was hast du mit den beiden angestellt?“
    „Ich habe ihren Raubtiergeist in den Schlaf gelullt. Die armen Lämmer. Ihnen ist gar nicht bewusst, welche Kraft sie aus diesem Teil ihres Wesens beziehen. Vielleicht erweist sich ihnen dieses Erlebnis als nützliche Lehre.“
    Ich runzelte die Stirn. „Du hast ihren Vampir-Anteil schlafen geschickt?“
    „Natürlich.“
    Einen Augenblick lang saß ich völlig verdattert da.
    Wenn man die Vampir-Infektion, die in Halbvampiren wie Martin und Susan steckte, mit einem Zauber schlafen schicken konnte, dann konnte man doch auch bestimmt andere Dinge damit anstellen, oder? Sie unterdrücken, zum Beispiel, und zwar permanent …
    Vielleicht war es ja sogar möglich, den Infekt zu zerstören.
    Ich spürte, wie sich in meinem Kopf eine Tür öffnete, die ich vor langer, langer Zeit fest verschlossen hatte. Eine Tür, hinter der Hoffnung wartete.
    Vielleicht konnte ich sie alle beide retten.
    „Ich …“ Hilflos schüttelte ich den Kopf. „Ich habe nach einem Weg gesucht, um … ich habe … ich habe mehr als ein Jahr damit zugebracht, einen Weg zu finden, mit dem …“ Ich sah meine Patin an. „Wie hast du das geschafft?“
    Sie sah mir in die Augen und ihre Lippen verzogen sich zu etwas, das man nicht ganz als Lächeln bezeichnen konnte. „Ach, du liebes Kind! Informationen dieser Art sind Kleinodien. Was bietest du mir im Tausch für ein solches Juwel an Wissen?“
    Ich biss die Zähne zusammen. „Bei euch geht es immer um einen Tauschhandel, was?“
    „Natürlich, Kind. Aber ich halte mich stets an meinen Teil der Vereinbarung. Weswegen ich dich auch beschützt habe.“
    „Schutz? Du hast fast zwei Jahrzehnte lang versucht, mich in einen Hund zu verwandeln!“
    „Nur, wenn

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