Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher

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eintreten und zuschlagen – das konnte Michael nicht mehr für seine Tochter tun.
    „Ich sage dir jetzt mal was, Molly“, verkündete ich. „Wenn du je einen Retter brauchst, dann mache ich das. Einverstanden?“
    Molly sah mich an, Tränen in den Augen. Sie legte kurz die Hand auf meinen Arm und drückte fest zu, ehe sie ihren Blick entschlossen der Straße zuwandte und das Gaspedal durchtrat.
    ***
    Wir steuerten einen Drive-in-BK an und kehrten dann in meine Wohnung zurück.
    Kaum stand ich oben an der Treppe, die in mein Kellerdomizil führte, als sich schon wieder heftiger Zorn in mir regte. Sie hatten wie wild auf meine Tür eingehämmert, was ihr lediglich ein paar Kratzer eingetragen, das Holz außen herum allerdings völlig zerstört hatte. Widerstandsfähige Tür – aber der Rest? Ehe man die Stahlplatte wieder einhängen konnte, waren umfangreiche Reparaturarbeiten erforderlich, die meine Fähigkeiten auf diesem Gebiet höchstwahrscheinlich überstiegen.
    Zitternd vor Wut stand ich da. Es war ja nun nicht so, als lebte ich in einem Elfenbeinturm oder in St. Tropez. Meine Wohnung war, wenn man es genau nahm, kaum mehr als ein schäbiges Loch im Boden. Nicht viel dran, aber sie war mein einziges Zuhause. Der Ort, an dem ich mich wohlfühlte.
    Sie war meine Heimat.
    Die Rudolph mit seiner Bullenbande auseinandergenommen hatte. Ich schloss die Augen und holte tief Luft, um mich wieder einzukriegen.
    Molly legte mir die Hand auf die Schulter. „Ist doch nicht so schlimm! Ich kenne da einen guten Tischler, Carpenter heißt er.“
    Seufzend nickte ich. Klar: Wenn das alles hier vorbei war, würde Michael für mich da sein.
    „Hoffentlich taucht Mister bald wieder auf“, sagte ich. „Möglicherweise muss ich ihn irgendwo anders unterbringen, bis die Tür wieder in Ordnung ist.“ Ich kniff die Augen zusammen und starrte die Treppe hinunter. „Ich hoffe bloß, der …“
    Hinter mir ließ Mouse ein tiefes Knurren hören.
    Im Handumdrehen hatte ich den Sprengstock gezückt und hielt mein Schildarmband bereit. Mouse war kein Panikmacher, ich hatte ihn nie knurren hören, wenn nicht unmittelbar Gefahr der einen oder anderen Art im Verzug war. Ein kurzer Blick nach rechts: Der Grashüpfer war verschwunden. Schneller, als ich meine Verteidigung parat gehabt hatte.
    Ich holte tief Luft. Nachdenken, Harry, nachdenken. Ich kannte Mouse und sein Knurren, das einige Varianten aufwies. Das da hatte eigentlich nicht nach unmittelbar lauernder, dunkler Bedrohung geklungen. Auch seine Körperhaltung drückte nicht wie gerade eben noch gespannte Kampfbereitschaft aus. Er wirkte im Gegenteil halb entspannt, vorsichtig, aber nicht aggressiv. Mouse hatte etwas gerochen, das er für extrem gefährlich hielt, das aber trotzdem nicht gleich auf der Stelle angegriffen oder gar vernichtet werden musste.
    Langsam stieg ich die Stufen hinab, den Schild bereit, die linke Hand ausgestreckt, die Finger zu einer Schutzgeste gespreizt: Daumen, kleiner Finger und Zeigefinger steif und weit auseinander, die beiden mittleren Finger nach innen gebeugt. Mit der Rechten hielt ich den Sprengstock ausgestreckt vor mir. In den Runen brodelte rote Kraft, an der Spitze hatte sich eine helle Flamme gebildet, die mir einerseits den Weg beleuchtete, andererseits zerstören konnte, sollte es notwendig sein. Mouse hatte seine Schulter gegen meine rechte Hüfte gedrückt und kam mit mir die Treppe hinunter. Sein Knurren klang mittlerweile wie ein gut eingestellter, rund laufender Automotor.
    Unten im Wohnzimmer brannte ein Feuer im Kamin. Dessen Flammen, gepaart mit der kleinen oben an meinem Sprengstock und vereinzelten Strahlen der Nachmittagssonne, sorgten für ausreichende Sicht.
    Ich nehme an, das FBI hätte meiner Wohnung härter zusetzen können. Die Beamten hatten die Bücher, die sie aus den Regalen gerissen hatten, mehr oder weniger gestapelt, statt sie einfach auf den Boden zu werfen, sie hatten Möbel gerückt und bestimmt auch Polster entfernt, aber hinterher alles wieder aufgeräumt. Nicht ganz, wie es sein sollte, aber man sah, sie hatten sich Mühe gegeben. Auch die Küche hatten sie ähnlich höflich und gründlich auseinandergenommen, aber nicht zerstört.
    Mein Kopf registrierte all diese Einzelheiten, fand aber, sie kämen an zweiter Stelle. Hinter zwei Kokons aus grünlicher Seide nämlich, die die Größe von Särgen aufwiesen. Einer davon klebte unter der Decke, der andere an der Wand neben dem Kamin. Aus dem an der Wand ragte