Wandel
du ins Vagabundieren geraten bist und die Welt der Sterblichen verlassen hast!“ Sie schien ehrlich konsterniert, dass ich ihr ihr Verhalten übel nahm. „Wir hatten eine Abmachung, und du hast deinen Teil nicht freiwillig eingehalten. Außerdem sind Hunde so charmant.“ Sie strahlte Mouse an.
Der hatte sich bis jetzt noch nicht gesetzt. Er beobachtete sie mit ruhigem, wachsamem Blick, sein großer Körper war vollkommen reglos.
Noch immer verstand ich nicht, worauf meine Patin hinauswollte. „Aber du hast meine Schuld an Mab verkauft.“
„Genau! Zu einem ausgezeichneten Preis, wenn ich das mal so sagen darf. Alles, was zwischen dir und mir noch bleibt, ist meine Abmachung mit deiner Mutter. Es sei denn, du würdest gern noch einmal einen Kontrakt mit mir eingehen. In dem Fall natürlich …“
Mir liefen kalte Schauer über den Rücken. „Nein, danke.“ Erst jetzt wagte ich, meine Schilde zu senken. Die Leanansidhe strahlte. „Ich habe dich in Mabs Turm gesehen“, sagte ich.
In den smaragdgrünen Augen flackerte etwas Dunkles auf, und die Sidhe wandte hastig das Gesicht ein wenig zur Seite. „Ach ja“, sagte sie leise. „Dann hast du gesehen, wie meine Königin ein Gebrechen heilt.“
„Was für ein Gebrechen?“
„Der Wahnsinn hatte von mir Besitz ergriffen“, wisperte sie. „Ich war nicht mehr Herrin meiner selbst. Trügerische Geschenke …“ Sie schüttelte energisch den Kopf. „Ich denke nicht mehr daran, damit ich nicht erneut anfällig werde. Es mag reichen, wenn ich sage, dass es mir jetzt viel besser geht.“ Sie fuhr mit den Fingerspitzen durch eine der schneeweißen Strähnen in ihrem Haar. „Die Stärke meiner Königin hat gesiegt, und mein Verstand gehört wieder ganz allein mir.“
„Du wolltest dich vergewissern, dass es meinem spirituellen Ich wohlergeht“, murmelte ich leise. Langsam fiel es mir wie Schuppen von den Augen. „Der Garten auf der anderen Seite dieses Hauses … das ist deiner!“
„Natürlich, Kind“, sagte sie. „Fandest du es nie seltsam, dass in deinem doch oft von Gewalt heimgesuchten Leben keiner deiner Feinde – nicht einer! – je versucht hat, von der anderen Seite aus in dein Heim vorzudringen? Dass niemals ein Geist kam, um in deinem Bett, deiner Dusche, deinem Kühlschrank Gestalt anzunehmen? Dass nie jemand einen Korb voll Vipern in deinen Schrank gekippt hat, damit sie in deinen Schuhen, den Socken, den Taschen deiner Kleidung Zuflucht suchen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Süßes, süßes Kind. Wärst du viel weiter gegangen, dann hättest du den Berg aus den Knochen all derer gesehen, die versucht haben, dich zu erreichen, und von mir vernichtet wurden.“
„Na, ja – um ein Haar wäre ich selbst auf dem Haufen gelandet.“
„Papperlapapp! Natürlich mussten meine Beschützer jeden angreifen, auch jemanden, der so aussieht wie du. Wir konnten nicht zulassen, dass sich ein schlauer Gestaltwandler an uns vorbeischleicht.“ Sie seufzte. „Wie schrecklich du unter meinen Schlüsselblumen gewütet hast! Wirklich, Kind, es gibt außer Feuer auch noch andere Elemente. Du solltest langsam anfangen, deine Arbeit etwas interessanter zu gestalten. Jetzt habe ich zwei hungrige Mäuler zu stopfen statt eines.“
Was sollte ich dazu sagen? „Beim nächsten Mal passe ich besser auf.“
„Danke, das wüsste ich sehr zu schätzen.“ Sie betrachtete mich ruhig. „Ich wache schon Zeit deines Lebens über dich. Ich bin dir in der Geisterwelt gefolgt. Ich habe auf der anderen Seite Beschützer und Schutzvorkehrungen erschaffen, die deinen Schlaf behüten, über dein Heim wachen sollten, und du ahnst nicht auch nur im Entferntesten, wie viele versucht haben, dir Schaden zuzufügen.“ Sie zeigte ihre zart gespitzten, weißen Hundezähnchen. „Wie viele es versucht haben und gescheitert sind.“
Das erklärte dann auch, warum sie wirklich jedes Mal ganz in der Nähe gewesen war, wenn ich das Niemalsland betrat. Warum sie meine Spur nur Sekunden, nachdem ich ein Tor durchschritten hatte, aufnehmen konnte.
Weil sie dort gewesen war, weil sie mich beschützt hatte.
Vor allem – außer vor ihr selbst.
„Nun denn“, sagte sie sachlich. „Du hast eine bemerkenswerte Deponie an Ausrüstungsgegenständen zur Aufbewahrung in meinem Garten zurückgelassen.“
„Es war ein Notfall.“
„Davon war ich ausgegangen.“ Sie nickte. „Ich werde die Sachen natürlich sicher verwahren oder zurückgeben, ganz wie du wünschst, und solltest du
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