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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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konnte sich jederzeit mühelos der Verfolgung entziehen. Gehen, wohin er wollte. So gut wie allem aus dem Weg gehen. Mehr Informationen sammeln, als es irgendjemandem sonst möglich war.
    Diesem winzigen Edelstein wohnte eine solch subtile Kraft inne, wie ich sie noch nie erfahren hatte. Welche Kraft. Welche Macht.
    Welche Versuchung.
    Würde ich in der Lage sein, damit umzugehen? Ein Heiliger war ich noch nie gewesen.
    Andererseits hatte ich auch noch nie ein Werkzeug gesehen, das so offensichtlich dazu bestimmt war, einem Mann zu helfen, der für seine kleine Tochter da sein wollte. Der auftauchen wollte, wenn sie ihn dringend brauchte. Egal wo mein Mädchen auch sein mochte, ich konnte zu ihr gelangen. Zu ihr gelangen und ungehindert auch wieder wegkommen.
    Maggie.
    Ich streckte die Hand aus und nahm den Edelstein aus der Hand meiner Patin.

16. Kapitel
    H arry“, rief Molly von oben , aus dem Wohnzimmer. „Ich glaube, sie wachen auf.“
    Ich beschäftigte mich gerade mit meiner Kette und dem Pentakel daran. Der kleine fünfeckige Rubin war eindeutig für genau dieses Schmuckstück zugeschnitten, nur hatte ich mich vor einiger Zeit gezwungen gesehen, die Kette als Ersatz für eine Silberkugel einzusetzen, was den fünfzackigen Stern mit dem Kreis darum einer erheblichen Belastung ausgesetzt hatte. Er hatte sich damals leicht verzogen. Ehe ich den Rubin einsetzen konnte, musste das Schmuckstück wieder gerichtet werden, und genau das hatte ich gerade getan, mit den winzigen Werkzeugen zur Schmuckherstellung, mit denen ich gewöhnlich Klein-Chicago auf neuesten Stand brachte.
    Jetzt durfte ich mit ansehen, wie der Rubin im Zentrum des Pentakels einrastete wie in eine eigens für ihn geschaffene Fassung. Ich schüttelte die Kette probehalber ein paarmal – alles saß prima, der Stein blieb, wo er war. Da ich in diesem Fall aber keine unnötigen Risiken eingehen wollte, drehte ich das Pentakel sicherheitshalber um und versah die gesamte Rückseite mit einem dicken Klecks Alleskleber. Das sah von vorn vielleicht nicht mehr ganz so hübsch aus, sobald der Kleber getrocknet war, aber für Feinheiten fehlte mir einfach die Zeit.
    „Das wird reichen, Schweinebacke“, murmelte ich vor mich hin. Ich sah zu Bobs Regal auf, wo sich Mister zwischen den Taschenbüchern ausgebreitet hatte. Ein paar von ihnen dienten ihm als Kopfstütze, während er sich damit vergnügte, einen Berg Kerzenwachs mit den Krallen zu bearbeiten. Ich streckte die Hand aus, um Mister hinter den Ohren zu kraulen, wofür er sich mit lautem Schnurren bedankte. Ich würde Bob so bald wie möglich zurückholen, versprach ich mir. Der Schädel war wie die Schwerter zu wertvoll und zu gefährlich, um unbewacht hier im Keller rumzuliegen. Wahrscheinlich ruhten sie in Leas blutrünstigem Garten sicherer, als sie es hier in meiner Wohnung je gewesen waren.
    Ich ließ das Amulett meiner Mutter und den glitzernden Rubin auf dem Arbeitstisch liegen, damit der Kleber in Ruhe austrocknen konnte, und tappte die Trittleiter hoch.
    Susan lag auf der Couch. Ich hatte sie dort hingelegt, ihr ein Kissen unter den Kopf geschoben und eine Wolldecke über sie gebreitet. Molly war so nett gewesen, Martin auf eine Isomatte zu rollen, die ich manchmal zum Camping mitnahm, und hatte auch ihm Kissen und Decke zukommen lassen. Mouse lag neben Martin und schlief. Obwohl er die Augen geschlossen hatte und leise schnarchte, zuckten seine Ohren bei jedem Geräusch.
    Während ich unten im Labor gewesen war, hatte Molly oben aufgeräumt und saubergemacht. Wahrscheinlich kannte sie sich mit der Ordnung in meiner Küche ohnehin besser aus als ich. Oder sie ordnete sie gerade vollständig neu. So oder so: Wenn ich mir das nächstemal ein Ei braten wollte, würde ich die kleine Pfanne bestimmt erst dann finden, wenn ich die große schon benutzt und auch abgewaschen hatte.
    Ich hockte mich neben Susan, die sich gerade rührte und leise etwas vor sich hinflüsterte. Sie gab einen lauten Schnaufer von sich – dann riss sie panisch die Augen auf.
    „Ganz ruhig“, sagte ich sofort. „Hallo Susan. Ich bin’s, Harry. Du bist in Sicherheit.“
    Meine Worte brauchten ein paar Sekunden, um bei ihr anzukommen. Dann entspannte sie sich, blinzelte ein paarmal verwirrt und wandte mir den Kopf zu.
    „Was ist mit mir passiert?“, wollte sie wissen.
    „Jemand hat dich fälschlicherweise für einen Einbrecher gehalten, Magie eingesetzt und dich schlafen geschickt.“
    Sie runzelte müde die Stirn.

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