Wandel
Unterschied kaum zu hören. Es knallte ein paar Mal befriedigend laut und dumpf, dann standen die Autos in hellen Flammen.
Der Wachmann auf dem Turm brüllte etwas in sein Funkgerät, erhielt aber offensichtlich keine Antwort. Kein Wunder: Die zweite Kamera, die ich lahmgelegt hatte, befand sich oben am Turm. Höchstwahrscheinlich hatte mein Zauber das Funkgerät gleich mit ausgeschaltet. Während er da oben hektisch beschäftigt war, krochen Susan, Martin und ich durch den Zaun und huschten hinüber zu den Schatten am Fuß einer der beweglichen Lagereinheiten.
Gerade ging zwischen zwei brennenden Wagen ein weiteres Fahrzeug lautstark in die Luft und brannte bald heller als seine beiden Nachbarn. Sekunden später blitzten an verschiedenen Punkten der Anlage rote Lichter auf, und eine Sirene, die stark an ein Nebelhorn erinnerte, setzte ein. Am Eingang zur Anlage fuhr ein riesiges Metalltor nach oben.
Die beiden Patrouillenleute mit dem vorübergehend behinderten Deutschen Schäferhund kamen als erste herausgestürmt, dicht gefolgt von fast einem Dutzend weiterer Männer in Uniform und Uniformteilen: Bei einigen sah es aus, als wären sie soeben aus dem Bett gesprungen und hätten übergeworfen, was ihnen gerade in die Hände gefallen war. Ein paar schleppten doch tatsächlich Feuerlöscher an – als würden die bei einem Feuer dieses Ausmaßes auch nur im Geringsten nützen. Viel Spaß damit, Jungs!
Sobald der letzte Wachmann an uns vorbeigerannt war und die gesamte Mannschaft mit weit offenem Mund die brennenden Autos anstarrte, stürmte ich los. Ich konzentrierte all meine Energie auf den Schleier, darauf vertrauend, dass Susan und Martin dicht hinter mir blieben. Das taten sie auch. Wir stürmten durch das Garagentor auf die lange Rampe, die in die eigentliche Anlage führte.
„Ihr geht voran!“ Martin hatte sich einem Kontrollbrett an der Wand zugewandt und eine Art Multitool gezückt. „Ich mach hier die Tür zu.“
„Solange du sie hinterher auch wieder aufkriegst“, murmelte ich.
„Ja doch, Dresden! Ich habe so was schon gemacht, da war an dich überhaupt noch nicht zu denken.“
„Lass die Unsichtbarkeit lieber fallen“, sagte Susan. „Das, was wir suchen, könnte auf einem Computer sein, und da …“
„Sollte ich mich mit der Magie zurückhalten, bis wir Genaueres wissen. Verstanden.“
Je weiter wir in die Anlage vordrangen, desto deutlicher wurde, dass die Höhlen, in denen sie sich befand, sehr tief in den Fels hineinreichten. Nach etwa vierhundert Metern auf der spiralförmig nach unten führenden Rampe hatten wir gut hundert Meter Höhenunterschied überwunden. Es wurde langsam kälter, die Luft passte sich der Temperatur unter der Erde an.
Mehr noch: Sie hatte eine eindeutig spirituelle Kälte angenommen. Energie, die Übles wollte, waberte langsam und zäh wie halb eingedickter Honig um uns herum. Sie hatte etwas Hämisches, Knauseriges an sich, und unwillkürlich schossen mir Bilder vom habsüchtigen alten Smaug durch den Kopf, wie er auf seinen gehorteten Reichtümern schlummerte. Deswegen also hatte der Rote Hof diesen Ort zur Aufbewahrung seiner dunklen Schätze gewählt: Die im Raum vorhandene negative Energie war an sich für niemanden direkt gefährlich, würde aber, wenn man ihr nur einen kleinen Schubs gab, die magischen Geräte hier schützen und vor dem Zahn der Zeit bewahren.
Die Rampe öffnete sich zu einem größeren Bereich hin, der mich an die Innenflure großer Sportarenen erinnerte. Vor uns lagen drei Türen. Eine davon mit der Aufschrift „Schlafraum“stand halb offen, die zweite mit der Aufschrift „Verwaltung“ war geschlossen.
Bei der letzten Tür handelte es sich um eine kolossale Tresortür aus Stahl mit der Aufschrift „Lager“ . Davor erstreckte sich eine Laderampe, seitlich mit gelben und schwarzen Sicherheitsstreifen versehen. Passend dazu parkte ganz in der Nähe ein großes Transportfahrzeug.
Ach ja: Und vor der Tür zum Lager standen zwei Wachleute mit ziemlich bedrohlich wirkenden schwarzen Gewehren.
Susan zögerte keine Sekunden. Nur noch als fliegender Schatten erkennbar stürzte sie sich mit fast übermenschlicher Geschwindigkeit auf die beiden. Der erste Wachmann ging zu Boden, ehe er ihren Angriff überhaupt mitbekommen hatte. Der zweite hatte mich aufs Korn genommen und sofort das Feuer eröffnet. Nur hatte er in seiner Eile das Zielen vergessen, und obwohl es ja überall hieß, man treffe mit einem Schrotgewehr so ziemlich alles,
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