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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Gebüsch aus zähen, sehnigen Pflanzen, in dem sich kaum hörbar schnelle, leise Tiere bewegten. Hinter uns stand das Tor in der Luft, auch diesmal ein Kreis. Dahinter lag der zugemauerte Eingang zu einem schon vor langer Zeit stillgelegten Bergwerk.
    „Wo müssen wir lang?“, fragte Martin.
    „Dorthin. Noch achthundert Meter.“ Den anderen beiden voran zog ich los.
    ***
    Das Versteck des Lagers war verdammt gut gewählt, das musste ich zugeben. Wir waren so weit draußen in der bergigen Wüstenlandschaft, dass man von hier aus verdammt lange unterwegs sein musste, um irgendwo hinzukommen. Man hatte die Anlage, auf die wir es abgesehen hatten, in ein Granitplateau am Ende eines Canyons eingelassen, ins untere Ende einer Sackgasse also. Nur eine Straße führte zu dem Plateau, und der Boden des Canyons war so breit, flach und bar jeder Felserhebung, dass man sich nirgendwo verstecken oder im Ernstfall Deckung suchen konnte. Noch dazu hatte man die Wände des Canyons begradigt. Man hatte sie wohl mit Hilfe von Sprengungen glattgeschliffen, und sie fielen so steil ab, dass man einen Hubschrauber oder mehrere Hundert Meter Seil brauchte, um auf den Grund zu gelangen.
    Es sei denn, man kannte einen Magier.
    „Für jeden eins“, sagte ich. Es war sehr frisch geworden, mein Atem bildete beim Sprechen eine Dampfwolke. Ich gab Martin und Susan je ein Reagenzgläschen mit einer hellblauen Flüssigkeit darin. „Nehmt. Trinkt die eine Hälfte jetzt, die andere spart euch für später auf.“
    „Was ist das?“, wollte Susan wissen.
    „Ein Fallschirm“, erklärte ich. „Eigentlich ist es ein Flugtrank, aber ich habe ihn verwässert. Damit dürften wir sicher unten im Tal landen.“
    Martin musterte erst sein Reagenzglas, dann mich.
    „Harry?” Susan wusste nicht recht, was sie sagen sollte. „Bei meiner ersten Begegnung mit einem Zaubertrank von dir wurde die ganze Sache leicht … peinlich.“
    Ich verdrehte die Augen. „Rollt euch am Ende ab.“ Ich kippte mir die Hälfte meines Fläschchens hinter die Binde und trat über den Klippenrand.
    Die Sache mit dem Fliegen fiel keinem Magier einfach so in den Schoß. Die Magie funktionierte bei jedem ein bisschen anders, und wie sie bei einem selbst funktionierte, bekam man nur raus, indem man es ausprobierte. Versuch mache klug, hieß es ja, nur ging es beim Fliegen darum, relativ schnell relativ viel Abstand zwischen sich und dem Boden zu schaffen. Wenn so ein Versuch schieflief … viele Möchtegern-Aeromanten beendeten leider ihre Karriere (und ihr Leben) gleich mit dem ersten Fehlschlag.
    Fliegen war schwer, fallen dagegen kinderleicht.
    Ich stürzte eine Sekunde lang sehr schnell, dann immer langsamer, bis ich es schaffte, eine Geschwindigkeit von etwa 25 km/h beizubehalten. Nicht lange, und ich spürte den Boden der Wüste unter den Füßen, rollte mich ab, um die Wucht des Aufpralls gleichmäßiger zu verteilen, stand auf, bürstete mir den Staub von den Beinen und sah zu, wie Susan und Martin ganz in der Nähe ebenfalls problemlos landeten.
    „Nett!“ Susan sprang probeweise in die Luft und strahlte bis über beide Ohren, als sie langsamer als sonst wieder am Boden aufkam. „Total cool – und die andere Hälfte trinken wir, um wieder raufzukommen?“
    „Mit diesem Zeug dürfte der Aufstieg spielend zu bewältigen sein“, sagte ich. „Trotzdem werden wir uns beeilen müssen. Die Wirkung hält ungefähr zwanzig Minuten lang an.“
    Susan richtete die Riemen des kleinen Rucksacks, den sie sich umgehängt hatte. „Verstanden.“
    „Kommt näher. Wenn ich uns alle drei verschleiern will, müsst ihr auf Armeslänge rankommen.“
    Brav rückten Susan und Martin mir dichter auf die Pelle. Ich mühte mich mit Konzentration und Fokus ab, hatte es aber nach ein paar Sekunden wirklich geschafft, uns in einen Schleier zu hüllen, der uns unsichtbar machte und auch dafür sorgte, dass sich unsere Wärmesignale auflösten. Perfekt war die Sache nicht, auf einem Nachtsichtgerät tauchten wir wohl auf die eine oder andere Art immer noch auf, aber ich zählte darauf, dass Wachleute, die ein so einsam gelegenes Gelände bewachten, im Alltag kaum mit so spezifischen Problemen rechneten, wie wir eins darstellten. Eigentlich baute ich darauf, dass sie gar nicht mit Problemen rechneten, sondern sich im Laufe der Zeit in einer verlässlichen, gemütlichen Routine eingerichtet hatten, wie man es nun mal als Wachmensch machte, solange selten etwas passierte. Jede Routine

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