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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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was einem auch nur halbwegs in die Ziellinie lief, war das nach wie vor ein Gerücht. Im Ernstfall, wenn man unter Druck stand, erforderte es einiges an Geschick, ein Schrotgewehr richtig zu bedienen, Geschick, das der Wachmann in seiner Panik missen ließ. Seine Kugeln schwirrten wie aufgebrachte Wespen um mich herum, als ich mit drei schnellen Schritten nach links auswich, um durch die offene Tür in den Schlafraum zu entweichen, was mich aus der Schusslinie brachte.
    Draußen krachte es – wahrscheinlich traf gerade ein Gewehrkolben mit einem Schädel zusammen –, worauf Susan sagte: „Kannst rauskommen, die Luft ist rein.“
    Die Hände in den Manteltaschen kam ich aus der leeren Baracke geschlendert. Beide Wachen lagen besinnungslos zu Susans Füßen. „Gott, bin ich gut!“, sagte ich.
    Susan nickte und schleuderte die Gewehre so weit weg, dass die beiden bewusstlosen Männer beim Aufwachen so schnell nicht drankommen würden. „Das beste Ablenkungsmanöver aller Zeiten.“
    Ich trat neben sie. Gemeinsam fixierten wir die fest verschlossene Lagertür. „Wie kommen wir da rein?“, wollte ich wissen.
    „Gar nicht.“ Susan zog einen Satz kleinerer Schmiedewerkzeuge aus dem Rucksack, ignorierte die Stahltür und baute sich vor der Tür zur Verwaltung auf. „Was wollen wir denn mit ihren Schätzen? Wir brauchen nur die Quittungen.“
    Susan knackte das Schloss wie ein Profi. Auch ich hatte im Laufe meiner Kariere ein paar einfache Einbruchstechniken aufgeschnappt, aber sie schien in den letzten Jahren in dieser Richtung Expertin geworden zu sein. Ein Blick auf das fragliche Schloss, und schon hatte sie das passende Werkzeug parat, und die Tür war so verdammt schnell geöffnet, als hätten wir den Schlüssel dabei gehabt. „Du wartest hier“, befahl Susan. „Wehe, du machst was kaputt!“
    Brav faltete ich die Hände auf dem Rücken und machte ein achtbares Gesicht. Susan grinste kurz, aber strahlend und verschwand im Büro.
    Während sie nach den Quittungen fahndete, unterzog ich den Schlafraum einer kurzen Durchsuchung. Meine beiden Schießeisen ruhten ja noch zusammen mit meinen anderen anrüchigen Besitztümern tief in der Erde von Leas Garten, und ich war nicht gern unbewaffnet. Schon aus Prinzip nicht. Magie war verdammt cool, wenn es ungemütlich wurde, aber manchmal ließ sich eine Handfeuerwaffe einfach durch nichts ersetzen. Das waren nun mal ausgezeichnete, wenn auch hoch spezialisierte Werkzeuge.
    Schon nach zwei Sekunden hatte ich im Schlafraum das eine oder andere Passende entdeckt. Ich entschied mich für eine Halbautomatik, suchte die dazugehörigen Ladestreifen, weil es immer gut war, ein paar in Reserve zu haben, und verstaute beides in den Taschen meines Ledermantels. Die großen Schusswaffen lagerten in einem dafür vorgesehenen Ständer. Ich wählte ein Sturmgewehr aus, bei dem sich zwei Ersatzmagazine gleich in einer Vorrichtung am Gewehrschaft befanden.
    Gewehre waren nicht meine Stärke, aber ich wusste immerhin, dass ich in der Kammer nachsehen musste. Es befand sich keine Kugel darin, und die Waffe war gesichert, also hängte ich sie an ihrem Nylonriemen über die Schulter, ehe ich mich wieder vor der Tür zur Verwaltung aufbaute.
    Hinter der Tür hörte ich Susan wortreich und unter Verwendung beängstigend eindeutiger Bilder fluchen – schlimmer als der letzte Bierkutscher. „Nichts. Jemand war vor uns hier. Vor nicht mal zwei Stunden haben sie alles ausradiert, was sich auf die Lieferung bezog.“
    „Was ist mit Ausdrucken?“
    „Harry!” Susan verdrehte die Augen. „Hast du je vom papierlosen Büro gehört?“
    „Natürlich. Mit dem papierlosen Büro ist das wie mit dem Yeti: Alle möglichen Leute kennen angeblich wen, der ihn schon mal gesehen hat, aber man selbst kriegt ihn nie zu Gesicht. Obwohl – ich glaube, ich habe ihn wirklich mal getroffen, scheint ein netter Kerl zu sein. Egal: Der Vergleich hinkt trotzdem nicht. Du darfst nicht vergessen, wer die Sache hier leitet. Hältst du Arianna für ein Computergenie? Glaub mir: Jeder, der mehr als zweihundert Jahre auf dem Buckel hat, bewahrt von allem mindestens drei Kopien auf.“
    Susan hob kritisch die Brauen, konnte mir aber nicht direkt widersprechen. „Gut, dann komm mal mit.“
    Wir gingen rein und stellten das Büro auf den Kopf. Es gab Ordner ohne Ende, aber da wir die Identifikationsnummer auf unserer Lieferung magischer Artefakte kannten (000937, falls das wichtig sein sollte), waren die rasch

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