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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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führte irgendwann zum Nachlassen der Wachsamkeit, das lag in der Natur des Menschen.
    Ich winkte, und wir drei machten uns auf Richtung Anlage. Ohne gehetztes Huschen von Schatten zu Schatten, ohne tarnende Kriegsbemalung. Das erledigte alles der Schleierzauber. Wir brauchten nichts weiter zu tun, als auf Unebenheiten im Gelände zu achten und dicht beisammen zu bleiben. Letzteres hätte mehr Spaß gemacht, wäre Martin nicht mit von der Partie gewesen.
    Knapp dreißig Meter vom Zaun entfernt blieb ich stehen und wies auch die anderen an, nicht weiterzugehen. Ich hob meinen Stab, richtete ihn auf die erste Überwachungskamera und flüsterte: „Hexus.“
    Ich war es nicht gewohnt, mit der einen Hand den anspruchsvollen Schleierzauber aufrechtzuerhalten und mit der anderen einen zweiten Zauber zu wirken. Der Technologiezauber mochte nicht weiter schwierig sein, aber trotzdem fürchtete ich, der Schleier könnte mir entgleiten. Kurz wackelte er auch, hatte sich aber rasch wieder stabilisiert. Die Kamera war ausgeschaltet.
    Wir drehten eine Runde um das Gelände, damit ich auch die anderen Kameras zu nutzlosem Schrott hexen konnte. Bei Kamera Nummer drei packte mich Susan plötzlich am Arm: Ganz in der Nähe drehte die Fußpatrouille ebenfalls ihre Runde.
    „Der Hund“, flüsterte Susan. „Der nimmt doch unsere Witterung auf.“
    Martin hatte bereits eine kurze Pistole aus der Jacke gezogen, auf deren Lauf er gerade einen Schalldämpfer steckte.
    „Nein“, fauchte ich. In der Tasche meines Ledermantels befand sich noch ein Zaubertrank, den ich extra für diese Unternehmung gebraut und in eine zarte, runde Glaskugel gefüllt hatte, deren Wände nicht dicker als Papier waren. Diese Kugel warf ich nun dem näherkommenden Hund entgegen und hörte zufrieden, wie sie mit leisem Knistern zerbrach.
    Kurz darauf kamen die Wachleute mit ihrem Hund an der Stelle vorbei, an der meine kleine Überraschung gelandet war. Der Hund schnüffelte äußerst interessiert, wurde mit einem kurzen Leinenruck zur Ordnung gerufen, beeilte sich, seine Menschen einzuholen, und alle drei gingen weiter, ohne auch nur einen Blick in unsere Richtung geworfen zu haben.
    „Morgen früh hat der Hund seinen Geruchssinn und sein Gehör wieder“, flüsterte ich. „Die Typen machen nur ihre Arbeit. Dafür bringen wir sie nicht gleich um.“
    Das Konzept schien Martin neu, er wirkte verblüfft. Seine Pistole behielt er jedoch in der Hand.
    Wir umrundeten den Zaun bis dahin, wo er auf die Wand des Canyons traf. Auf der anderen Seite lag ein großer Parkplatz. Susan holte einen Seitenschneider aus ihrem Rucksack und wollte dem Stacheldraht schon zu Leibe rücken, als Martin in letzter Sekunde ihre Hand festhielt. „Strom!“, wisperte er. „Dresden?“
    Ich ächzte leise. Jetzt, wo er es erwähnt hatte, meinte auch ich, es zu spüren – das beinahe unhörbare Summen fließenden Stroms. Inzwischen standen die Härchen auf meinen Armen zu Berge. Es war simpel, ein Gerät mit einem Mikrochip darin zu verhexen, aber Strom aufzuhalten, der durch leitendes Material floss, war ungleich schwieriger. Ich gab mir alle Mühe, um meinen besten Zauber dorthin zu schicken, wo die Zaundrähte mit einer Stromleitung verbunden waren, und kurz darauf belohnte mich der beißende Geruch brennenden Gummis. Martin streckte die Hand aus und berührte den Zaun mit dem Handrücken, ohne dass seine Hand verkohlt wäre.
    „Alles klar.“ Susan machte sich daran, uns den Weg freizuschneiden. Sie wartete jeweils ab, bis der peitschende Wind, der durch den Canyon pfiff, ein Crescendo erreicht hatte, bevor sie den Seitenschneider benutze, der so kaum zu hören war. Klang der Wind ab, wartete sie geduldig bis zum nächsten Höhepunkt, ehe der nächste Draht drankam. „Wo bleibt die Ablenkung, Harry?“
    Richtig, die Ablenkung. Ich schob meinen Sprengstock durch eine Lücke im Zaun, zielte sorgsam, prüfte mit einem kurzen Blick zum Wachturm, ob der Posten dort auch in die falsche Richtung schaute, und flüsterte: „Fuego, fuego, fuego, fuego.“
    Winzige Kugeln aus gedämpft rotem Licht lösten sich aus dem Stab und huschten flackernd hinüber zum Parkplatz auf der anderen Seite. Dort schmolzen sie sich zischend einen Weg durch die Heckteile mehrerer Fahrzeuge bis hin zu deren Benzintanks.
    Das Resultat war vorhersehbar. Wenn ein Benzintank in die Luft ging, gab es keinen ganz so lauten Knall wie bei einer richtigen Bombe, aber aus einigen Metern Entfernung war dieser

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