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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Minute später wagte, den Mund aufzumachen, klang meine Stimme rau und heiser. „Du gehst schon zu lange bei einem Magier in die Schule. Du kannst einen ganz schön manipulieren.“
    Molly schniefte ein paarmal. Als ich die Augen öffnete, sah ich, wie sie lautlos vor sich hin weinte. „Das hat mir kein Magier beigebracht. Das war meine Mutter.“
    „Aha.“ Ich nickte.
    Sie sah mich an und machte Anstalten, sich die Tränen abzuwischen. „Du siehst schrecklich aus.“
    „Ich konnte ein paar Dinge herausfinden.“
    Sie biss sich auf die Lippen. „Es steht schlecht. Oder? Was du herausgefunden hast, ist schlimm.“
    Ich nickte. „Echt übel. Wir sind …“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, wie wir es ohne Unterstützung durch den Weißen Rat schaffen sollen.“
    „Es gibt einen Weg“, sagte Molly. „Es gibt immer einen Weg.“
    „Das ist … das ist irgendwie genau das Problem.“ Ich warf einen Blick auf das elend überorganisierte Bücherregal neben mir. „Ich … ich glaube, ich wäre gern mal ein Weilchen allein.“
    Molly sah mich an, als hätte sie Angst, mit einem falschen Wort, einer falschen Bewegung irgendetwas kaputt zu machen. „Bist du ganz sicher?“
    Mouse winselte leise.
    „Ich tue schon nichts Drastisches“, versprach ich. „Noch nicht“, dachte ich.
    „Ich brauche bloß mal ein bisschen Zeit für mich.“
    „Gut.“ Molly nickte. „Komm, Mouse.“
    Mouse betrachtete mich sorgenvoll, tappte dann aber doch brav hinter Molly her aus der Wohnung und die Treppe hoch.
    Ich ging ins Badezimmer, drehte die Dusche auf, zog mich aus und stellte mich unter das kalte Wasser, wo ich eine ganze Weile einfach nur dastand, das Wasser auf mich herunterprasseln ließ und nachzudenken versuchte.
    Überwiegend dachte ich daran, wie gut sich Susans Mund angefühlt hatte, und wartete darauf, dass es dem kalten Wasser gelang, diesen Gedanken auf ein erträgliches Maß herunterzuschrauben. Danach dachte ich an Vadderungs Warnungen den Roten Hof betreffend.
    Ich hatte mir im Laufe meines Lebens schon ein paar echt harte Typen vorgeknöpft. Aber keiner von denen war ein gottgleiches Wesen gewesen – oder ein Rest eines solchen oder was immer die Herren der äußeren Finsternis und deren König sein mochten. Solche Kreaturen konnte man nicht direkt herausfordern, wenn man die Auseinandersetzung gewinnen wollte. Natürlich verfügte ich über Kräfte – an guten Tagen durfte man mich, ohne dass ich widersprochen hätte, gern zu den besten zwanzig, dreißig Magiern des Planeten zählen, wenn es um magische Muskelkraft ging. Auch meine Technik und meine Fertigkeiten waren schon viel besser geworden. Noch ein-, zweihundert Jahre, und ich gehörte bestimmt zu den führenden drei Magiern auf Erden.
    Nur hatte Marcone recht: So lange würde ich nie und nimmer am Leben bleiben. Das Oberraubtier des Betondschungels war nicht dumm, er sah das durchaus richtig. Sogar mir war ja klar, ich würde die nächsten zwei, drei Tage höchstwahrscheinlich nicht überleben.
    Ich konnte die Herren des Roten Hofes nicht herausfordern und siegen.
    Aber sie hatten mein kleines Mädchen.
    Ich weiß – es hätte keine Rolle spielen dürfen, dass sie nun ausgerechnet meinkleines Mädchen war, der Gedanke an irgendeinkleines Mädchen in den Klauen dieser Monster hätte mich genauso in Rage bringen müssen. Aber es spielte eine Rolle. Es spielte sogar eine verdammt große Rolle.
    Ich stand unter der Dusche, bis das kalte Wasser sämtliche Hormone zum Schweigen gebracht hatte, alle Gefühle, all die hirnlose Kraft von Blut, das nach Blut verlangt. Das Nachdenken hatte mir eine Erkenntnis beschert: Mir standen drei Wege offen.
    Der Feind war stark. Also konnte ich, erste Möglichkeit, dafür sorgen, dass ich nicht allein war, wenn ich ihn mir vorknöpfte. Ich konnte jeden einzelnen meiner Freunde zusammentrommeln, jeden Verbündeten, jeden dubiosen Typen, der mir noch einen Gefallen schuldete. Mit ausreichender Unterstützung konnte man den Ausgang einer jeden Schlacht wenden, und über eins machte ich mir keine Illusionen: Es würde eine Schlacht von epischen Ausmaßen werden.
    Bei dieser Überlegung gab es nur ein Problem: Wer würde schon auftauchen, um mit mir in einen so verzweifelten Kampf zu ziehen? Meine Freunde, niemand sonst, und meine Freunde würden sterben. Denn ich musste sie, wortwörtlich, als Schutzschild gegen die überwältigenden Kräfte des Roten Königs und seiner Leute benutzen, wobei mir klar war,

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